Die Art Brussels, die heuer zum 24. Mal in den Messehallen beim Atomium stattfand, zählt zu den Musts für all jene Sammler, die Kunstmessen nicht nur als Ort sehen, wo man Topstars und Klassiker ersteht. Er ist etwas für jene, die ein kompaktes Angebot an junger Kunst und ein internationales Sample an "frischen" Galerien erwarten.
Unter den 141 Ausstellern waren 44 erstmals in Brüssel vertreten, 14 davon in der Sektion "First Call" versammelt, die ein ebenso frisches wie im Schnitt qualitätsvolles "Nachwuchsprogramm" vorstellten. 80 Prozent der Aussteller liefen unter dem Logo "international" - kamen also nicht aus Belgien -, und 40 Galerien hatten neben ihren Ständen Extra-Kojen zwecks Präsentation der jüngeren Generation.
Erstmals präsentierte sich die Art Brussels heuer um eine Abteilung für Design erweitert: Stellvertretend für das recht hohe Qualitätsniveau des ganzen Segments bei Klassikern des 20. Jahrhunderts und bei Zeitgenössischem, sei die Pariser Galerie Kreo mit Objekten von Achile Castiglioni bis Jasper Morrison erwähnt. Und hier speziell das Aufbewahrungsmöbel mit Lampe von Ronan & Erwan Bourellec. Den Preis für die beste der One-Man-Shows konnte - seltsam - Gianni Caravaggio, vertreten durch die Turiner Galerie Tucci Russo, in Empfang nehmen: Die an natürliche Strukturen angelehnten Objekte erinnern an frühere Arbeiten des Briten Tony Cragg, der in derselben Galerie vertreten ist.
Mit zu den besten Einzelpräsentation gehört die Show der niederländischen Künstlerin Catharina von Eetvelde, die bei Tanit aus München in Mischtechniken aus Papier und rüstungsähnlichen Kleidungsstücken bzw. medizinisch anmutenden Gerätschaften symbiotische Verbindungen von Körper und Dingwelt erprobt.
Die österreichischen Galerien waren mit zwei Einzelpräsentationen in Brüssel vertreten: Mario Mauroner (Wien/Salzburg) zeigte "son:DA" - computergenerierte Plots von zumindest befremdlich wirkenden Dramaturgien in geschlossenen Räumen; Ursula Krinzinger präsentierte Malereien und Objektbilder von Zenita Komad. Mauroner ergänzte sein Programm um u. a. Jan Fabre und Jaume Plensa.
Daneben setzte die Wiener Galerie neben einem Querschnitt durch das Programm auf Prints und Videos des Belgiers Hans Op de Beeck. Layr:Wüstehagen (Wien) brachten neben den Aktionskünstlern Gil & Moti erneut die Wunderkammer-Objekte aus Zivilisationsabfall des Portugiesen Joao Pedro Vale auf eine internationale Bühne. Bei Hohenlohe (Wien) fanden sich neben Objekten von Rudolf Polansky eine Serie von "Frauenbilden" der Dorothe Golz und weitere Varianten der gesichtslosen Porträts von Bertram Hasenauer.
Grita Insam (Wien) rückte neben Candita Höfers Innenräumen eine ältere Installation von Manfred Erjauz in den Vordergrund. Klaus und Elisabeth Thoman aus Innsbruck installierten einen Mix aus Künstlern rund um die Schau im Wiener Palais Wittgenstein (Clegg & Guttmann, Franz West, Rudolf Polansky), aus den Malern Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Walter Vopava, Otto Zitko sowie Skulpturen von Thomas Feuerstein.
Ein internationaler Rundgang durch Highlights könnte etwa so ablaufen: "Ah Ming at Home" von Cao Fei bei Lombard-Freid Projects (New York) besuchen; den überbordenden Kitsch bei Mehdi Chouakri (Berlin) passieren; nachsehen, wen Michael Neff - höchst stylish - diesmal pushen möchte; und dann bei Van der Grinten (Köln) innehalten, um die erstaunlichen Papierfaltungen des Simon Schubert zu ergründen; oder Izima Kaorus Vorfälle im Alltag asiatischer Großstädte genießen.
Anne de Villepoix (Paris) zeigt Erwin Wurm, Martha Rosler oder eine "Black Flag" von Christoph Draeger. Unbeding empfehlenswert ist die Malerei der Franz-Graf-Absolventin Kati Heck bei Anni Gentil aus Antwerpen. Die Galerie zeigt auch Wundersames von Guillaume Bijl und Paul Armand. John Baldessari bei Meert Rihoux (Brüssel) bietet sich ebenso an wie Fotoarbeiten von Sergey Bratkov oder Oleg Kulik bzw. Malerei von Jonathan Meese bei Regina Gallery (Moskau). Unbedingt zum Kauf empfohlen: Georges Rousse (Springer & Winckler, Berlin). Der C-Prinz "saint Claude" (2004) zählt sicher zu den besten Dokumenten der flüchtigen Raumeingriffe des Künstlers. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.4.2006)