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Schmied lässt prüfen: Es wird eng für MAK-Chef Noever

22.10.2010 | 18:45 | BARBARA PETSCH (Die Presse)

Heftige Vorwürfe gegen den MAK-Chef: Eine Vertragsverlängerung nach 2011 wird immer weniger wahrscheinlich. Noever hatte mehrfach betont, dass er keine Vertragsverlängerung anstrebe.

Wie oft und wann hat Peter Noever das Geburtstagsfest für seine Mutter in den Räumlichkeiten des MAK veranstaltet? Wurde für diese Feste eine Saalmiete verrechnet? Wer hat die Erstellung der Website www.peternoever.at bezahlt? In welcher Form erfolgte die Spesenabrechnung der Noever'schen Dienstreisen?“ Usw. usf. 40Fragen stellen die Grünen in einer parlamentarischen Anfrage an Kulturministerin Claudia Schmied, darunter auch die, wie oft sie selbst in Los Angeles war, wo das MAK eine Dependance betreibt. Ferner werden die Besucherzahlen des Museums infrage gestellt, viele sollen nur an externen Veranstaltungen teilgenommen haben.

Museen lukrieren seit ihrer Ausgliederung bzw. der Umwandlung in wissenschaftliche Anstalten verstärkt Einnahmen aus Vermietung. Die Vorwürfe erinnern stark an das Ende der Ära von Generaldirektor Wilfried Seipel im Kunsthistorischen Museum, wo es ebenfalls einen Rechnungshofbericht gab sowie Kontroversen u.a. um Spesenabrechnungen, Dienstreisen und ein Fest im Museum für den früheren Kunststaatssekretär Franz Morak.

 

MAK-Kuratorium eingeschaltet

Die Kulturministerin, die bereits für Irritationen sorgte, als sie sich von Noever bei der Einrichtung ihres Büros beraten ließ, hat nun acht Wochen Zeit, die Fragen der Grünen zu beantworten.

Mit der Prüfung der Kritik an Noever – die ergänzt wird von Bediensteten sowie dem Betriebsrat, die Noever diktatorischen Führungsstil vorwerfen – hat Schmied das MAK-Kuratorium unter dem Vorsitz von Erste-Bank-Generaldirektor Andreas Treichl beauftragt. Treichl hatte jüngst gemeinsam mit Noever die Vorwürfe entkräftet. Noever selbst hat sie mehrfach zurückgewiesen. So seien dem MAK durch Geburtstagsfeiern für seine Mutter „keine zusätzlichen Aufwendungen oder Kosten“ entstanden. Den Honorarforderungen eines freischaffenden Autors gedenke er nicht nachzukommen. Dieser hatte an einem Prachtband von 800 Seiten über Noever (Titel „Chronisch obsessiv“) gearbeitet. Hinter den Kulissen ist zu hören, dass bereits mehrere Verfahren anhängig sind. Für eine Stellungnahme dazu war Noever am Freitag nicht zu erreichen.

 

Zinggl: „Zu wenig Kontrolle“

Noever hatte mehrfach betont, dass er keine Vertragsverlängerung anstrebe. Sein derzeitiger Vertrag läuft bis Ende 2011. Ein Jahr hätte der 69-Jährige wohl noch bekommen können, das aber wird nach der jüngsten Reaktion von Schmied unwahrscheinlicher. Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl, der bereits an der Seipel-Debatte beteiligt war, verlangte am Freitag einen Rechnungshofbericht über die Vorgänge im MAK.

Zinggl ortet „Nepotismus und Verschwendung“ und befürchtet, Noever könnte durch seine Beziehungen im MAK auch dann die Macht im Museum behalten, wenn sein Vertrag zu Ende ist. Noever kündigte an, er wolle etwas anderes machen, sich aber nicht zur Ruhe setzen.

Die Museen, so Zinggl, brauchen generell mehr Kontrolle. „Es gibt eine Summe von Fällen, es ist höchste Zeit, dass politisch etwas unternommen wird.“ Die Freitag unterzeichneten Rahmenzielvereinbarungen findet Zinggl „viel zu wenig. Eine Leermenge.“


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