Raimund Abraham 1933-2010

05. März 2010, 18:54
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    Raimund Abraham 1933-2010

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    Markstein: das Austrian Cultural Forum in New York.

Architekt Raimund Abraham, ein Befürworter des Einfachen und Sinnfälligen in der Baukunst, wirkte als Künstler, Anreger und Lehrer

Er ist 76-jährig einem Verkehrsunfall in Los Angeles zum Opfer gefallen.

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Los Angeles - Vergangenen Mittwochabend hielt Raimund Abraham am Southern California Institute of Architecture seinen letzten Vortrag: Die Verklärung der Stars unter den Architekten war einer der zentralen Punkte, die Abraham, der die Komplexität des Einfachen bedingungslos gegenüber dem Spektakulären, dem technisch gerade noch Machbaren verteidigte, dabei ein letztes Mal scharf kritisiert hat.

Ein letztes Abendessen mit Freunden und Wegbegleitern wie Eric Owen Moss und Peter Noever später war Abraham tot, mit einem Bus in Downtown L.A. kollidiert, noch an Ort und Stelle seinen Verletzungen erlegen. Raimund Abraham hat - prototypisch für sein Leben - nicht die vorgeschriebene Fahrtrichtung eingeschlagen.

Der 1933 in Lienz in Osttirol geborene Architekt war nicht im Ruhestand, hat nicht daran gedacht, das eigene Haus, an dem er seit Jahren in Mexiko baute, als Alterssitz zu nutzen.

Er hat dort umgesetzt, was seine Sache, seine Haltung war: kompromissloses Bauen, elementare Architektur, schlichte Häuser mit einer sinnstiftenden Verschränkung von internen und externen Blicken, Häuser, die skulptural erscheinen mögen, im Kern aber der Funktion verpflichtet sind - Orte, die Intimität und Öffentlichkeit versöhnen.

Verbindliche Botschaft

"Ich werde", sagt Dietmar Steiner, Direktor des Architekturzentrums Wien, "die Botschaft von Raimund Abraham niemals vergessen: ,Jeder Bau verletzt die Erde. Jeder Architekt hat deshalb die Verantwortung, dass diese aufgeladene Schuld der Verletzung der gegebenen Erde nur durch eine kulturelle und künstlerische Verbesserung versöhnt werden kann.‘"

In Mexiko und in New York, der Stadt, in der er seit 1971 lebte, hat er weitergeplant, gezeichnet, gedacht, seine Vorlesungen (an der Cooper Union und am Pratt Institute in New York) ausgearbeitet. In Vorbereitung war etwa ein Musikerhaus auf dem ehemaligen Militärgelände bei Neuss in Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Projekts "Museumsinsel Hombroich" .

Als Raimund Abrahams Hauptwerk gilt das Austrian Cultural Forum in New York, das, so Dietmar Steiner, "nur unter schwierigsten Rahmenbedingungen verwirklicht werden konnte, aber heute als Manifest und Landmark zeitgenössischer Architektur in die globale Architekturgeschichte eingeschrieben ist". Das Magazin Wallpaper hat Abrahams Bau, der auf nur sieben Metern Breite und - für New York - mickrigen 24 Etagen den großen Bürotürmen locker Paroli bietet, unter die fünf wichtigsten Gebäude New Yorks gereiht.

Protest gegen FP-Beteiligung

Zwei Jahre vor der Eröffnung des Hauses legte Abraham aus Protest gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ seinen österreichischen Pass nieder. 2002 wurde er amerikanischer Staatsbürger. Österreichs aktuelle Kulturministerin Claudia Schmied würdigte Abraham in einer ersten Reaktion kenntnisreich: "Diese Qualität betraf nicht nur sein architektonisches Werk, sondern auch sein öffentliches Wirken. Er ging keine Kompromisse ein, da er bedingungslos an seinen Prinzipien festhielt." Und diese Prinzipien vor allem auch weitergab.

Elementarteile

Abraham, der wenig gebaut hat - einige Wohn- und Geschäftshäuser in den USA, die Hypo-Bank-Filiale in seiner Heimatstadt Lienz - war ein ungemein bedeutender und einflussreicher Lehrer; hierzulande leider nur im Rahmen von Gastvorträgen bei Kollegen.

"Raimund Abraham hat der Architektur unserer Zeit von seinen ersten Recherchen der bäuerlichen "elementaren Architektur" des Alpenraums bis zu seinen großartigen literarisch-poetischen Zeichnungen und den wenigen ihm vergönnten Bauten (Anm: bei den internationalen Wettbewerben zum Centre Pompidou und der Bastille-Oper in Paris wurde er jeweils auf den zweiten Rang gereiht) eine neue Begründung ermöglicht", sagt Dietmar Steiner stellvertretend für viele, denen Abraham weit mehr war, denn der "Schwierige" mit dem Kulturinstitut. (Markus Mittringer, DER STANDARD/Printausgabe, 06./07.03.2010)

>>> Meldung vom 5.3.2010

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»Posting 1 bis 25 von 71
1 2
Heinz Anderle 
06.03.2010 22:08
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Deneb, die da meinten, man könne seine Staatsbürgerschaft "nicht wie seine Unterhose wechseln",...

