21. Juni 2010 - 00:04 Uhr · von Peter Grubmüller · Kommentar

Leben UND Werk

Verbrechen im Namen der Kunst bleiben Verbrechen.

Die Kunstgeschichte wird Otto Muehl davon freisprechen, dass er als kraftvoller Maler keine eigene künstlerische Handschrift entwickelte, sondern sich einmal im Kubismus oder in der Pop-Art versuchte, dann wieder als reinkarnierter van Gogh. Unmöglich wird man Muehl nachsehen können, was er auch war: ein Diktator, ein Vergewaltiger, einer, der Jugendliche sexuell missbrauchte und ausbeutete. Sieben Jahre lang saß er deshalb im Gefängnis.

Das Wiener Leopold Museum will in seiner aktuellen Ausstellung das Werk vom Leben Muehls trennen. Das klänge nobel, sofern es nicht Otto Muehl wäre, um den es da geht. Der Kunstmarkt folgt so bizarren Gesetzen, dass unter anderem Muehls Verbrechen den stabilen Preis seiner Werke gewährleisten. Jetzt – mit 85 Jahren – hat er sich erstmals bei den gedemütigten Kommunarden entschuldigt. Alt und krank wie er ist, hat er vielleicht doch eingesehen, dass künstlerischer Vorwand nicht jedes Lebenskonzept legitimiert und speziell in seinem Fall nie voneinander zu trennen sein wird.

Quelle: OÖNachrichten Zeitung
Artikel: http://www.nachrichten.at/nachrichten/meinung/kommentar/Kommentar;art13612,416613
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