Der „Lange Gang“ nach 200 Jahren wieder zugänglich

21. September 2009 | 17:36 | STADT SALZBURG |
Am Montag wurde der „Lange Gang“ in St. Peter erstmals wieder eröffnet. Grundlage für die Öffnung ist ein Grundsatzabkommen zwischen dem Land Salzburg, dem Stift St. Peter, dem Domkirchenfonds und der Universität Salzburg.
(SN). Im März 2006 wurde die Erstellung eines Museumsleitplanes in Auftrag gegeben. Mit der Eröffnung der Galerie im Langen Gang in St. Peter wird nun ein weiterer wichtiger Schritt dieses Gesamtkonzeptes umgesetzt.

Das Projekt Museumsleitplan nimmt damit immer konkretere Dimensionen an.

Neues Museumskonzept mit klarer Struktur

Den Rahmen des Museumsleitplanes bilden die drei großen Erzählthemen: „Salzburgs Aufstieg zur Macht“ (Festung Hohensalzburg), „Himmel und Erde in einer Hand“ (Dom-Residenz-Komplex), „Mythos Salzburg“ (Salzburg Museum). „Das museale Erscheinungsbild der Kulturstadt Salzburg soll nach außen hin als ein Guss zu erkennen sein. Diese Trilogie ist in ihrer Komplexität und Dichte einzigartig in Europa“, erklärte LH-Stv. Wilfried Haslauer: „Das neue Museumskonzept besticht durch seine klare Struktur, die enorme Themenvielfalt, die leichte Zugänglichkeit sowie durch die Tatsache, dass die Strahlkraft der einzelnen Museen durch das Zusammenspiel gesteigert wird.“ Der „Mythos Salzburg“ wurde als erstes umgesetzt. Die Verleihung des Österreichischen Museumspreises 2008 sowie des „European Museum of the Year Award 2009“ an das Salzburg Museum waren die besten Bestätigungen für die äußerst gelungene Umsetzung, so der Museumsreferent.

Kernbereich des Themenschwerpunktes „Himmel und Erde in einer Hand“ ist der Salzburger Residenz- und Dombezirk. Der Museumsleitplan sieht vor, die Einheit des Domplatzes auch im Inneren der ihn umgebenden Gebäude wiederherzustellen und eine durchgängige Begehbarkeit von Residenz, Dom, Lange Galerie, Wallistrakt bis zur Franziskanerkirche zu schaffen. Ziel ist die Rekonstruktion der nach dem ersten Weltkrieg aufgelösten Einheit von weltlichen und kirchlichen Gebäuden, Ausstattungen und Sammlungen. „Es wird so für Besucher ein Gesamterlebnis geschaffen, das europaweit einzigartig ist“, betonte der Museumsreferent: „Ich freue mich sehr darüber, dass die Lange Galerie nach rund 200 Jahren wieder für die Öffentlichkeit geöffnet wurde und dass somit ein wichtiger Schritt zur Realisierung des Rundganges gesetzt wird.“ Der erste Schritt war bereits die Öffnung einer Tür von der Residenzgalerie auf die Terrasse des nördlichen Dombogens Mitte 2007.

Geschichtsreise der besonderen Art und barockes Highlight

„Der Rundgang im Dom- und Residenzbezirk wird zu einer Geschichtsreise besonderer Art und zu einem barocken Highlight Salzburgs“, zeigte sich Dr. Haslauer überzeugt, der in diesem Zusammenhang als Vergleichsbeispiele die Münchner Residenz oder den Palazzo Pitti in Florenz anführte, wo ebenfalls eine Verbindung von Bau- und Herrschaftsgeschichte mit verschiedenen Sammlungen und Sonderausstellungen besteht.

Älteste Gemäldegalerie in Salzburg

Baubeginn für den Langen Gang war am 7. Mai 1657, und am 21. August 1661 konnte nach vier Jahren das Bauprojekt abgeschlossen werden. Die Ausstattung mit kostbaren Stuckaturen des aus Linz stammenden Johann Peter Spätz erfolgte erst 1668. In dem Gang fand die Gemäldesammlung von Erzbischof Guidobald ihren Platz, die später durch Erzbischof Max Gandolph von Kuenburg (1668 bis 1687) und andere Erzbischöfe mit unterschiedlichem Einsatz ergänzt wurde. Die „Lange Galerie bey Hof“, wie dieser Gang auch bezeichnet wurde, ist somit die älteste Gemäldegalerie in Salzburg, erläuterte Prior P. Dr. Korbinian Birnbacher OSB, Kustos der Erzabtei St. Peter.

