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20.02.2002 - Ausstellung
Die Kunst aus der Genossenschaft und der Realismus vor der Linse
Die Kunsthalle Krems startet ab 3. März mit russischem Realismus rund um Ilja Repin in die neue Saison. Paul Klee und Helmut Newton heißen die weiteren Großereignisse, die von einigen kleineren Ausstellungs-Projekten begleitet werden.


Nicht weniger als die "Wahrheit des Lebens" abzubilden - darum ging es den Realisten, der russischen Maler-Avantgarde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Rund um deren zentralen Künstler Ilja Jefimowitsch Repin (1844-1930) organisiert die Kunsthalle Krems ihre in Kooperation mit der "Presse" veranstaltete erste große Ausstellung des heurigen Jahres:
[*] "Rußland - Repin und die Realisten" ist von 3. März bis 2. Juni zu sehen.

Es war 1863, als die Impressionisten in Paris dem Salon den Rücken kehrten, und auch in St. Petersburg beschloß eine Gruppe der begabtesten Studenten unter heftigem Protest die konservative Kunstakademie zu verlassen.

Dieser Schritt führte zur Gründung der "Genossenschaft der Wanderausstellungen", die 1870 ins Leben gerufen wurde und die die darin vertretenen Künstler zu Wanderern, "Peredwishniki", in Sachen Kunst werden ließ.

Diese Ausstellungs-Reisen führten vom Zentrum St. Petersburg bis in die äußeren Zipfel des Reiches. Die Kunstrichtung, die die Künstler dabei im Gepäck hatten, war eine realistische. Gesellschaftliches Engagement war gefragt, die künstlerische Aufgabenstellung war weniger eine auf die malerischen, ästhetischen Probleme konzentrierte, wie jene des französischen Impressionismus, als eine, die ihren Blick auf die sozialen Probleme, Situationen und Realitäten fokussierte. Als wichtiges Instrument für diesen malerischen Ausdruckswillen bot sich das Genrebild an.

Weder idealisiert noch romantisch verklärt trifft man in den Gemälden der russischen Realisten auf Themen des Lebens: Arbeit, Hochzeit, Armut etwa. Daneben fehlt aber auch der Blick in die Weiten der Landschaft nicht. Und eine besondere Stellung nimmt auch die Porträtmalerei ein.

Rund um den Großmeister Repin gruppieren sich in dieser in Zusammenarbeit mit dem Russischen Museum in St. Petersburg gezeigten Schau auch Werke der anderen Mitglieder der Wanderer-Genossenschaft: Iwan Kramskoi, Wassili Perow, Nikolai Ge, Wladimir Makowski, Iwan Schischkin, Wassili Surikow, Isaak Lewitan, Nikolai Jroshenko und Archip Kuindschi.

Jahresprogramm 2002

Viel weiter westlich richtet sich im Anschluß der Blick der Kremser Kunsthalle.

[*] Für "Paul Klee - Meisterwerke aus der Sammlung Djerassi" (16. Juni bis 29. September) ist es Direktor Carl Aigner gelungen, den aus Österreich gebürtigen Wissenschaftler und Erfinder der "Anti-Baby-Pille", Carl Djerassi, zur Präsentation seiner Klee-Sammlung an die Donau zu locken. Djerassi hat sich in seiner rund dreißigjährigen Sammeltätigkeit vor allem auf Arbeiten auf Papier konzentriert und einen bedeutenden Klee-Schatz zusammengetragen. Über 130 Arbeiten verspricht Aigner aus diesem Bestand zu zeigen.

Das Finale 2002 bestreitet dann ein Großer der Photographie: Helmut Newton feiert seinen Achtziger, seine Frau June kuratiert aus diesem Anlaß die große Retrospektive
[*] "Helmut Newton - Work". Rund 200 Arbeiten werden zu sehen sein, die das variantenreiche Schaffen Newtons zwischen Akt, Mode, Werbung aber auch Experimentelles würdigen soll (Oktober 2002 bis Februar 2003).

Von Gugging bis Prag

Diese drei großen Ausstellungen werden von kleineren Präsentationen in den Galerieräumen begleitet. Der Anfang gehört dabei der österreichischen Künstlerin und Philosophin
[*] Marie-Theresia Litschauer (3. März bis 5. Mai). Als der Literat unter den Gugginger Künstlern wird schließlich
[*] Ernst Herbeck zu Ehren kommen (5. Mai bis 18. August). Sein Werk zwischen Sprachexperiment und Poesie wird in einer von Leo Navratil verantworteten Schau vorgestellt.

Von 2. Juni bis 18. August ist dann dem Prager Künstler [*] Zbignek Sekal eine erste umfassende Retrospektive in Österreich gewidmet (Kurator: Kristian Sotriffer).

Zu seinem 90. Geburtstag wird dann der niederösterreichische Graphiker, Zeichner und Aquarellist
[*] Arnulf Neuwirth in einer Retrospektive mit rund 100 Arbeiten gewürdigt (31. August bis 13. Jänner).

Im September startet ein [*] Design-Projekt in Zusammenarbeit mit der Design-Zone der Raiffeisen-Landesbank, die sich legendären Arbeiten von Memphis-Design widmet. mus

www.kunsthalle.at



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