Frauenpower im österreichischen Film | |
Christa Auderlitzky, Sabine Derflinger, Christine Dollhofer und Gabriele Kranzelbinder diskutierten zur Lage der Frau im österreichischen Film. |
Das kleine österreichische Filmwunder der
letzten zwei Jahre ist vornehmlich Frauen zu verdanken. Über die
Schwierigkeiten, denen Autorinnen, Regisseurinnen und Produzentinnen dabei
ausgesetzt sind, wurde am Freitag im Filmhaus Wien diskutiert. Schon die Viten der Diskutantinnen gaben Aufschluss über den langen Weg
zur Anerkennung. Von der Provinz in die Provinz Sabine Derflinger, Jahrgang 1963, hatte mit ihrem Spielfilm "Vollgas"
2002 den Förderungspreis des "Max Ophüls Festivals" in Saarbrücken
erhalten. Sie stammt aus Vöcklabruck, wo sie als Schülerin des nächtens
Fernsehproduktionen des ORF sah. Der Wunsch, etwas mit Film zu machen, war
bei ihr schon früh da. Doch es schien ihr unmöglich, sich als Frau
durchzusetzen. In der Handelsakademie gab es einen Filmclub, der
regelmäßig Regisseure einlud - unter ihnen war damals auch Käthe Kratz.
Und so wuchs bei Derflinger die Hoffnung, dass ein weiblicher Weg
vielleicht doch möglich wäre. Erfahrungen als Regie-Assistentin Nach der Schule arbeitet sie als Regieassistentin bei einem
Low-Budget-Film eines Kollegen, wo sie Mädchen für alles ist. Sie
organisiert die Kostüme, die Ausstattung und holt Dreh-Genehmigungen
ein. In zwei Wochen ist der 90-Minuten-Film abgedreht. Und Derflinger
glaubt, nun das Rüstzeug für eine Regie-Asistentin am freien Markt zu
besitzen. Freie Wildbahn In der Folge entdeckt sie, dass es ein Berufsbild der Regie-Assistentin
gibt, dem sie nicht entspricht. Sie arbeitet jetzt zunächst als
Produktions-Assistentin, schließlich besucht sie die Filmakademie. Ihre ersten Kurzfilme dreht sie allerdings außerhalb der Akademie. Seit
ihrem Abschluss an der Akademie dreht Sabine Derflinger ihre eigenen
(Spiel)filme. Österreichische Produzentin Hindernisse auf dem Weg zum gewünschten Berufsbild gab es auch bei
Gabriele Kranzelbinder, die einige der wenigen Produzentinnen in
Österreich ist. Gemeinsam mit ihrem Partner Alexander Dumreicher-Ivanceanu leitet sie
die Produktionsfirma Amour
fou. Kranzelbinder ist ausgebildete Juristin und klagt, wie schwer es
ist, als Frau in Österreich Produzentin zu sein. "Es gibt keine wirklichen
Vorbilder in diesem Bereich bei uns", stellt sie fest. Qualität statt Quote Im Laufe dieser Diskussion wurde immer wieder die Frage gestellt,
inwieweit die Diskutantinnen selbst explizit Filme von Frauen fördern. Dazu meinte Kranzelbinder, dass sie ihre Auswahl nach Qualität treffe
und nicht nach einer Frauenquote. Auch würde auf lange Sicht nur wirkliche
Qualität im österreichischen Film den Frauen weiterhelfen. Qualität und Quote Christa Auderlitzky, die lange Zeit Filmreihen für das Filmhaus
Stöbergasse kuratierte und beim polyfilm-Verleih arbeitet, forderte einen
sensibleren und aufmerksameren Blick auf die Produktionen von Frauen.
Natürlich hätte sie im Verleih im Rahmen ihrer Möglichkeiten versucht,
interessanten Erstlingsfilmen von Frauen eine Chance zu geben. Netzwerke Ein weiterer Punkt, der lange und ohne fest umrissenes Endergebnis
diskutiert wurde, war die Frage nach Frauen-Netzwerken. Einige
Publikums-Teilnehmerinnen äußerten das Bedürfnis nach einem breit
angelegtem Netzwerk, das Jobinfos, Produzenten- und Drehbuchtipps
enthalten sollte. Über die genaue Struktur eines Netzwerkes konnte man sich aber nicht
einigen. Zum Teil gibt es bereits kleine "Freundinnen-Netzwerke". Spezielle Problematik Allerdings gibt es auch hier eine spezielle Problematik: Denn einige
Frauen haben sich bereits eine gewisse Position erkämpft. Und heute haben
sie kaum Zeit und Interesse, ein großes Netzwerk zu betreuen. Ein Teil der Diskutantinnen wies aber darauf hin, dass sie männliche Kollegen auch nicht ausschließen wollen. Schließlich einigte man sich auf ein weiteres informelles Treffen, das auf der Homepage des Drehbuchforums veröffentlicht werden soll. | ||