Bildabdruck von der Plexiglasplatte: Der österreichische Maler Herbert Brandl hat die Kunst der Monotypie für seine Schattenwelten entdeckt.
Wien - Kehrtwendungen. Schnitte. Brüche: Ein Puzzle aus Endzeitlandschaften, Variationen oft beklemmend düsterer Bergwelten. Dürre Äste, schroffe Felshänge, heftige Striche und Wischer und Kratzer und Pinselspuren und Hell und Dunkel. Viel, viel Dunkel, Schwarz, Dunkelgrüngrau, Magenta dominieren die jüngsten Arbeiten von Herbert Brandl. Dabei, sagt er, beginnt jede Serie eigentlich fröhlich. Es sind heitere Farbenkonglomerate, zusammengepresste Farbkleckse, Blumen. Manchmal tiefstes Abendrot, eine künstlerische Gratwanderung an der Grenze zum Kitsch: "Ich möchte mit meinen Sonnenuntergangsbildern alle Sonnenmaler ehren."
Doch dann bleichen die Farben aus, verschwinden, nur hin und wieder verirren sich ein paar rote Farbspuren in das dunkle Gestrüpp aus Vertikalen und Horizontalen: "Es geht bergwärts." Keine konkreten Berge malt er mehr, sondern immer wieder die Summe aller Berge.
Aus den anfänglichen Abstraktionen schälen sich, Bild für Bild, Umrisse von Gipfeln und Hügeln, von Schluchten, Bäumen und Wäldern. Nie von Menschen: "Ich wische den Tourismus von den Bergen. Ich habe die Berge der Kunst zurückgegeben."
Malerei auf Umwegen
Die Albertina zeigt erstmals hunderte Monotypien Herbert Brandls, eng an eng, wie Filmstreifen, ziehen sie sich durch drei Räume. Entstanden sind die Arbeiten in der burgenländischen Steindruckwerkstatt Chavanne Pechmann. "Malerei auf Umwegen" nennt Brandl dieses grafische Verfahren, bei dem von einer Glas- oder Metallplatte nur ein einziger Bildabdruck genommen wird: "Zuerst male ich auf Plexiglas, dann wische ich mit Fetzen, Tüchern und Pinseln die Farbe weg und hole das Licht wieder heraus. Alles, was als Licht erscheint, entsteht durch das Wegwischen von Farbe. Nach jedem Abzug sehe ich einen Phantomdruck, auf den ich reagieren kann. Ich übernehme eine Linie vom Blatt davor."
Manche der Monotypien muten wie meisterliche Federzeichnungen aus dem 17. Jahrhundert an, andere ähneln in ihrer Drastik Goyas Bildvisionen, einige wenige sind auch von fast impressionistischer Lieblichkeit.
Bis an die Ränder der Bildflächen geht Brandls Präzision: Einige Werkblöcke sind bis an den Rand abfallend gedruckt, "da wird das Blatt objektartiger. Es wölbt und wellt sich, erinnert an Rinde." Andere hingegen haben einen klar definierten Rand: das Bild, ein Fenster in die Landschaft.
Schreckensfantasien
Dutzende Blätter sind innerhalb weniger Tage entstanden: 15./18./23./25. 6. etwa heißt der Block aus 57 Monotypien auf Zerkall-Bütten; unter dem Titel 28. 8. sind 14 Monotypien zusammengefasst. Es sind besonders beklemmende Schreckensfantasien. Eine nachtschwarze Vorherschau auf eine lebensbedrohliche Zeit.
Nach einem Aortenriss lag Brandl zwei Wochen auf der Intensivstation. Eine Lebertransplantation drohte. "So ähnliche Landschaften habe ich dann auch in meinen komatösen Fantasien gesehen", erinnert er sich. "Vielleicht hatte ich den Zustand eingespeichert, in dem ich diese Bilder gemalt habe."
Herbert Brandl, Jahrgang 1959, international gefeierter Berg-, Wald- und Wiesenmaler, Licht- und Schattenmeister, Documenta- und Biennale-Teilnehmer, ein Landschaftsfinder und Bergseher, der mit der Kunst der Monotypie ein neues Ausdrucksmittel fand: "Ich probiere immer aus, wo meine Grenzen sind. Wenn ich bei den Monotypien während des Arbeitens nicht wirklich sehe, was ich mache, so spüre ich es. Ich weiß, was herauskommt. Das ist die Erfahrung. Aber ich weiß nicht, wohin es sich entwickelt." (Andrea Schurian/ DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.2010)
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