30.06.2003 13:10
Des Haiders neue Kleider
Mit
"Cutouts", die nicht anecken, wurde am Wochenende das Museum Moderner Kunst
Kärnten eröffnet - Foto
Nun besitzt auch das Land Kärnten ein Museum Moderner Kunst -
nämlich die ehemalige Landesgalerie in Klagenfurt, die renoviert wurde und einen
Tiefspeicher erhielt. Anlässlich der Eröffnung präsentiert man Alex
Katz.
Klagenfurt - Manche lebensgroßen Badenixen oder Kühe von Alex Katz, eine
Mischung aus Skulptur und Malerei, könnten auch aus einer Kärnten-Werbung
stammen. Nicht zufällig wurden die Arbeiten des amerikanischen Künstlers "mit
dem Adjektiv cool versehen", schreibt die Kärntner Kulturzeitschrift Die Brücke
in ihrer auf ein gewisses MMKK konzentrierten Juni-Nummer.
Nicht zufällig
auch wählte man die Ausstellung Alex Katz zur Eröffnung des Museums Moderner
Kunst Kärnten (MMKK), das aus der Asche der ehemaligen Kärntner Landesgalerie
stieg. Deren Leiter Arnulf Rohsmann sitzt nun stillschweigepflichtig auf einem
ruhigeren Posten.
Alex Katz' zuvor in den Deichtorhallen Hamburg
gezeigten "Cutouts" ecken nicht an, sind auf den ersten Blick verständlich und
stammen (dennoch) von einem modernen, international anerkannten
Kunstschaffenden.
Sonntag um 11 Uhr, exakt zum Finale des
Bachmann-Wettbewerbs, weihte Kärntens Landeshauptmann und Kulturreferent Jörg
Haider die Galerie ein. Der angekündigte Alex Katz war ebenso nicht anwesend wie
Deichtorhallen-Direktor Zdenek Felix.
Vergangenen Freitag wurde das
Gebäude, der Burghof inklusive des neuen Tiefenspeichers für rund 5000
Kunstwerke, feierlich übergeben. Die charmante, angeheuerte Moderatorin dankte
dem Landeshauptmann, die (Gewitter-) Wolken rechtzeitig verschoben zu haben. Die
Räume wurden vom Architekten Helmut Dominikus, Sieger des Wettbewerbs im Jahre
2000, zu einem White Cube internationalen Standards (918 Quadratmeter)
umgebaut.
Das neue MMKK-Logo von Angewandte-Professor Fons Hickmann,
präsent auch auf T-Shirts und Schlüsselanhängern, wird als "cool" verstanden. In
den vier Jahren des nicht nur architektonischen Umbaues gaben sich sechs
Kulturamtsleiter die Klinke in die Hand. Zurzeit bekleidet Erika Napetschnig,
ehemals Büro Haider, dieses Amt. Einer ihrer Vorgänger hatte sich etwa noch für
das Gironcoli-Kunsterlebnisprojekt, das nun im steirischen Herberstein
realisiert wird, stark gemacht.
Einziges äußeres zeitgenössisches Zeichen
des MMKK setzt eine schwarz-weiße Wand-Gitter-Konstruktion des Wiener Künstlers
Josef Havelka im neuen Eingangsbereich der Burg, einst Sitz der protestantischen
Landstände, jugoslawischer Truppen oder der Gestapo. Mit 3,2 Mio. Euro
Umbaukosten wurde "keine Verschwendung" betrieben, meinte Haider, der auch die
Einrichtung einer Artothek, einer "Galerie der Bürger", begrüßte. Dieser
Bilderverleihstelle wird Exgalerieleiter Arnulf Rohsmann
vorstehen.
"Ein Druckfehler"
Starthilfe für die
inhaltliche Umstrukturierung der ehemaligen Landesgalerie kam von
Rupertinum-Chefin Agnes Husslein, auf der Eröffnungseinladungskarte als
"interimistische Direktorin" bezeichnet. "Ein Druckfehler", meinte die gebürtige
Kärntnerin und vor zwei Jahren als Sotheby's-Österreich-Direktorin abgelöste
Kunstfachfrau.
Sie werde lediglich mit Matthias Boeckl, wie sie Enkel des
Malers Herbert Boeckl, die große Sommerschau 2004 Eremiten - Kosmopoliten über
moderne Kärntner Malerei zusammenstellen. Husslein rät dem Land, bald die
Museumsleitung auszuschreiben. Kulturamtschefin Napetschnig wünscht sich einen
"Manager-Direktor, eine junge Person, die das Haus als Sprungbrett verwenden
kann"; ein Förderverein des MMKK (u. a. mit dem ehemaligen FP-Stadtrat Walter
Gassner) sei in Planung. Die Patronanz des Museums übernimmt die zeitweilig am
Wörthersee residierende Millionärin Heidi Horten.
Absage von
Zobernig
Die von Haider am Freitag wie Sonntag stolz angekündigte
Schau nach Katz im Herbst, eine von Dieter Bogner kuratierte Gegenüberstellung
von Werken Johann Fruhmanns und Heimo Zobernigs, wird nicht stattfinden.
Zobernig hatte sich bereits zu Beginn der Vorwoche in einem Absagebrief an
Kurator Bogner von einer voreilig beschlossenen Teilnahme distanziert: "Mir war
zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, wie sehr diese Initiative eine Plattform für
die Präsentation der persönlichen und parteipolitischen Interessen des
Kulturreferenten darstellt. Unter diesen Umständen muss ich meinem ideologischen
Gewissen folgen, weil jede Nähe ein Missverständnis provozieren würde."
(DER
STANDARD, Printausgabe, 30.6.2003)