Durch große Fenster erhellt klassisches Nordlicht den majestätischen Raum. Als 1803 Kurfürst Ferdinand III. von Toskana für zwei Jahre Salzburg regierte, ließ er darin einen fast 60 Meter langen Bücherkasten in Form einer Glasvitrine aufstellen, den er 1806, nachdem er Salzburg wieder verlassen musste, dem Stift St. Peter schenkte. 1819 hat zwar Kaiser Franz I. den Galeriegang dem Stift St. Peter zugesprochen, doch sollte es noch bis 1905 dauern, bis er endlich ins grundbücherliche Eigentum des Stiftes eingetragen wurde. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Lange Galerie als Depot für die umfangreiche Mineraliensammlung des Stiftes genutzt. Mit der Enteignung des Stiftes St. Peter durch die NS-Machthaber im Jahre 1942 wurde die Lange Galerie für Jahrzehnte zur Zwischenlagerungsstätte.

„Seit 2001 arbeitet die Erzabtei St. Peter an der Umsetzung eines umfassenden Kulturgut-Gesamtkonzeptes. Für die Instandsetzung der Langen Galerie hat die Erzabtei St. Peter insgesamt 300.000 Euro investiert. Die Wiedereröffnung der Langen Galerie mit 17 großformatigen religiösen Gemälden aus der stiftseigenen Kunstsammlung kann zwar nicht an den Glanz des ursprünglichen Gemäldebestandes anknüpfen. Doch ist diesem atemberaubenden Raum damit nach mehr als 200 Jahren seine ursprüngliche Würde wieder zurückgegeben worden. Die Lange Galerie St. Peter, wie dieser Gang künftig genannt wird, ist ein wesentlicher Bestandteil des Salzburger Museumsleitplanes“, so Prior P. Dr. Korbinian Birnbacher.

Themenschwerpunkte des Salzburger Museumskonzeptes

1. „Salzburgs Aufstieg zur Macht“ (Festung Hohensalzburg): Die Festung Hohensalzburg wird jährlich von rund 900.000 Gästen besucht. Die Mittelalterbestände des Salzburg Museums sollen hier spannend und in einer Weise in Szene gesetzt werden, die dem internationalen Ruf Salzburgs als Kulturstadt gerecht wird. Unter dem Motto „Salzburgs Aufstieg zur Macht“ zeigen das Salzburg Museum und die Festung gemeinsam Salzburgs Werdegang vom Hl. Rupert zu Leonhard v. Keutschach.

2. „Himmel und Erde in einer Hand“ (Residenz- und Domkomplex): Der Rundgang ermöglicht einen Blick in die Welt der barocken Fürsterzbischöfe als Bauherren und Nutzer in den einzelnen Gebäudeteilen von den Prunkräumen über Dom, Kunst- und Wunderkammer und Gemäldegalerie im Langen Gang bis zum Einblick in die Franziskanerkirche. Die vor rund 200 Jahren zerschlagene und jetzt wieder installierte Einheit von Dom und Residenz dient als übergeordnete, inhaltliche Klammer für die beteiligten Institutionen:

Residenzgalerie: Sammlung und Ausstellungen mit Schwerpunkt Barock;

Dommuseum: Sammlung sowie Geschichte und Gegenwart der Diözese Salzburg;

Stift St. Peter: erstmals ständige Ausstellung der Schätze aus den Sammlungen verbunden mit Geschichte und Gegenwart des Stifts (Wallistrakt).

3. „Mythos Salzburg“ (Neue Residenz): Das Salzburg Museum in der Neuen Residenz beschreibt den Weg von der Aufklärung zur Verklärung. Es ist das Bindeglied vom Ende der staatlichen Selbstständigkeit Salzburgs in die Gegenwart. Dargestellt wird der Übergang von einem absolutistischen Regime in die Bürgergesellschaft. In der Zeit der Romantik erst hat der Mythos Salzburg von der „barocken Stadt“ zu wachsen begonnen, wie er heute noch gepflegt werde. Das Ende des Fürsterzbistums wird ebenso thematisiert wie jene Zeit, in der die Bürger Salzburgs die Geschicke „ihrer“ Stadt und „ihres“ Landes selber in die Hand genommen haben. Unter „Salzburg persönlich“ widmet sich ein ganzes Stockwerk im Salzburg Museum in wechselnden Präsentationen prominenten Salzburgern, dem Handwerk, der Lebensweise, und insbesondere Themen der Sozialgeschichte. n203-20

Nähere Informationen über die Lange Galerie können auf der Homepage des Landes unter www.salzburg.gv.at/lange_galerie.pdf abgerufen werden. Franz Neumayr wird den Redaktionen für das Landespressebüro Fotos von der Eröffnung der Galerie im Langen Gang anbieten.

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