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Das Denken folgt also nicht
geraden Linien, sondern verzweigt sich ohne Ende in ungeahnten Bahnen.
Robert Smithsons Arbeitsweise folgt unterschiedlichen Praxen. Zunächst
begann er Mitte der sechziger Jahre Texte in Kunstzeitschriften zu
veröffentlichen. Seine Schreibweise verabschiedete sich von einer
abgeschlossenen Textstruktur, indem er Abbildungen, wissenschaftliche wie
literarische Textzitate gleichwertig behandelte. Somit können Querverweise
zwischen unterschiedlichen Feldern gezogen werden, ein Vorreiter des
Hypertextes also, auch wenn noch nicht auf elektronischem Wege.
Rhizomatische Strukturen liegen auch seinen anderen künstlerischen
Projekten zu Grunde, in denen der Prozess der Veränderung durch
Beeinflussung anderer Faktoren immer schon eingeschrieben
ist.
Einige der Arbeiten von Smithson werden zwar zur so genannten
Landart gezählt, da er sich in Projekten wie ‹Spiral Jetty›, ‹Broken
Circle/Spiral Hill› oder ‹Amarillo Ramp› mit der Wahrnehmung von
Landschaft über bestimmte Reproduktionsmedien wie Foto-grafie und
Landkarten auseinander setzte. Dennoch zieht seine Beschäftigung
weitergehende Kreise, die bis in die zeitgenössische Kunst reichen. Die
sitespezifische Auseinandersetzung mit Orten unter Berücksichtigung ihrer
geologischen, sozialen, ökonomischen und urbanistischen Besonderheiten wie
in ‹Hotel Palenque›, 1972, oder ‹Towards the Development of an Air
Terminal Site›, 1967, wurden wegweisend für viele zeitgenössische Projekte
mit Ortsbezug. Die Orte wurden nicht mehr als neutral gesehen, sondern
flossen zunehmend in die künstlerischen Arbeiten mit ein.
Die
Ausstellung in der Kunsthalle gibt einen guten Eindruck über die
Vielschichtigkeit von Smithsons künstlerischer Praxis. Der rhizomatischen
Struktur, die sich laut Deleuze/Guattari unter anderem dadurch
auszeichnet, dass sie weder Subjekt noch Objekt hat und ausschliesslich
durch Determinierungen, Grössen und Dimensionen definiert wird, die nicht
wachsen, ohne dass sie sich dabei gleichzeitig verändern, wird jedoch nur
teilweise Rechnung getragen. In einem grauen Farbband an den Wänden kommen
die unterschiedlichsten Medien von Text bis Zeichnung über Fotografie und
Video in Themenbereichen zusammen. In einer Art Rückschau werden Smithsons
Gedankengänge zwar nachvollziehbar, die in den Arbeiten inhärente
Prozesshaftigkeit bleibt jedoch durch die geschlossene Präsentationsweise
nur zu erahnen. Denn auch Robert Smithson, der leider schon 1973 gestorben
ist, fand Bruchstücke interessanter als Strukturen. In diesem Sinne müsste
die Struktur der von Eva Schmidt und Kai Vöckler kuratierten Ausstellung
mehr gebrochen werden, was aber vielleicht im Nachhinein beim Lesen der
längst überfälligen deutschen Übersetzung der Smithson Schriften noch
passieren kann.
Bis 25.2.2001
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