Schiele, Brus und Company
Der Künstler Günter Brus ist im Augenblick schier omnipräsent. Unter anderem ist er auch in den großen Schiele-Hommage im Museum Leopold prominent vertreten.
Zehn Jahre Leopold Museum in Wien. Und einige Monate nach dem Tod des Namen gebenden Sammlers Rudolf Leopold. Für Sohn Diethard ein Anlass, über mögliche Querverbindungen von Egon Schieles Schaffen zu Exponenten der Gegenwartskunst und zur Hinterlassenschaft des Wiener Aktionisten Rudolf Schwarzkogler nachzudenken.
Fast augenfällig ist die Korrespondenz von Fotodokumenten des Letzteren mit den Körperdarstellungen Schieles. Das gilt auch für die Werke von Günter Brus, der außerdem schon vor 40 Jahren einige dezidiert als Hommagen an Schiele gestaltet hat. Elke Krystufek brachte u. a. ihre wohlgezeichneten Großformate eines nackten Schönlings ein.
Ganz anders Franz Graf: Er näherte sich via Installation und Fotografie, sein Kontext zu Schiele ist viel abstrakter und verlangt dem Betrachter eine genauere Auseinandersetzung damit ab. Desgleichen Claudia Bosse, deren Soundboxen die Besucherreflexionen auf Schiele reflektieren.
Etwas Geduld, aber auch Bewunderung nötigt einem Philipp Gehmachers Videohommage an den Meister ab: In seinem "Grauraum mit Egon Schiele" präsentiert er leibhaftige Körperkunst, die das neurotische Element in Schieles Menschenbildern aufgreift.
Bedauerlich ist die mangelhafte bzw. kleinstgedruckte Dokumentation der Schau im Museum. Bei der Vermittlung sollte die Freiheit der Kunst enden.
"Betonierte Gedanken" heißt eine Präsentation von Kooperation von Günter Brus und Wolfgang Becksteiner bei Heike Curtze in Wien. Zarte Zeichnungen des Ersteren als Reaktionen auf die Strukturen von Betongüssen des Letzteren.
In seiner Grazer Hausgalerie Kunst & Handel verströmt Brus "Dunkle Energie". Sie gibt auch einem Zyklus den Namen, den der unlängst 73 Gewordene gemeinsam mit Enrique Fuentes zu Papier brachte. Der 31-jährige Mexikaner lieferte abstrakte Untergründe, die Brus zu kraftvollen Zeichnungen animierten. Beides gemeinsam ist mehr als die Summe der Teile.
Daneben werden Soloarbeiten angeboten. Älteres und Neueres von Brus, ziemlich Neues von Fuentes, das Meiste von heuer. Belegt wird die unbekümmerte Gestaltung aller Formate. Assoziationen drängen sich auf: Mikl, Kocherscheidt, Scheibl, nicht zuletzt Schwiegerpapa Arnulf Rainer.
Melancholie und Provokation. Bis 30. Jänner. Leopold Museum, Museumquartier Wien. www.leopoldmuseum.org
Günter Brus, Wolfgang Becksteiner. Bis 18. Oktober. Heike Curtze, Wien, Seilerstätte 15/16. www.heikecurtze.com
Günter Brus, Enrique Fuentes. Bis 15. Oktober. Galerie Kunst & Handel, Graz, Bürgergasse 5. kunstundhandel.com
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