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30.10.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von FLORIAN STEININGER


Galerie Charim. Brigitte Mayer, 1965 in Regensburg geboren, hat sich in ihrem aktuellen photographischen Werkblock dem Moment der pathetisch anmutenden Darstellung von Himmelsstürzen oder Unterweltszenarien verschrieben. Aus der Ecke des Theaters und der Performance kommend, baut sie eine monochrome Miniaturbühne, der sie ein Diapositiv vorschiebt. Darauf: nackte Körper scheinbar vom Himmel fallend, im Wasser schwebend, in der Weite des Raumes isoliert. Ohne sich direkt an kunsthistorischen Vorbilder zu orientieren, spürt man die starke Verbundenheit mit dramatisch pathetischen Darstellungen aus der abendländischen Malerei: Die hingestreckten Leiber eines revolutionsklassizistischen David, manierierte Figurengruppen auf Fresken von Michelangelo - das Jüngste Gericht. Daneben spielen eigene Träume eine wesentliche Rolle - wie über das Fallen, das Schwimmen unter Wasser, den weiten Raum. Präzise im Handwerklichen und in der Illusion, psychisch intensiv in der Wirkung. (I., Dorotheergasse 12; bis 23. November)

Galerie Steinek. Tony Ourslers Erkennungsmerkmal sind seine unheimlich skurrilen Videoprojektionen von menschlichen Köpfen. Weniger obskur, mehr ästhetisch und auf Harmonie orientiert, scheint seine ausgestellte Videoarbeit zu wirken. Viele kleine Köpfe treten in eine sprachlich-singende Kommunikation miteinander und bilden sogleich einen Reigen des Kollektiven. Auf feinen Acrylmalereien auf Papier kann man in das Innere von Ourslers "elektronischem" Atelier blicken: Dioden und elektronische Elemente im altmeisterlichen Medium veranschaulichen die neuen Kommunkationstechniken in der Kunst. (I., Himmelpfortgasse 22, bis 22. November)

Kovacek & Zetter. Mit 80 Papierarbeiten und Ölbildern führen die beiden Galeristinnen in das fabulierend-narrative Werk Oskar Laskes ein. Sie verkaufen zum Großteil nie gezeigte Bilder aus dem Nachlaß. Elegant, mit viel Frische balancieren seine Arbeiten zwischen dem Illustrierenden und eigenständig Handschriftlichen, gleichsam die helle heitere Seite zu dem surreal schwarzen Kubin. Besonders schön: Darstellungen aus dem Alten Testament, wie der Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer oder Jonas und der Wal. In beiden bestimmt das Kleinteilige, Spielerische und nicht das Pathetisch-Dramatische das Bildszenario. (I., Stallburggasse 2; bis 9. November).



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