Der Kunst ihre Zeit

In einer auf das Schauen und Lesen konzentrierten Gestaltung, führt die Ausstellung durch Allan Sekulas Oeuvre der letzten drei Jahrzehnte.


In der Verbindung von Texten und Bildern sieht Sekula seine Arbeit als paraliterarische Neuinterpretation der klassischen sozialdokumentarischen Fotografie. Und in dieser Verbindung übt er Kritik am allzu flüchtigen Betrachten zeitgenössischer Ausstellungsbesucher.

"War without Bodies", 1991/96, Farbfotografie aus einer Serie von neun.

Nicht so schnell

Ein Blick genügt, und schon hat man das Gesehene vermeintlich erfasst. So leicht macht es einem Sekula nicht. Zu seinen Fotoarbeiten gibt es begleitende Texte, sowohl als Teil der gerahmten Fotografien selbst, aber auch in begleitenden Broschüren oder in kleinen Büchlein, die aufliegen. Thematisch entsprechende Installationen, wie Sessel, Regiestühle oder ein Feldbett, fordern nachdrücklich zum Niedersetzen und Lesen auf.

Lektüre braucht Zeit

Bereits im Jahr 1970 trat Sekula mit einer museumskritischen Arbeit hervor. Heimlich belauschte er Museumsbesucherinnen und Museumsbesucher und zeichnete ihre Dialoge auf, in denen sie sich einen Reim auf das Gesehene, wie beispielsweise Bilder von Andy Warhol, zu machen versuchen. Dieses Sprechen über Kunst installiert er gemeinsam mit zwei ungrundierten Leinwänden.

Das andere Zeitmaß einer intensiven Rezeption, das Sekula einfordert, geht Hand in Hand mit den drei großen Eckpfeilern, die ihn in seinem Arbeiten seit langem faszinieren: die Bildergalerie, die Bibliothek und der kinematografische Raum. Sie alle verlangen Zeit, um sich erschließen zu lassen, aber auch Zeit um als Sammlungen oder als räumlich-zeitliche Abläufe zu entstehen. Selten sind Sekulas Bilder vereinzelt, sie finden sich zu Serien zusammen, mit denen er durchaus komplizierte Statements zu vermitteln sucht.

Tipp:

Allan Sekula, "Performance under working conditions", 16. Mai bis 17. August 2003, Generali Foundation.

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