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25.11.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung | ![]() |
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Die Seele aus dem Leib gekotzt | ![]() |
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VON JOHANNA HOFLEITNER | ![]() |
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Ausstellung. Wo ein Hochsitz Meeresrauschen produziert: Wieder hat ein Profi die "Jahresausstellung" an der Akademie der bildenden Künste kuratiert - mit Erfolg. | ![]() |
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Mit dem am Grazer Kunsthaus tätigen Adam Budak kommt
nun wieder ein jüngerer Kurator zum Zug. Eine Eigenheit in den
Projekten des gebürtigen Polen besteht darin, dass er es liebt, das
System Ausstellung gegen den Strich zu bürsten. So gab er etwa für die
gerade beim "steirischen herbst" zu Ende gegangene Schau "Protections"
provokant das Motto aus: "Das ist keine Ausstellung." In die
"Jahresausstellung" an der Akademie stimmt Budak das Publikum ein mit
dem poetischen Titel "Waking doubting rolling shining and musing.
Improvisation of a faun (or on precarious life)". So verträumt-rockig
die Wortgirlande daherkommen mag: Anleihe hat Budak bei Stéphane
Mallarmé genommen, dem großen Pariser Sprachpuristen mit den
symbolistischen Poemen voller Anklänge und Anspielungen.
Unter dem Thema "Wachen, zweifeln, wogen, schimmern,
nachdenken" wird auch hier und jetzt nichts festgeschrieben, sondern
eher dem Vagen, Unbestimmten, Offenen, dem Zufälligen wie auch Prekären
Vorschub geleistet. Das mythologische Bild des Fauns, den Budak
ebenfalls ins Spiel bringt, verstärkt die Irritation. Wer improvisiert
eigentlich? Wer ist der Faun?
Will man schon nicht kokett dem Kurator die Rolle
des Fauns zuweisen, so steckt zumindest in der Formulierung die
Forderung nach Bereitschaft zu Offenheit und Irritation, die bei der
Arbeit mit namenlosen Künstlern, wie sie Studenten für das System
Kunstbetrieb darstellen, Grundvoraussetzung ist - nicht nur für den mit
der Aufgabe betrauten Kurator, sondern letztlich auch für das Publikum,
das zu so einer Veranstaltung so leicht nicht hinzubewegen ist. Zu
Unrecht, wie die Schau zeigt!
30 Positionen hat Budak aus über 1000 Studierenden
ausgewählt und daraus für die zweite Etage des Atelierhauses der
Akademie einen Parcours, ja fast schon Park der verschiedensten Medien
geschaffen. Schräg gestellte, in sich nochmals geknickte Stellwände
signalisieren, dass das Publikum eingeladen ist, sich nicht leiten,
sondern treiben zu lassen und zu flanieren. Das verleiht dem ganzen
Setting eine ungewöhnliche Ruhe und Innerlichkeit, die auch die
Grundstimmung der ausgewählten Arbeiten widerspiegelt. Herausragend
sind die an mehreren Punkten im Raum wiederkehrenden grisaillehaften
Malereien von Julia Maurer mit ihren unspektakulären Motiven wie etwa
abgewandten menschlichen Körpern oder angeschnittenen Häuserwänden -
Letzteres ein architektonisches Detail, das Julian Mullan präzise zum
Zentrum einer ganzen Fotoserie gemacht hat.
Einen spannenden Akzent setzt Albert Mayr: Dem
jungen Medienkünstler war ein ausgefahrenes Diskettenlaufwerk Vorbild
für eine sechs Meter lange hochgestellte Skulptur aus bemaltem Holz.
Das Humorige, fast schon Klamaukhaft-Poetische in
der Skulptur peilt dagegen Johannes Vogl an mit einem mit Sonnenschirm,
Fahrradlenker, Haarföhn und Ocean Drums ausgestatteten Hochsitz, der
durch einfachste Mittel Meeresrauschen und Vollmondschein produziert.
Ansonsten findet sich Humor eher in einigen feinen zeichnerischen
Beiträgen und Trickfilmen wieder (etwa von David Roth, David Kellner).
Ganz und gar nicht leise ist schließlich die AV-Installation "Spit it!"
von Katharina Cibulka + Philipp König. Gleich auf mehreren Monitoren
speit eine Frau eine Flüssigkeit nach der anderen aus, kotzt sich
gewissermaßen die Seele aus dem Leib. Auch das ein Gestus, der dem
jungen Ausstellungsprojekt guttut.
Noch bis 2. 12. (Lehargasse 8, Wien 6).
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