Salzburger Nachrichten am 26. Februar 2006 - Bereich:
Louvre "vermietet" Meisterwerke
Das amerikanische High Museum in Atlanta muss für die Louvre-Leihgaben
viel bezahlen: 13 Millionen Euro für 183 Kunstwerke, darunter Meisterwerke
wie "Der Evangelist Matthäus mit dem Engel" von Rembrandt. Die Werke
werden ab Oktober für knapp ein Jahr in dem von Renzo Piano neu
renovierten Museum zu sehen sein. Der Deal - Kunstwerke gegen Geld -
schlägt in der Pariser Museumswelt hohe Wellen. Viele der französischen Museumsdirektoren befürchten einen "Ausverkauf"
der Werke, der renommierte Kunsthistoriker und -kritiker Didier Rykner
warnt vor der "Globalisierung der Kunstwerke". Mit einem Teil der
kolossalen Summe will der Louvre seine Säle renovieren, die dem Mobiliar
des 18. Jahrhunderts gewidmet sind. Der Louvre hat eine neue Finanzierungsquelle gefunden, die auch in
Frankreichs Presse sehr umstritten ist. Die Frage lautet, wo die Grenzen
einer solchen Politik erreicht sind. "Zum Glück haben sie uns noch die
'Mona Lisa' gelassen", sagen Kritiker nicht ohne Ironie. "Die Werke sind
nationales Kultureigentum. Damit macht man keine Geschäfte", heißt es
sogar im Umfeld des Museums. Doch der Direktor des Pariser Kunsttempels, Henri Loyrette, sieht
keinerlei Grund zur Beunruhigung. "Bei dem Abkommen zwischen dem Louvre
und dem High Museum von Atlanta handelt es sich um eine neue Art der
Partnerschaft." Eine Partnerschaft, die sozusagen auf der Grundlage einer
Vermietung beruht. Der Louvre stand bisher im Ruf, ein schlechter "Verleiher" zu sein. Für
die große Raffael-Ausstellung im Jahr 2002 im Pariser Musée Luxembourg war
sogar eine staatliche Anordnung notwendig, damit der Louvre sich von
seinem Raffael-Werk "Das Porträt von Baldassare Castiglione" für die Zeit
der dreimonatigen Ausstellung trennte. |