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Innsbruck
Valie Export in der Galerie im Taxispalais
von Maren Lübbke

Seitdem Silvia Eiblmayr vor zwei Jahren die Leitung der Galerie im Taxispalais übertragen wurde, werden in Innsbruck kontinuierlich Ausstellungen initiiert, die einerseits durch die konsequente Einbeziehung jüngerer, zeitgenössischer Positionen überzeugen, die andererseits aber auch mit Soloshows bereits avancierter KünstlerInnen den politischen Diskurs um die Gegenwartskunst fortsetzen. Einen Schwerpunkt bildet dabei der Verweis auf feministische Inhalte, ein kuratorisches Anliegen, mit dem Silvia Eiblmayr dem Haus ein neues Profil gegeben hat: So zuletzt mit der Gruppenausstellung ‹Die verletzte Diva. Hysterie, Körper, Technik in der Kunst des 20. Jahrhunderts›, jetzt mit der Einzelausstellung Valie Exports ‹Metanoia›.

Wurde das Werk von Valie Export bislang vor allem im Kontext des ‹feministischen Aktionismus› gesehen, ein Begriff, der von Export selbst zu Beginn der siebziger Jahre geprägt und theoretisch fundiert wurde, so hat sich in den letzten Jahren – ausgehend von ihrer Retrospektive ‹Split Reality› im Museum moderner Kunst in Wien 1997 – die Rezeption mittlerweile verlagert. So geraten neben ihren aggressiven Performances, die lange im Vordergrund des Interesses standen, zunehmend auch die zeitlich parallel entstandenen stringenten Untersuchungen Exports zu den Abbildungsmöglichkeiten der technischen Bilder ins Blickfeld. Die Ausstellung trägt mit ihrer Fokussierung auf die medienreflexive Praxis diesem Schwerpunkt im Werk Rechnung.

Grundlegend für das Verständnis der Arbeiten Exports ist ein erkenntnistheoretischer Zugang, der die Konstruktionsprinzipien jener Wahrnehmungsstrukturen in den Mittelpunkt rückt, die gesellschaftliche Verhältnisse erst konstituieren und ideologisch abstützen. Künstlerisches Anliegen ist ihr aber nicht nur die Desavouierung der realitätsmächtigen Konstruktionen und der ihnen zugrunde liegenden Prinzipien, kritisch hinterfragt werden bereits die künstlerischen Produktionsmittel selbst: Fotografie, Film und Video werden in diesem Zusammenhang als Apparaturen aufgefasst, die Objektivität suggerierende Abbildungen von Wirklichkeit liefern – und deren Realitätskonstruktionen in Frage gestellt werden müssen.
Exports Methodik ist in dieser Frage einem streng analytischen Zugang verpflichtet, wodurch sich ihre Arbeiten auch im Kontext der Konzeptkunst verorten lassen. In der Konzeptkunst der siebziger Jahre gerinnt die vorgelagerte Überlegung und Planung künstlerischer Darstellungsformen zum genuinen Bestandteil der Arbeit. Die Idee selbst übernimmt dabei die Funktion des Katalysators und bildet das Extrakt einer künstlerischen Arbeit.

Exports methodisches Vorgehen sowie ihr werkimmanent politisches Engagement stehen immer in enger Verbindung mit den von ihr aufgeworfenen Fragen der Geschlechtersituierung – denn es sind vor allem die Frauen, die an der Oberfläche der Bilder hängen.

Dass sich Export nach wie vor nicht der politischen Stellungnahme enthält, zeigt auch das in der Ausstellung vorgestellte Projekt ‹Wie mit Wahrheit gelogen wird. Rechtspopulismus, mediale Kritik und Politik›, das von Valie Export anlässlich der Verleihung des Oskar-Kokoschka-Preises im Februar dieses Jahres initiiert wurde.

Bis 5.11.2000

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Ausgabe: 11 / 2000
Ausstellung: ( - )
Institution: Galerie im Taxispalais (Innsbruck)
Autor/in: Maren Lübbke
Künstler/in: Valie Export