Salzburger Nachrichten am 20. Dezember 2005 - Bereich: Kultur
Slowenen, tabulos Partisanendenkmal als
Ausschneidebogen und ein Ortstafel-Memory: In einer Ausstellung und einem
Buch lädt "Unikum" zu einer ironischen Slowenen-Kunde.
MARTIN BEHR LAAFELD (SN). Wie der Slowene haust? Zum Beispiel in einem
Getreidespeicher in Zell-Winkel, einer Holzfällerhütte in St.Veit/Jauntal
oder in einer Keusche in Nötsch. Was der Slowene gerne spielt? Das
Brettspiel "Denkmaloffensive". Ausgangsszenario für den für "zwei
Volksgruppen" konzipierten Wettstreit: In Kärnten werden flächendeckend
Abwehrkämpferdenkmäler errichtet, und die Kärntner Slowenen starten zum
Gegenangriff. Sie errichten so viele Partisanendenkmäler wie möglich. Was Sie schon immer über die Kärntner Slowenen wissen wollten, wurde
vom Klagenfurter Universitätskulturzentrum "Unikum" in einen Koffer
verpackt. Dieser nach Vorbild des "Sexkoffers" angefüllte
Aufklärungskoffer wird seit einiger Zeit als interaktive Wanderausstellung
in Schulen, Kulturzentren und Museen eingesetzt und macht derzeit im Pavel
Haus in der südsteirischen Gemeinde Laafeld Station (bis 28. Februar). Seit kurzem liegt das ironisch-witzige Projekt zur Kärntner Geschichte
auch in Buchform vor: "Kovcek/Der Koffer". "Er bietet Lesern aller
Altersstufen die Möglichkeit, sich in den eigenen vier Wänden angstfrei
und ohne Tabus mit der slowenischen Minderheit auseinander zu setzen",
erklärt Emil Krištof. Auf 166 Seiten bietet die Publikation des
Drava Verlags viele Abbildungen, Spiele und Ausschneidebögen zum
Herausnehmen. Bastle dir dein Partisanendenkmal! Die Bastelwünsche der Slowenen
werden etwa mit dem Ausschneidebogen "Partisanendenkmal", dem Baukasten
"Harpfe" oder der Knetmasse "Herzogstuhl" befriedigt. Schautafeln
enthüllen die intimsten Geheimnisse des slowenischen Zeitgenossen. So
träumt er von einem Herd, Waschmaschine, Gefriertruhe und Geschirrspüler
aus dem Hause Gorenje, lebt von Subventionen, besteht aus Wasser,
Feuerwasser, Weihwasser, Sterz und Strudel und glaubt vor allem an das
Schicksal, an das Christkind und an Gespenster. Er begehrt den
Fürstenstein, beteiligt sich in der Freizeit an Schmieraktionen und
huldigt der Wilderei, leidet an Mundgeruch (Knoblauch) und fürchtet sich
vor Serbien, einer Minderheitenfeststellung und der Grammatik. Eine Ausstellung und ein Buch füllen also "beträchtliche Wissenslücken"
in der Bevölkerung. Außerdem würden Vorurteile abgebaut, wie
Krištof mit einem Augenzwinkern verrät. Das im Buch enthaltene
"Ortstafel-Memory" soll die Kärntner Bevölkerung auf spielerische Weise
mit der zweisprachigen Topographie ihres Landes vertraut machen und
"künftigen Ortstafelstürmern" Einhalt gebieten. Insgesamt 25 Kunstschaffende haben Objekte und Ideen beigesteuert, etwa
den "Laufstall Karawankengrenze", der einen Karawankenbär aus Plüsch
enthält. Dazu passend: eine Schutzbrille, die allen, die ohnehin schon
Bretter vor dem Kopf haben, stets die Gebirgsbarriere verdeutlicht. Auf
Schnapskarten sind Funktionäre dreier konkurrierender Slowenenverbände
abgebildet. Buchzitat: "Sich gegenseitig auszustechen, gehört zu ihrem
täglichen Geschäft." |