... als Abraham nach der "Ära Schüssel" wieder um die österreichische Staatsbürgerschaft ansuchte, sei hiermit ausgerichtet:

Unterhosen kann und soll man wechseln. A.... bleibt A.... (auch als Österreichisches Antlitz. Von so viel verwalteter Niedertracht wie hierzulande kann die Welt noch etwas lernen).

Dr. Heinz Anderle, Freigeist

06.03.2010 20:45
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fassungslos lese ich heute folgende Zeilen

zum Ableben von Abraham in der Tiroler Tageszeitung 6.3. S 13:

"In ÖVP Kreisen nahm man ihm diese offen demonstrierte Kritik" (gemeint ist seine demonstrative Rücklegung der österr. Staatsbürgerschaft 2000 und daraufhin sein Antrag 2007 wieder Staatsbürger zu werden)" auch Jahre später noch übel. Der damalige Innenminister Günther Platter hinterließ den Antrag - wie es hieß, auch auf Druck von Wolfgang Schüssel - unerledigt, und auch unter späteren ÖVP-Innenministern blieb er bis zuletzt in der Schublade liegen."

wenn das stimmen sollte kann man über so viel Kleingeistigkeit eigentlich nur betroffen schweigen.

06.03.2010 15:40
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Hat

er nicht auch Schlumpfhausen gebaut?

Wollkönigin
07.03.2010 20:39
Bruhaha.


Brigitte Groihofer  
05.03.2010 19:44
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Letzte Lecture von Raimund Abraham im Southern California Institute of Architecture

http://www.sciarc.edu/news.php?id=1678

Brigitte Groihofer  
05.03.2010 19:41
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[4]
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Letzte Lecture von Raimund Abraham im Southern California Institute of Architecture

siehe unter: http://www.sciarc.edu/news.php?id=1678
gehalten am Freitag, 5. März 2010, 13 Uhr in der W.M. Keck Lecture Hall

Mit einer Einführung von Eric Owen Moss

Sgt. Pinback
05.03.2010 16:56
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Ein großer Architekt

R.I.P.

05.03.2010 21:22
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Na, Gott sei Dank (hätte mir ja glatt was gefehlt) - kaum stirbt wer, sind die vertr*ttelten Rotstrichler

bei den Beileidskundgebungen unterwegs.
Nie werde ich es je begreifen, welche Befriedigung diese Vollk*ffer daraus ziehen, nie, nie, nie!!!

05.03.2010 13:36
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requiescat in pace

05.03.2010 12:35
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der hat doch den pass wegen schwarz,blau zurückgegeben und ihndann nach ein paar jahren wieder zurückgefordert

ganz schön heuchlerisch_ konsequent ist anders

Roland Steiner
05.03.2010 19:29
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genau wegen solchen typen wie dir,

die durch ihren keifernden und sabbernden Neid ihre (nationalen) Minderwertigkeitskomplexe kompensieren.

05.03.2010 13:28
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bloe-dsinn

kurt haenel 
05.03.2010 12:23
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hat der denn keine Schwierigkeiten gehabt in der NS Zeit ?

kapitän nemo
05.03.2010 16:29
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falls sie auf seinen namen anspielen: NEIN, er ist nicht mosaischen bekenntnisses
genausowenig wie jeder, der "rosenblatt" oder "rosenkranz" heisst, es sein muss

Der elegante Herr von nebenan
05.03.2010 15:38
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Mehr als Sie und hat es trotzdem weiter gebracht als Sie.

beethovenfries
05.03.2010 13:03
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Wie oft wollen Sie diesen Nullsatz noch posten?

alles was es dazu zu sagen gibt
05.03.2010 11:35
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shit news

rest in peace -
and enjoy the architecture of the heaven!

05.03.2010 10:43
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Wenn sich heute bei einem Bau die Kosten fast verdreifachen würden, würde man die Verantwortlichen in der Luft zerreissen (Siehe Skylink).

05.03.2010 17:41
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ganz richtig

05.03.2010 17:19
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Wenn ich mich recht erinnere hatten die grobe Schwierigkeiten mit der Baumafia, pardon, Gewerkschaft. Das ging von schlampiger Arbeit bis zu Sabotageakten und Lieferboykott. Dafür konnte Abraham nichts, außer daß er sich dagegen gewehrt hat, erfolgreich letztendlich.

05.03.2010 13:37
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genau das ist beim skylink aber nicht passiert, sind eh noch/wieder diesselben dabei.

Kalvarienberg
05.03.2010 12:54
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Wen meinen Die damit genau: Die Auftraggeber, die nicht wissen, was wollen? Und auch das immer wieder verändern lassen...

dieter van teese
05.03.2010 09:52
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Zweierlei Maß


Und wie hat er reagiert als "seine" Amerikaner unter fadenscheinigen Vorwänden den Irak angegriffen haben?
Zehntausende Todesopfer?
Angriffskrieg aus wirtschaftlichen Interessen?
Ok?

Na ja.

05.03.2010 13:34
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Als er zu diesem Zeitpunkt die US Staatsbürgerschaft annahm, war das ein Faustschlag gegen die österreichische Regierung. Hätte er sie wieder zurückgelegt, hätte das keinen S+u interessiert.

05.03.2010 12:30
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Er hätte besser nach USA gepaßt als zu uns.

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