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Kunsthistorisches Museum: Kunst auf der Straße

06.11.2009 | 18:11 | NORBERT MAYER (Die Presse)

Zehn Reproduktionen alter Meister werden an 29 öffentlichen Plätzen gezeigt.

Der Aktionismus hat in diesem November Saison. Nicht nur die Studenten mobilisieren, auch die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums (KHM), Sabine Haag, sucht die Öffentlichkeit. Das KHM geht auf die Straße. Seit diesem Freitag werden für zwei Wochen erlesene Schätze der Gemäldegalerie an markanten Punkten in Wien zu sehen sein – hochwertige Reproduktionen von Meisterwerken in schönen Holzrahmen und um einiges größer als die Originale.

„Ich habe Öffnung und Transparenz versprochen“, sagte die seit elf Monaten amtierende Generaldirektorin bei einem Pressegespräch hoch oben im Haas-Haus mit Blick auf den Stephansplatz, um anschließend mit Dompfarrer Toni Faber das erste Bild zu enthüllen. Eine subtile Wahl: „Der Turmbau zu Babel“ von Pieter Bruegel dem Älteren war für einen Tag am Stephansdom zu bewundern, neben dem ebenfalls noch zum Teil mit Gerüsten versehenen Turm des Doms. „Wir wollen den Gedanken des Open House mit dieser Aktion weiterführen und Kunst an verschiedenen Orten zeigen“, sagte Haag, man wolle den Leuten die Schwellenangst nehmen. Sie kooperiert bei dieser Aktion mit verschiedensten Hausbesitzern wie etwa der Kirche, Geldinstituten, Immobilienfirmen, Versicherungen, Verkehrsbetrieben, aber auch Privatpersonen.

Zehn Kopien von Gemälden alter Meister wie Cranach, Raffael, Velázquez oder Rubens werden an 29Standorten zu sehen sein, jeden Tag an bis zu acht Plätzen, an Bahnhöfen, Einkaufsmärkten, Bankfilialen, Ausfallstraßen. Kunstvermittler werden an den Nachmittagen interessierten Passanten für Informationen zu den Bildern zur Verfügung stehen. „Das Kunsthistorische Museum ist ein Ort der Kunst und der Anregung zum Lernen“, sagte die Direktorin. Die Aktion wird dokumentiert werden, am Ende sollen die Kopien versteigert werden, wobei der Erlös eines dieser Werke für die Aktion „Licht ins Dunkel“ gedacht ist.

 

Priorität für die Kunstkammer

Von der „Presse“ befragt, ob sie durch ihre Aktion bereits so wie die Studenten von der Regierung die Zusicherung neuer Mittel erhalten habe, sagte Haag: „Es kann nie genug Geld da sein, wir brauchen es in verschiedenen Größenordnungen, je nachdem, welche Visionen wir verwirklichen wollen.“ Das erste wichtige Projekt sei für sie die Kunstkammer. Die soll 17Millionen Euro kosten: „Von der Finanzierung her werden wir dieses Thema bald abhaken können.“

www.khm.at


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