David McDermott (geb. 1952) und Peter McGough (geb. 1958) fanden das Grab von Black Beauty in Irland: "In secret shall it mourn, 1917" (2010)
Wien - Zwei Tage dauerte es, um mit dem Zug von Dublin nach Wien zu reisen. "Wien ist weit im Osten. In der gleichen Zeit könnte man in Tanger sein." David McDermott fliegt nicht. Übersee-strecken legt er mit dem Schiff, kontinentale mit der Bahn zurück, für den Beginn des vergangenen Jahrhunderts die selbstverständliche Art des Reisens. Aber genau jene Zeit ist das gewählte Ideal in dem McDermott und Künstlerkollege Peter McGough leben. "Zeit existiert nicht einfach so, sondern sie wird gemacht", formuliert McGough die Voraussetzung für ihren Lebensentwurf.
Nach der utopischen Parole "Alle Zeitalter sollten gleichzeitig existieren" huldigen die Exzentriker seit den 1980er-Jahren dem viktorianischem Zeitalter, Jahrhundertwende und Art déco. Die gemeinsame "demodernisierte" Wohnung in der New Yorker East Side hatte zwar Tapeten, aber daran lief das Wasser in Sturzbächen herunter, sagt McDermott über jene ersten Jahre. Stil ist für einen Dandy alles, da verzichtet man gerne auf die Zentralheizung.
In den 1980er-Jahren begann das East Village ein bunter Fleck voller Musiker, Filmemacher und Künstler zu werden: Mieten waren billig, Drogendealer sorgten für Ordnung. Auch Countertenor Klaus Nomi war in diesem liberalen schwulen Umfeld der Vaudeville-Szene unterwegs. Nomi habe ihm die Tür in die Vergangenheit geöffnet, sagt McDermott.
Waren homoerotische Gottesreiche und "göttliche Pornografie" Themen ihrer frühen mit antiquierten Stilen operierenden Malerei, ist inzwischen die Fotografie ihr Medium. Ihr dandyesker Lebensstil avancierte zum Motiv. Fotografiert wird analog, mit einem Apparat aus 1910. Die Kunsthalle Wien präsentiert nun im Project Space die neuesten, aber ins Jahr 1917 rückdatierten Aufnahmen: Im Edeldruckverfahren hergestellte Cyanotopien, deren Blaustich die Luft der vergangenen Ära zu atmen scheint. Die Serie No 26 Sandymount Avenue zeigt das Interieur ihres Hauses in Dublin, eine nostalgische Zeitkapsel, eine Idylle voller Antiquitäten, alter Bücher und ausgestopfter Tiere.
Irland ist McDermotts Exil: "Dublin ist in gewisser Weise ein altes New York." In den USA hatte es immer mehr Kraft gebraucht, dieses "mentales Asyl" aufzubauen. Heutzutage diktieren Unternehmen den Lifestyle, braust der Gentleman im Dreiteiler leidenschaftlich auf. Ihre private Retrogarde, sie ist politisch. (Anne Katrin Feßler/DER STANDARD, Printausgabe, 24. 11. 2010)
Bis 8. 12.
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