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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
21. August 2009
17:38 MESZ

Rund 700 Kilogramm bringen Tony Craggs "Wild Relatives" aus dem Jahr 2005 auf die Waage.


Stimmungsbild einer Sommermesse
Hochzufrieden: Festspielgäste bedienen sich am erlesenen Angebot der "Art Salzburg"

"Betreten verboten" : Derlei Maßregelung kennt man von Baustellen, aktuell soll es die Rezeption der magischen Skulptur WE von Jaume Plensa im Zaum halten. Tut es nicht, wie die unzähligen Fußabdrücke belegen, die sich bislang auf dem Podest tummeln.

Noch im Frühjahr thronte die fünf Meter hohe, aus Buchstaben internationaler Alphabete geschmiedete Figur während der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft auf dem Prager Jan-Palach-Platz. Vor wenigen Wochen ließ Mauroner das Symbol einer verständnisvollen Kommunikation der Völker vor seiner Salzburger Niederlassung im Innenhof der ehemals fürsterzbischöflichen Residenz aufstellen. Im mittäglichen Partialschatten dient es den Tagestouristen jetzt als Fotomotiv. Gegen Zahlung von mehr als einer Million Euro dürfte man das Werk sein Eigen nennen und könnte es fortan als - geistig wie visuell inspirierendes - Klettergerüst nutzen.

Gegenüber hat Tony Craggs in Bronze gegossene und mit 275.000 Euro veranschlagte wilde Verwandtschaft (Wild Relatives, 2005) am Außenposten der Galerie Terminus Position bezogen. Wilhelm Grusdat gibt hier in Begleitung seiner hochkarätigen Künstler-Entourage anlässlich der "Art Salzburg" Messe (bis inklusive 23. August) sein Debüt an der Salzach. Oben, in den Prunkräumen, gewährt er seit Ende vergangener Woche im Kaisersaal Audienz. Sein Auftakt verlief mehr als zufriedenstellend, auch weil sein Neun-Millionen-Euro-Richter (Abstract Painting #580-1) aus dem Jahr 1985 wenige Stunden vor der Vernissage den Besitzer wechselte. 32 weitere Gemälde des deutschen Malerfürsten hätte Terminus für Interessenten noch auf Lager, darunter auch das Weltrekord-Gemälde, für das Grusdat bei Christie's in New York vergangenen November netto 10,39 Millionen Euro bewilligt hatte.

Zuzüglich Mehrwertssteuer und einem in dieser Preisklasse gängigen Aufschlag von 15 Prozent müsste man für den gegenwärtigen Kaufpreis schon kalkulieren, es sei denn ein neuer Auktionsrekord triebe die Preisspirale weiter an. Zukunftsmusik: In der Gegenwart verzeichnet der aus München angereiste Galerist nach nur vier Messetagen stolze 14 Verkäufe.

Auch andere der insgesamt 23 Aussteller berichten von nennenswerten Erfolgen. Jene, die bereits 2008 oder auch 2007 zur nun nicht mehr stattfindenden Salzburg World Fine Art Fair die Gunst des Festspielpublikums nutzen konnten, sind sich einig: Die Anzahl der Besucher mag deutlich geringer, deren Kaufkraft sei aber nachweislich eindrucksvoller.

Gegenüber der zu Ostern angesetzten Kunstmesse hat hier derzeit gerade einmal eine gute Hälfte an Teilnehmern Quartier bezogen. Ein Bonus, der sich in einer wesentlich großzügigeren Gestaltung spiegelt: Großartig, wie Thomas Salis seine Auswahl an Klassischer Moderne elegant zu inszenieren versteht, edel bei Wiesinger (Wels), wo Pop-Art mit französischen Möbeln des 18. Jahrhunderts parliert.

Kratochwill ist man für die Darbietung im Konferenz-Saal eher geneigt, gestalterische Fortbildung zu empfehlen, so wenig finden die schrillen Zeitgenossen und die feine Ikonenmalerei hier zueinander. Verbesserungspotenzial bietet die vor allem für Manfred Lang und Walter Moskat unglücklich geratene Standsituation im Carabinierisaal, da sich trotz Richtungsschild und auch wegen der dominierenden Architektur von Röbbig (München) kaum Besucher an die Rückseite verirren. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 22./23.08.2009)

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