Götzis
(VN-ag) Mit "Reposition", dem medizinischen Begriff
für das Wiedereinrichten von gebrochenen Knochen, und einer
Ausstellung in der Galerie Kurzemann in Götzis meldet sich der
Bildhauer Hubert Lampert nach längerer Absenz mit einer
Bestandsaufnahme und einem Ausblick in der Kunstszene zurück.
Es waren private Gründe, die Hubert Lampert vom
Ausstellungsbetrieb fernhielten. Einer davon geistert als "Projekt
Herma L." durch die Szene und war u. a. auch beim letzten Hypo
Kunstpreis vertreten.
Herma L. (Jahrgang 1955) ist die Schwester von Hubert Lampert,
behindert, kann hören, aber nicht sprechen, und ist zudem
autistisch. Durch die familiäre Situation gezwungen, den Tag nicht
mehr in seiner Bildhauerwerkstatt zu verbringen, sondern in der
Wohnung, war der Küchentisch in jüngster Vergangenheit das
kleindimensionierte Arbeitsfeld von Hubert Lampert.
Farbe im Alltag
Statt Skulpturen sind vor allem Skizzen und Grafiken
entstanden, und eben auch das "Projekt Herma L.", in das Lampert
auch andere Künstler, Freunde und Kollegen, miteinfließen ließ. Was
sich jeder kunsthistorischen Einordnung fröhlich entzieht, und
stattdessen von der Kraft der Farbe im grauen Alltag erzählt, findet
seinen Niederschlag in einer Sequenz von Buntstiftzeichnungen.
Darin setzt Herma L. ein vorgegebenes Farbkonzept eigenständig
und allein ihrem Farbgefühl gehorchend in kleine Felder um, die sie
Feld für Feld, Reihe für Reihe aneinander reiht.
Den für Herma typischen Abschluss bildet eine Reihe von
halbierten Feldern am Blattende, aber auch zwischendurch wird das
Gleichmaß mitten im Blatt, unvermutet und einem Stolpern gleich,
gebrochen, um ebenso schnell wieder zum rhythmischen Feld-an-Feld
zurückzukehren.
Farbe (in der Skulptur), Zufall und Gesetzmäßigkeiten
beschäftigen Hubert Lampert schon länger. Neben einigen neuen
Zeichnungen und Entwurfsskizzen steht die Installation "Klangwürfel"
im Mittelpunkt der Präsentation in der Galerie Kurzemann. Inspiriert
von der Struktur, die der Boden im kleinen Gewölbe vorgibt, ordnet
der Künstler die 192 Module, die die klangliche Dimension als
spielerisches Moment einbringen, in einem strengen Raster an und
sorgt damit für einen Pol der Ruhe in der Ausstellung.
Gesamtskulptur
Mittlerweile bereits die vierte dokumentierte Station,
sieht die Gesamtkonzeption "Klangwürfel" vor, nach jeder neuen
Ausstellungsformation einen Siebdruck (Name des Künstlers,
Ausstellungstitel und -ort) auf jedem einzelnen Würfel anzubringen.
Einzeln zu erwerben, entsteht durch die gleichfalls dokumentierte
Verteilung der Würfel und die Vernetzung ihrer zukünftigen Standorte
erneut eine Formation - die Gesamtskulptur.
Arbeit von Hubert Lampert
(Foto: A. Grabher)
Die Ausstellung "Reposition" ist in der Galerie Kurzemann
in Götzis bis 11. Oktober zu sehen, geöffnet Dienstag, Donnerstag
und Freitag, 17 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung.