Wiener Zeitung · Archiv


Kunstberichte

Galerien live

Mondspaziergänge

(cai) Einmal so rechnen wie Rambo! Nein, lieber doch so wie Einstein. Und eventuell Schach spielen wie Garri Kasparow und dabei ausschauen wie Angelina Jolie. Oder die Philharmoniker dirigieren. Ohne Taktstock. Dafür mit der halsbrecherischen Ganzkörpergebärdensprache von Jackie Chan. Aber mich fragt ja keiner, wer meine Helden sind.

"Vor-Bilder" ist das Thema in der Fotogalerie. Und Christina Tsilidis hat sich ordentlich reingekniet (womöglich wie die Leute in dem Schwitzfilm "Fame – Der Weg zum Ruhm"), um sich – beinah – so bewegen zu können wie "M. J." Mariss Jansons, der Dirigent? Nein. Mick Jagger? Auch nicht, aber fast. Ein kleiner Tipp: Er ist gelenkig wie der Zappelphilipp während einer Zappelattacke und blasser als Heino, den die meisten immerhin für einen Albino halten. A so: Michael Jackson! Den Moonwalk kriegt Tsilidis durchaus glaubwürdig hin. Gut, wie originell es ist, absichtlich un originell zu sein und einfach einen Star zu imitieren, darüber lässt sich streiten. Doch als Tsilidis als Catherine Deneuve mit damenhafter Zurückhaltung die blödesten Banal-Fragen beantwortet hat, hat sie mir nichts weniger als den Balken aus dem Auge genommen: Aha, Interviewer haben also was von Heiligenmalern. Sie fertigen Ikonen an.

Annette Sonnewends Methode, mit Woody Allen und BB (Brigitte Bardot, nicht Björn Borg!) zu spielen, ist ziemlich beeindruckend. Puppenspielen für Fortgeschrittene: Die Filmkulisse als Modell nachbauen, die Mimen in diese "Puppenstube" reinkopieren und selber durchs Bild laufen. Um ihre Kampfballettszene mit Chow Yun Fat aus "Tiger & Dragon" bin ich ihr direkt neidig. Anita Witeks Architekturfantasien sind dagegen nicht grad aufregend. So, ich verschwind’ jetzt in Gedanken mit Richard Dean Anderson durchs Stargate und rette irgendeine fremde Welt.

Fotogalerie Wien
(Währinger Straße 59)
Vor-Bilder
Bis 26. März
Di. bis Fr. 14 bis 19 Uhr
Sa. 10 bis 14 Uhr

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Das Schnitzel muht noch

(cai) Kühe sind Lebensmittel. Milka. Äh, ich mein: basta. Sie säugen uns (na ja: indirekt, mit den Milchpackerln) oder wir klemmen sie zwischen zwei lappige Semmerlhälften. Gesichter haben sie freilich auch. Christa Mayrhofer geht mit ihrer Staffelei in den Stall und kommt mit sehr intimen Porträts von "Charakterrindern" wieder heraus. Die lila Kuh (das Milka-Maskottchen) steht ja immer in dieser unnahbaren Repräsentationspose da und schaut dabei so "offiziell" drein. Diese Wiederkäuer mit ihrem "kuhscheligen" Fell, in dem sich der Malerpinsel genüsslich austobt, sind da viel legerer. "Privat" eben. Aber will ich wirklich wissen, dass das Schnitzel auf meinem Teller einmal Dankwart geheißen hat? Dee Sands hingegen hat es die Abfallbeseitigungsästhetik angetan. Sie presst Metallrestln in eine kompakte Form. Pittoreske Schrottpakete mit anekdotischen "Einschlüssen" (einem Turnschuh etwa). Die haben eigentlich auch nicht weniger "Persönlichkeit" als die Kühe.

Galerie Hrobsky
(Grünangergasse 6)
Mayrhofer/ Dee Sands
Bis 22. März
Di. bis Fr. 13 bis 18 Uhr
Sa. 11 bis 15 Uhr

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Hoho! Hoho! Hohei!

(cai) Vorsicht: hohei, äh: heiß! Maria Moser scheint in ihren hitzigen Bildern Schöpfungsmythen zu erzählen. Der Kampf zwischen Ordnung und Durcheinander, die Form erhebt sich aus dem Chaos. Das träfe zwar aufs Phänomen "Kochen" ebenfalls zu, hier handelt es sich aber bestimmt um keine Küchenereignisse. Glühende Materie schiebt sich vorwärts, Metall schmilzt. Kollisionen, Asche. Elementare Wucht, mit einer gewissen luftigen Lockerheit vorgetragen. Herrlich. Würde Moser beim Malen Siegfrieds Schmiedelied singen ("Hoho! Hoho! Hohei! usw. Blase, Balg!") wäre das jedenfalls nicht unpassend.

Artmark Galerie
(Singerstraße 17)
Maria Moser
Bis 22. März
Di. bis Fr. 12 bis 18 Uhr
Sa. 11 bis 14 Uhr

Mittwoch, 05. März 2008

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