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25.07.2005 - Kultur&Medien / Kultur News
Interio: Infiltriert von echter Kunst
VON ALMUTH SPIEGLER
Plakat-Kunst. "Interio" bringt eine Plakat-Edition österreichischer Künstler heraus.

Die Grenze zwischen Kunst und Kommerz ist eine sympathisch durchlässige geworden. Dass Karl Lagerfeld schon einmal für Hasi und Mausi eine Kollektion auf den Billig-Markt wirft, war da nur mehr ein absehbares Symptom. Brit-Art-Künstlerin Sam Taylor-Wood entwarf schon genauso schicke Taschen für Edelmarken wie ihr Kollege Takashi Murakami. Heimo Zobernig lieferte Ende der 90er bereits Strumpf-Muster ab und Peter Kogler werkte unlängst mit dem österreichischen Modelabel "Wendy & Jim".

Da ist es eigentlich ein Wunder, dass nicht schon früher jemand auf die Idee gekommen ist, auch die Plakat-Abteilungen der großen Möbelhäuser mit guter Kunst zu infiltrieren. Wer will heute im Zeitalter der Individualisten schon den Millionsten Miró-Druck im Vorzimmer hängen haben? Wohl immer noch genügend Leute. Trotzdem wagt der Einrichter "Interio" jetzt als Erster in Österreich den Schritt mitten hinein in die zeitgenössische Kunst. Mit Hilfe des Kunstvermieters "Artware" präsentiert Interio-Chefin Janet Kath am Mittwoch zur Wiedereröffnung der Filiale in der Mariahilfer Straße die erste "Kunst:Limited Edition".

Fünf österreichische Künstler wurden für eine Auflage von je 500 Stück (plus 50 Belegexemplare) mit Motiven beauftragt. Für nur 49,90 € sind diese nummerierten, matt lackierten Kristallraster-Drucke (60 mal 85 cm) ab der ersten August-Woche in jedem Interio-Geschäft erhältlich. Wer will, kann sich sein Plakat sogar signieren lassen - Termine werden noch bekannt gegeben.

Interessant ist die Zusammensetzung dieser ersten Runde - eine zweite Edition ist laut Kath übrigens noch vor Weihnachten geplant. Renommierte Künstler wie Edgar Honetschläger, Gilbert Bretterbauer und Wolfgang Pavlik sollen Nachwuchstalente "mittragen", wie es Alexander Teissig von "Artware" ausdrückt. Diesmal sind es drei Studenten aus der Meisterklasse von Peter Kogler (Akademie der bildenden Künste), alle Anfang 20: Alexander Scheibelreiter sowie Xandi Marischka und Magdalena Michl, die seit 2001 unter dem Namen "2Megatscheli" alternative Mode entwerfen.

Dass die Galeristen über diese Aktion die Nase rümpfen werden, wie Teissig prophezeit, scheint sich vorerst allerdings nicht zu bewahrheiten. Honetschlägers Galerie Charim übt sich in Gelassenheit: Man sieht den eigenen Kundenkreis nicht wesentlich berührt. Kunst-Spekulanten will Teissig bei den Plakaten aber keine großen Hoffnungen machen - das wäre unseriös. Interessant ist trotzdem ein Preisvergleich: Eine Grafik-Edition von Edgar Honetschläger (10 Siebdrucke, Auflage 100) kostet bei "Artware" 2500 Euro.

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