Nicht weniger als die "Wahrheit des Lebens" abzubilden -
darum ging es den Realisten, der russischen Maler-Avantgarde im letzten
Drittel des 19. Jahrhunderts. Rund um deren zentralen Künstler Ilja
Jefimowitsch Repin (1844-1930) organisiert die Kunsthalle Krems ihre in
Kooperation mit der "Presse" veranstaltete erste große Ausstellung des
heurigen Jahres:
[*] "Rußland - Repin und die Realisten" ist von
3. März bis 2. Juni zu sehen.
Es war 1863, als die Impressionisten in Paris dem Salon
den Rücken kehrten, und auch in St. Petersburg beschloß eine Gruppe
der begabtesten Studenten unter heftigem Protest die konservative
Kunstakademie zu verlassen.
Dieser Schritt führte zur Gründung der "Genossenschaft
der Wanderausstellungen", die 1870 ins Leben gerufen wurde und die die
darin vertretenen Künstler zu Wanderern, "Peredwishniki", in Sachen Kunst
werden ließ.
Diese Ausstellungs-Reisen führten vom Zentrum
St. Petersburg bis in die äußeren Zipfel des Reiches. Die
Kunstrichtung, die die Künstler dabei im Gepäck hatten, war eine
realistische. Gesellschaftliches Engagement war gefragt, die künstlerische
Aufgabenstellung war weniger eine auf die malerischen, ästhetischen
Probleme konzentrierte, wie jene des französischen Impressionismus, als
eine, die ihren Blick auf die sozialen Probleme, Situationen und
Realitäten fokussierte. Als wichtiges Instrument für diesen malerischen
Ausdruckswillen bot sich das Genrebild an.
Weder idealisiert noch romantisch verklärt trifft man in
den Gemälden der russischen Realisten auf Themen des Lebens: Arbeit,
Hochzeit, Armut etwa. Daneben fehlt aber auch der Blick in die Weiten der
Landschaft nicht. Und eine besondere Stellung nimmt auch die
Porträtmalerei ein.
Rund um den Großmeister Repin gruppieren sich in dieser
in Zusammenarbeit mit dem Russischen Museum in St. Petersburg
gezeigten Schau auch Werke der anderen Mitglieder der
Wanderer-Genossenschaft: Iwan Kramskoi, Wassili Perow, Nikolai Ge,
Wladimir Makowski, Iwan Schischkin, Wassili Surikow, Isaak Lewitan,
Nikolai Jroshenko und Archip Kuindschi.
Jahresprogramm 2002
Viel weiter westlich richtet sich im Anschluß der Blick
der Kremser Kunsthalle.
[*] Für "Paul Klee - Meisterwerke aus der Sammlung
Djerassi" (16. Juni bis 29. September) ist es Direktor Carl
Aigner gelungen, den aus Österreich gebürtigen Wissenschaftler und
Erfinder der "Anti-Baby-Pille", Carl Djerassi, zur Präsentation seiner
Klee-Sammlung an die Donau zu locken. Djerassi hat sich in seiner rund
dreißigjährigen Sammeltätigkeit vor allem auf Arbeiten auf Papier
konzentriert und einen bedeutenden Klee-Schatz zusammengetragen. Über 130
Arbeiten verspricht Aigner aus diesem Bestand zu zeigen.
Das Finale 2002 bestreitet dann ein Großer der
Photographie: Helmut Newton feiert seinen Achtziger, seine Frau June
kuratiert aus diesem Anlaß die große Retrospektive
[*] "Helmut
Newton - Work". Rund 200 Arbeiten werden zu sehen sein, die das
variantenreiche Schaffen Newtons zwischen Akt, Mode, Werbung aber auch
Experimentelles würdigen soll (Oktober 2002 bis Februar 2003).
Von Gugging bis Prag
Diese drei großen Ausstellungen werden von kleineren
Präsentationen in den Galerieräumen begleitet. Der Anfang gehört dabei der
österreichischen Künstlerin und Philosophin
[*] Marie-Theresia
Litschauer (3. März bis 5. Mai). Als der Literat unter den
Gugginger Künstlern wird schließlich
[*] Ernst Herbeck zu Ehren
kommen (5. Mai bis 18. August). Sein Werk zwischen
Sprachexperiment und Poesie wird in einer von Leo Navratil verantworteten
Schau vorgestellt.
Von 2. Juni bis 18. August ist dann dem Prager
Künstler [*] Zbignek Sekal eine erste umfassende Retrospektive in
Österreich gewidmet (Kurator: Kristian Sotriffer).
Zu seinem 90. Geburtstag wird dann der
niederösterreichische Graphiker, Zeichner und Aquarellist
[*] Arnulf Neuwirth in einer Retrospektive mit rund 100 Arbeiten
gewürdigt (31. August bis 13. Jänner).
Im September startet ein [*] Design-Projekt in
Zusammenarbeit mit der Design-Zone der Raiffeisen-Landesbank, die sich
legendären Arbeiten von Memphis-Design widmet. mus
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