"Trying to look good limits my life" verschriftlichte Stefan Sagmeister eine Erkenntnis (links). Das gute Aussehen des Saals (mit Arbeiten von Franz Graf und Manfred Wakolbinger) bedürfte etwas Farbe.
"Davaj, davaj" war erstmal nicht. "Auf geht's", "Los!" war auch im zweiten Anlauf lediglich ermunternder Zuruf auf einer Stolperroute. Die Ausstellung Austria Davaj! Der Gipfel des kreativen Österreichs stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Schon eher unter einem roten Mond. Etwa unter jenem, der abends über dem Kreml leuchtet: Sieht hübsch aus, aber der Moskauer weiß, für die rote Romantik sorgt die von Abgasen rußgeschwängerte Luft.
Vor jeglichem "Davaj" stand das Bekenntnis von Simon Mraz, seit März 2009 Leiter des österreichischen Kulturforums in Moskau, einen Schwerpunkt zur zeitgenössischen Kunst zu setzen. 2010 präsentierte er hier mit Hermann Nitsch den ersten österreichischen Aktionisten; im Herbst wird Österreich als einziges Land einen eigenen Beitrag zur Moskau Biennale beisteuern. Den "Österreich-Pavillon" beherbergt Mraz' Wohnung im sogenannten Haus am Ufer. Das abgewohnte Gebäude war während des Regimes Versuchslabor einer kommunistischen Sozialgemeinschaft: die Führungsriege von Partei, Regierung und Militär wohnte im Bonzenbollwerk. Manch einer verschwand über Nacht und ward nie wieder gesehen.
Für das Projekt einer Überblicksschau zur österreichischen Gegenwartskunst betraute Mraz bereits vor zwei Jahren den Ex-Mak-Direktor Peter Noever. Aus dieser Mak-Kooperation wurde eine weitere mit dem Shusev State Museum of Architecture (Anm.: Shusev entwarf das Lenin-Mausoleum), einem, wie es heißt, "Blutsbruder" des Wiener Hauses. Es ist nun Schauplatz der Ausstellung, die im Titel auf Davaj! Russian Art Now von 2003 im Mak antwortet. Die Probleme begannen, als Anfang 2010 der Direktor des Shusev Museums, David Sarkisian, und zwei Monate später Architekt Raimund Abraham starben - Letzteren wollte Noever in der Schau haben. Ein Jahr darauf beschloss der später fristlos entlassene Mak-Direktor in Moskau seinen Rücktritt.
Das "vorzeitige Ausscheiden aus seinem Amt" als eine Art Performance im Rahmen des Ausstellungsprojekts zu interpretieren, wie das die amtierende Direktorin Irina Korobina im Katalog tut, scheint dann doch etwas übertrieben. Ganz bewusst zweideutig ist jedoch der Untertitel der Schau Der Gipfel des kreativen Österreichs gehalten: Um den diplomatisch unschönen "Gipfel" eines Kurators Noever zu umwandern, führten Kurator Andreas Kristof und Interimsdirektorin Martina Kandelar-Fritsch das Projekt offiziell zu Ende. Eine Lösung im Sinne der Kunst, mit der auch der offizielle Teil Österreichs, der eröffnende Bundespräsident und die anwesende Ministerin, leben konnte. Die vom Shusev Museum gestreuten Rosen waren im Vorfeld allerdings noch eher dornig gewesen: Als die Kunst bereits verladen war, hieß es noch einmal "Stopp!". Das Architekturmuseum durfte nicht als Adressat aufscheinen. Ende gut, alles gut?
Der klassizistische Bau harrt einer Renovierung: herrschaftliche Räume mit dem Charme bröckelnden Stucks und rissiger, angeschmuddelter Wände. Trotzdem durfte kein Nagel, keine Bohrmaschine diese Patina ankratzen. Johanna Braun musste statt ihrer Wandmalerei ein Foto der vorgesehenen Arbeit an die Wand lehnen. Lehnen - ein Zustand, der zwar der Resting Force von Manfred Wakolbinger und den beiden anderen amorphen Kupferskulpturen gut zu Gesicht stand, aber nicht unbedingt den Präsentationskonstruktionen für die Modelle des Architekten Georg Driendl.
Schmückende Exportkreative
Zu den von Noever ausgewählten Gipfelstürmern gehören wenig überraschend auch Erwin Wurm, Franz West, Franz Graf und Brigitte Kowanz. Über Malereien der West-Gattin Tamuna Sirbiladze wunderte man sich ebenso wie über jene Otto Muehls, der den Zenit des Kreativen längst hinter sich ließ. Schmücken tut man sich mit den international erfolgreichen Österreich-Exporten Helmut Lang und Stefan Sagmeister. Der "Nationen"-Begriff wird mit Nilbar Güres allerdings auch sinnvoll aufgeweicht: Die in Wien lebende türkische Künstlerin gehört zusammen mit Carola Dertnig zu den thematisch anspruchsvollsten Positionen. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD - Printausgabe, 24. Mai 2011)
Bis 28. 8.
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