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In den Netzen nichts Neues |
Vuk Cosic ist Netizen mit einer interessanten Geschichte. Zur ASCII Art kam er über den Umweg der "klassischen" Netzkunst.
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Vuk Cosic, avantgardistisches Multitalent
und Enfant terrible der net.art-Szene, tourt zur Zeit mit verschiedenen
ASCII-Projekten durch die internationale Kunstwelt. Say Cheeeese! In Wien macht seine "Instant ASCII Camera" im
Rahmen der Ausstellung Get
together in der Wiener Kunsthalle Station. Gleich einem
Passbildautomaten wirft die Maschine, deren Software von Luka Frelih
entwickelt wurde, bei Knopfdruck eine Abbildung des Benutzers aus. Aber
nicht jeder erkennt sein Antlitz sofort wieder, wenn die Konturen und
Schattierungen des Gesichtes nur mit Buchstaben und Symbolen
nachgezeichnet werden. Die Realität verändern, aber bewusst
Ein anderes Cosic-Projekt hört sich - im ersten Moment - weit
spektakulärer an, als es tatsächlich ist. Der Künstler übersetzte einen
der ersten erfolgreichen Pornostreifen der Filmgeschichte, "Deep Throat",
in den ASCII-Code. Eineinhalb Stunden lang ficken und blasen kleine grüne
Buchstaben, was das Zeug hält.
Porno in Grün Aber warum gerade ein Pornofilm? Cosic hat eine pragmatische Erklärung:
"Die vielen Nahaufnahmen eignen sich wunderbar für diese Darstellungsform.
Je größer die Motive, desto mehr kann man erkennen." Außerdem sei die Pornoindustrie an sich ein spannendes Thema. Obwohl
auch heute noch ca. 50 Prozent des weltweiten Datenverkehrs im Netz Sex
betrifft, ist sie ein Schattenreich, das sich, ähnlich der ebenso
boomenden Spiele-Industrie, im Hintergrund abspielt. Allzu aufregend wirkt das Endprodukt dann aber, zumindest im sexuellen
Sinn, nicht. Selbst Cosic war anlässlich der vorerst geplanten,
schließlich aber doch nicht realisierten Ausstrahlung von "Deep ASCII" einer
europäischen Fernsehstation verwundert: "Ich bin immer wieder überrascht,
dass sich außer mir noch jemand so etwas ansehen will. Ich meine,
eineinhalb Stunden nur ASCII, ohne Sound! Unglaublich, aber die wollten es
wirklich bringen!" Archäologe der Kunstszene 1966 in Slowenien geboren, studierte Cosic Archäologie in Belgrad, wo
er in Folge an der Universität die Methodologie seines Faches lehrte.
Danach betätigte er sich als Schriftsteller, Herausgeber verschiedener
Magazine, politisch engagierter Satiriker, Land Art-Künstler und
Antiquar. 1995 begann er erstmals, sich kreativ mit der
Internet-Programmiersprache HTML auseinander zu setzen. Ein Jahr später
wurde für eine bestimmte Gruppe von Netzkunstpionieren rund um Vuk Cosic,
Heath Bunting,
Alexej Shulgin und Olia Lialina, der
Begriff net.art geprägt. Die Künstler hatten der schönen, neuen Cyberwelt
ihre ironischen, medienreflexiven Werke entgegengesetzt, die allerdings
erst nach und nach auf größeres Publikumsinteresse stießen. Im Netz nichts Neues Bereits 1998 wandte sich Vuk Cosic, wie übrigens auch Bunting und
Shulgin, von der eigentlichen Netzkunst wieder ab. "Wir sind sehr schnell
an gewisse Grenzen gestoßen. Vielleicht werde ich alt, aber ich denke,
dass die Netzkunst nichts entscheidend Neues mehr bringt", erklärt er. In der näheren Zukunft wird sein Interesse weiterhin ASCII gelten. Er
plant, am ZKM (Zentrum für
Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe) eine CD-Rom zum Thema zu
produzieren, die neben der Geschichte des Codes, einigen Kunstwerken und
Statements auch Software enthalten wird, mit der man von zu Hause aus
eigene Bilder ASCII-rendern kann. Links: | ||||||