Kultur

Ein Fest für Kunst und Geld

17.04.2007 | SN
Das Dorotheum, das älteste Auktionshaus der Welt, zieht zu seinem 300. Geburtstag alle Register: Kunst für die Kunden und Umsatz für das Auktionsgeschäft. HEDWIG KAINBERGER

Hedwig Kainberger Wien (SN). Zum 300. Geburtstag präsentiert sich das Dorotheum nicht mehr als "Versatz- und Fragamt" für arme Schlucker in Geldnot, als das es im Jahr 1707 gegründet worden ist, sondern als elitärer, exquisiter Umschlagplatz für Kunst, Silber und Juwelen. Während es in einem Wienerlied noch heißt "Alte, geh ins Dorotheum und versetz das Linoleum, nimm glei mit die Pendluhr, denn mir hab'n ja Glumpert gnua", funkelt und strahlt es derzeit an Wänden und in Vitrinen des Palais in der Dorotheergasse im ersten Bezirk in Wien: Ölgemälde, Brillanten, Gold, Porzellan.

Die Geburtstagsfeiern begannen am Montagabend mit Festempfang und Ansprache des Bundespräsidenten. Zugleich wurde die Ausstellung jener Kunstwerke und Preziosen eröffnet, die am 24. und am 25. April in Jubiläumsauktionen feilgeboten werden. Viele Exponate haben Schätzwerte von fünfstelligen Eurobeträgen und berühmte Urheber wie Jan Breughel d. J. (mit einer Paradieslandschaft um geschätzte 60.000 bis 90.000 Euro), Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (ein Bildnis von Marie Sophie Tischbein, geschätzt 50.000 bis 70.000 Euro) oder Rembrandt mit einem seiner Werkstatt zugeschriebenen Bild eines Mannes mit Stirnbinde (40.000 bis 70.000 Euro).

Obwohl in den Jubiläumsauktionen Ende April Gemälde von Alten Meistern und Antiquitäten versteigert werden, stellt sich das Dorotheum zum Geburtstag auch als Ort der zeitgenössischen Kunst dar: Vier Künstler haben für das Palais in der Wiener Innenstadt Auftragswerke erarbeitet: Peter Kogler gestaltete für das Treppenhaus einen 17 Meter hohen Lichtkegel. Erwin Wurm schuf einige seiner kurzlebigen Skulpturen, so genannte "One-minute-sculptures", die er in Fotos festgehalten hat (ein Beispiel davon im Bild links). Heike Weber bemalte den Boden eines Ausstellungssaals mit rotem Filzstift. Und die kanadische Fotografin Lynne Cohen hielt auf eigenwillige Weise einige Ausstellungsobjekte des Dorotheums in Fotos fest.

Bis zur Privatisierung im Jahr 2001 war das Dorotheum ein österreichisches Amt, seither ist Internationalisierung eine Priorität. Die Repräsentanzen in Düsseldorf und München würden erweitert, in Rom sei heuer eine Repräsentanz eröffnet worden, in den kommenden Jahren werde diese Internationalisierung vorangetrieben, erläuterte einer der beiden Geschäftsführer, Martin Böhm, am Montag in einer Pressekonferenz in Wien.

Auch die meisten Objekte der Jubiläumsauktionen seien nicht aus Österreich, sondern über die Büros im Ausland besorgt worden, und die meisten der in Wien versteigerten Stücke würden auch von Ausländern gekauft.

Auch wenn Auktionen mit pro Jahr rund 600 Versteigerungen der wichtigste Geschäftsbereich sind, floriert das alte Pfandgeschäft nach wie vor. Pro Monat würden ein Prozent Zinsen für einen Pfandkredit verrechnet, 90 Prozent der Pfänder würden wieder abgeholt, sagte Geschäftsführer Lucas Tinzl.

Dritter Geschäftszweig ist der seit 1978 aufgebaute Kunst- und Juwelenhandel. Laut eigenen Angaben ist das Dorotheum mittlerweile der größte Schmuckanbieter Österreichs, seit 2006 wird Schmuck für die eigene Marke produziert. Informationen: www.dorotheum.at

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