Kommunikationssphären | |
Unsere zeitgenössische Kommunikation ähnelt dem Stoffwechsel von Lebewesen - behauptet die Ausstellung "bankett" im ZKM in Karlsruhe. |
Die Ausstellung "bankett. Metabolismus
und Kommunikation" versucht an Hand der Metapher des Stoffwechsels von
Lebewesen, soziale und ökologische Prozesse besser zu erfassen. Es geht
dabei um die Entwicklung zwischenmenschlicher Kommunikation, wie sie
früher von lokal verankerten Gesellschaften betrieben wurde, hin zum
Zeitalter globalen Informationstransfers.
Lebenserhaltend Dabei wird behauptet, dass ähnlich den Stoffwechselprozessen in
menschlichen, tierischen und pflanzlichen Lebewesen, die dem Erhalt und
dem Aufbau wesentlicher Körperfunktionen dienen, Informations-, Waren- und
Geldströme nicht nur der Mehrung von wirtschaftlichem Output dienen,
sondern der Erhaltung der Menschheit. Essen für Leben Dem ist insofern zuzustimmen, als der Mensch, um Leben zu können, essen
muss. Meist durch Arbeit erwirtschaftet er sich die nötigen Mittel zur
Bezahlung der Lebensmittel. In der Präsentation der Ausstellung wird auch
auf die Nähe von Essen und Kommunikation hingewiesen. Schon in Platons
"Symposium" dient der Rahmen eines Festessens zur Erläuterung
philosophischen Denkens. Eine direkte Gleichsetzung von Verdauung und Sprechen scheint jedoch
absurd. Der Mensch als zoon politikon scheidet beim Sprechen ja nicht mehr
Unverwertbares aus, sondern formuliert seine Gedanken und Gefühle in
Sprache. Dafür ist ein Denkprozess notwendig, der überlegt, selektiert,
filtert und die Person zur Formulierung seiner Gedanken bringt. Ausgekotztes Zugleich lässt sich bei manchen Zeitgenossen feststellen, dass sie
Reden mehr als Entleerung von Gefühlszuständen verstehen. Das passiert
dann, wenn der psychische Druck sich mitzuteilen, so groß wird, dass ohne
Rücksicht auf die jeweilige Situation des Anderen Schleusen geöffnet
werden, die oftmals einer seelischen Stuhlentleerung gleichkommen. Zeitgenössische Kommunikationswelten Es stellt sich natürlich die Frage, wie sich in einer globalisierten
Gesellschaft die über E-Mail, Chatroom und Handy kommuniziert, die
physische Abwesenheit der Gesprächspartner auswirkt. Zum einen lässt sich
jene oben genannte ungehemmte entleerende Direktheit feststellen. Zum
anderen werden Informationen immer mehr gefiltert und auf ihre Quintessenz
zugespitzt. Kein Vorteil, wo auch nicht ein Nachteil ist. Dabei stellt sich auch die Frage, wie in Wirtschaftskonglomeraten wie
bei amerikanischen Konzernen auf die Produktionssituation in
Schwellenländern Rücksicht genommen wird. Vielleicht lassen sich aufgrund
der Unsensibilitäten einer hierarchisch geführten Wirtschaftsstruktur
mentalitätsgeschichtliche Dissonanzen und Feind-Freundbilder erklären. Provokante These Die Ausstellung im Zentrum für Kunst- und Medientechnologie in
Karlsruhe bietet dafür genug Stoff zum Nachdenken. Ihre provokante These,
dass biologische Organisationseinheiten sich Mikro- und Makrowelten wie
Städten und Planeten anpassen und so für die globale Ferngesellschaften
anwendbar sind, darf diskutiert werden. Tipp: "bankett. Metabolismus und Kommunikation", bis 24. August 2003, Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe. | ||||