Ab Jänner 2001 wird Agnes Husslein, die
ehemalige Guggenheim-Europa Repräsentantin und Geschäftsführerin von
Sotheby's Österreich, fünf Jahre lang die Geschicke des Salzburger
Rupertinums und des Museums der Moderne am Mönchsberg leiten.
Kritik der Grünen
Harsche Kritik an der Bestellung gab es bereits im Vorfeld, als vor
einigen Wochen durchsickerte, Agnes Husslein würde als Nachfolgerin von
Peter Weiermair gehandelt. Die Grünen kritisierten vor allem die
Stellenausschreibung und sprachen von einer "Mauschelei wie eh und je",
weil ihrer Ansicht nach das Stellenprofil ganz auf Husslein zugeschnitten
war, "die noch nie ein Museum geleitet habe und von der keine
fachwissenschaftliche Arbeit existiere."
Außerdem fürchten die Grünen einen noch größeren Einfluss des
Albertina-Direktors und Salzburger Museumsplaners Klaus Albrecht Schröder
als künftigen Berater Hussleins und werfen in diesem Zusammenhang
Kulturlandesrat Othmar Raus (SPÖ) vor, "jeden Widerstand gegen die
Übernahme Salzburgs durch Wien aufgegeben zu haben und ein Trabant von
Landeshauptmann Schausberger (ÖVP) zu sein", dessen Wunschkandidatin
Husslein war.
Unsichere Zukunft?
Auch der scheidende Rupertinum-Direktor Peter Weiermair kritisierte den
zunehmenden Einfluss Klaus Albrecht Schröders und sparte nicht mit harten
Worten. Er warnte in Bezug auf das Museum der Moderne am Mönchsberg "vor
der Jagd nach hohen Besucherzahlen und dem Machthunger des
Franchise-Trusts Guggenheim." Außerdem befürchtet Weiermair
Auflösungstendenzen für das von Friedrich Welz gegründete Museum
Rupertinum und beklagt "die programmatischen und personellen Unklarheiten
des eingeführten Hauses in der Altstadt und des künftigen Museum der
Moderne auf dem Mönchsberg."
Kritik der Bürgerliste
In die gleiche Kerbe schlug die Bürgerliste der Stadt Salzburg, die
ebenfalls bemängelt, auf welche Weise die Auswahl erfolgte. Immerhin sei
bis heute nicht bekannt, wer sich sonst noch beworben hat, hieß es in
einer Aussendung am Freitag. Man wollte, so die Bürgerliste, wenige Woche
vor Inkrafttreten eines neuen Objektivierungsgesetzes noch rasch die
Bestellung Hussleins durchdrücken. Die Bürgerliste spricht Agnes Husslein,
"die sich besondere Verdienste um die Etablierung von Jörg Haider in der
Wiener Kulturgesellschaft gemacht hat" die nötige Erfahrung ab, die für
die Entwicklung eines Konzeptes für das neue Museum am Mönchsberg wichtig
ist.
Herausforderung
Hussleins Aufgabenbereich wird in der Führung des Museums in
künstlerischer, wissenschaftlicher, organisatorischer und personeller
Hinsicht sein sowie die Betreuung des Neubaus des Museums am Mönchsberg,
dessen Baubeginn für das Frühjahr 2001 vorgesehen ist und das 2003
eröffnet werden soll. Weiters ist Agnes Husslein für die Sammlungs- und
Ausstellungspolitik und deren Umsetzung verantwortlich. Ziel soll es sein,
"aus dem Rupertinum und dem Museum der Moderne ein internationales, in der
Region aber gut verankertes Museum und Ausstellungshaus zu machen."
Nichte von Herbert Boeckl
Agnes Husslein wurde am 22. Mai 1954 geboren und ist eine Nichte des
Malers Herbert Boeckl. Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte und
Archäologie an der Universität Wien promovierte sie 1979 zum Doktor der
Philosophie. Danach studierte sie 1977 kurzfristig an der Sorbonne und am
Ecole de Louvre in Paris. Von 1996 bis zum Jahr 2000 war sie
Vorstandsmitglied der Wiener Secession, 1996 bis 1998 Vizepräsidentin des
Kunstvereins Kärnten.
Karriere bei Sotheby's und Guggenheim
Von 1981 bis 2000 war sie Geschäftsführerin von Sotheby's Österreich,
dessen Büro 1981 in Wien eröffnet wurde. Elf Jahre fungierte sie auch als
Geschäftsführerin von Sotheby's Prag und als Geschäftsführerin von
Sotheby's Budapest. 1990 bis 1998 war sie Director of European Development
des Guggenheim Museums New York und 1990 bis 2000 Organisatorin der
Guggenheim Association Salzburg und des Austrian Guggenheim Advisory
Boards. Zehn Jahre lang war sie auch Senior Director für Sotheby's
Europa.
Fundraising-Talent
Husslein gilt als Expertin für Impressionismus, Klassische Moderne und
Zeitgenössische Kunst. Sie hat sich als Eigenverantwortliche für
österreichische Spezialauktionen ausgezeichnet und in den vergangenen zehn
Jahren zahlreiche Fundraising-Events für Museen, aber auch zu sozialen
Zwecken, organisiert. Als Mitglied der "Seitenblicke-Gesellschaft" machte
sie immer wieder Schlagzeilen. Zuletzt bei der Versteigerung der
sommerlichen Kunst-Kühe in Salzburg.
Links:
Rupertinum
Museum am Mönchsberg