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22.12.2006 - Kultur&Medien / Kommentare
Kunstlicht: Ein Koch kam in das Museum . . .
ALMUTH SPIEGLER

K
ochende Männer sind eitle Män ner. Das funktioniert so ähnlich wie bei Modedesignern und Kunsthistorikern. Einmal in einer mengenmäßig weiblichen Domäne den Löffel ins Händchen genommen, wird derart selbstbewusst umgerührt, dass unsereins die Spucke weg bleibt. Der Unterschied? Die Motivation: Denn für zum Siegen geborene Göttermänner gibt es unter den spöttischen Augen der Anwalts- und Fleischermeisterfreunde nur eine einzige Entschuldigung, einen derartigen "Weichei"-Beruf zu wählen. Und die lautet nicht: Sous-Chef.

Einer der glorreichen Götter-Köche wurde jetzt unlängst vom glorreichen Götter-Kurator auf den Nachbars-Olymp geladen: Der hoch dekorierte Speisen-Zerleger Ferran Adrià wird 2007 als erster seiner Zunft an der "documenta" teilnehmen. Ob er auch der Weltkunstschau "das Glück designt"? Sie wird es brauchen. Denn spätestens im Juni wollen wir dann endlich wieder sehen, was die Kunst mit uns vor hat in nächster Zukunft.

A
ngekündigt wurde von "docu menta-12"-Chef Roger M. Buer gel bereits eine "Akupunktur der Sinne" (sehr nett) und die Überwindung des "falschen Gegensatzes" von freier und angewandter Kunst (sehr altmodisch). Da passt der Koch ja bestens ins Rezept. Und wir dürfen vielleicht, trotz anders lautender Gerüchte, doch einfach nur kosten.

Denn Adrià scheint am Boden geblieben: Ein Koch ist ein Koch und kein Künstler, meint er. Wie auch ein kochender Künstler noch lange kein Koch ist. Und ein Architekt eben Architekt ist. Und ein Designer Designer. Die Künstler, das sind die, von denen wir nicht genau wissen, was sie machen. Und wie. Sie können es sich also beruhigt schmecken lassen.

almuth.spiegler@diepresse.com

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