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derStandard.at | Kultur | Kultur & Politik 
04. August 2007
17:51 MESZ
Kärnten: "Künstlerisch eine leer gefegte Stätte"
Viele einst gegenüber Landeshauptmann Haider aufmüpfige Künstler haben resigniert

Klagenfurt – Cornelius Kolig wurde einst von den Kärntner Freiheitlichen im Zuge einer beispiellosen Hetzkampagne geächtet und als "Fäkalkünstler" beschimpft. 2006 erhielt er den Kulturpreis des Landes Kärnten. Kolig entwarf für die Übergabe eigens "Greifzangen", um nur ja nicht an der Hand von Kulturrefent Jörg Haider anzustreifen.

Hatten früher Kärntens Künstler und Intellektuelle immer wieder lautstark gegen Landeshauptmann Haider protestiert, so sind sie heute ganz still geworden.

Mit dem Tod des streitbaren Stadttheaterintendanten Dietmar Pflegerl ist auch der letzte Wortgewaltige verschwunden, der Haider offen die Stirn bot und dafür mit empfindlichem Geldentzug bestraft worden war. Viele haben resigniert, sich in eine Art Kärntner Biedermeier zurückgezogen und arbeiten unbemerkt vom schrillen Event-Gedröhn, das Haiders offizielle Kulturpolitik durchzieht. Andere haben dem Land überhaupt den Rücken gekehrt.

"Kärnten ist künstlerisch eine leer gefegte Stätte", resümiert Cornelius Kolig. Was nicht dem Massengeschmack entspricht und in Wählerstimmen umgemünzt werden kann, wird kaum gefördert. Im Lande großer Literaten wie Ingeborg Bachmann, Peter Handke, Peter Turrini oder Josef Winkler schob Haider 2006 1,5 Millionen Euro in die Heimat- und Brauchtumsszene.

Ein Udo-Jürgens-Konzert auf der Klagenfurter Seebühne wurde mit 150.000 Euro unterstützt. Die Kärntner Grünen wollen angesichts der Tristesse einen neuen "Kulturkampf" gegen Haider starten, denn auch für die früher in Kunstbelangen engagierte SPÖ sind die Künstler im Land längst ein verzichtbares Minderheitenprogramm geworden. (stein/DER STANDARD, Printausgabe, 4./5. August 2007)


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