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Kunstberichte

Experimentierfeld mit Gruppendynamik

MAK Ausstellungshalle: Jahresausstellung der Angewandten
Illustration
- Die Modeabteilung der Angewandten richtete ihr Augenmerk auf Ärmel.  Foto: Uni

Die Modeabteilung der Angewandten richtete ihr Augenmerk auf Ärmel. Foto: Uni

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Diese Essenz, wie das MAK die Jahresausstellung der Universität für angewandte Kunst nennt, soll stimulierende Wirkung haben durch Gruppengeist und experimentelle Projekte. Die Aufgabenbereiche der Institute überschneiden einander, an den Schnittstellen finden sich meist neueste technologische Versuchsfelder als interaktive Angebote an Besucher. Edek Bartz hat als Kurator darauf geachtet, den Einblick als "Gedankenwerkstatt" zu präsentieren – keine fertigen Produkte, kein Anbiedern an die Wirtschaft.

Im Foyer begegnet man daher den wissenschaftlichen Arbeiten, wobei die Restaurierung ihre Projekte in Form eines spielerischen Puzzles auf Sockeln präsentiert. Der "Homo ludens" ist auch mit Werken der Keramik angesprochen: Diese beweglichen Tonhalbkugeln von Barbara Reibling geben sogar Töne von sich.

Spielerisch kann man sich auch auf einer intelligenten Interface Installation der Grafikdesigner einbringen, die sich grenzüberschreitendem Film widmete. Die raumvermessende Stimme der dominanten Klangskulptur "Hört" der multimedialen Bildhauerabteilung von Erwin Wurm verfolgt den Betrachter bei den geringsten Bewegungen.

Auch die Architekturabteilung von Wolf Prix, Zaha Hadid und Greg Lynn fällt auf durch oft organisch anmutende Modelle. Projektionen unterstützen die Erinnerungen an die utopischen 60er Jahre – als Gegenakzent sind daneben die weißen Ärmelstudien zu schwarzem Basiskleid besonderer Modeakzent.

Die Quadratur der Diagonale findet sich im Raum von Elena Peytchinskas "Wandelwanderung" zu Franz Josef Czernins "Gespräche mit Swedenborg" als Beitrag zu Bernhard Klebers Bühnen- und Filmgestaltung. Ein geflochtener Papierteppich von Karoline Riha in Sigbert Schenks Grafikabteilung verweist auf die darunter gekehrten Dinge aus Großmutters Zeiten.

Die Malerei kommt neben Fotografie natürlich auch nicht zu kurz: Auffallend Hanno Schnegg oder Nicole Prutsch und Katharina Olschbaur. Bei Johanna Kandl haften aber auch der Foto-Video-Beitrag "Gender Lines" und die Themen Überwachung und soziokulturelle Fernblicke im Gedächtnis. Mit einer einzigen großen Gemeinschaftsarbeit hat das Landschaftsdesign um Mario Terzic "Das Entstehen einer Klasse" seit 1996 dokumentiert. Die Ich-AG scheint an dieser Kunstuniversität wenig gefragt zu sein.

The Essence

Jahresausstellung der

Universität für angewandte Kunst

MAK

Zu sehen bis 15. Juli

Vielschichtig.

Freitag, 29. Juni 2007


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