Die Natur ist „zunächst das, was aus eigenen Kräften ohne fremdes Zutun
so wird, wie es ist, seine bewirkende Ursache also in sich hat“, lehrt uns
das Lexikon. Nachgeschlagen unter Kunst, heißt es dann im „engeren Sinn“
über diese, daß sie „jedes schöpferisch ästhetische Schaffen und dessen
jeweiliges Ergebnis auf den Gebieten der einzelnen Kunstarten- und
gattungen“ ist.
Was nun, wenn Kunst auf Natur trifft und die Naturen dieser Kunst ganz
unterschiedlich sind? Die Österreichische Galerie tritt jedenfalls zur
Betrachtung der verschiedensten (Kunst)Arten an, um zu zeigen, wie sich
Kunst mit Natur beschäftigen kann, wie der künstlerische Schöpfungsakt mit
der Schöpfung heute verfährt bzw. einst verfuhr.
Eisig wird es dafür auf der Prunkstiege im Oberen Belvedere, die von
der Sala Terrena ins erste Obergeschoß führt. „Meister/Werke im Belvedere“
heißt eine Reihe, die Großformaten auf diesem repräsentativen Standort
einen temporären Ausstellungsplatz zuweist. Ein gewaltiges Schüttbild von
Hermann Nitsch durfte etwa zuletzt an dieser Stelle beeindrucken.
Jetzt wird es kühler, denn der in Argentinien als Enkel
österreichischer Auswanderer geborene Helmut Ditsch hat sich auf Eisiges,
Gebirgiges spezialisiert. In prallstem Realismus leuchtet blau sein
patagonischer Eisstrom, der ab 22. Mai dort zu sehen sein wird. Über
sieben Meter hoch und drei Meter breit ist das Bild des Künstlers, der,
nachdem er 1987 Gottfried Helnwein für sich entdeckt hatte, beschloß, in
Österreich Kunst zu studieren. Ebenso die Berge, in die er sich schon
einmal für einige Wochen zurückzieht, um Stoff für seine Großformate zu
sammeln. Die Ergebnisse sind längst öffentlich zu bewundern, etwa in der
Bundespolizeidirektion Villach, für die er einen „Großglockner“ schuf.
Kimts Landschaften
In weit niedrigeren Höhen bewegte sich dagegen Gustav Klimt, um seinen
Blick in die Landschaft schweifen zu lassen. Vor allem in der
Sommerfrische schaute der Meister des Jugendstils gerne in die Natur.
Vorzugsweise allerdings durch ein Fernrohr, um so eine gewisse Verflachung
der Perspektive in seinen atmosphärischen Landschaftsbildern zu erreichen.
27 der etwa 47 erhaltenen Landschaftsbilder versammelt die Österreichische
Galerie zu diesem Ausstellungserlebnis, für das man mit dem Clark
Institute in Williamstown in den USA zusammengearbeitet hat. Der Beginn
wurde nun sogar vorverlegt. Bereits ab 25. September kann der Blick im
Oberen Belvedere über Klimts saftige Blumenwiesen schweifen.
Making Nature
Mitten im Grünen, im Atelier im Augarten, hat dann die zeitgenössische
Kunst ihren Auftritt mit der Natur: „Making Nature“ heißt die Schau, in
der sich 16 heutige Künstler mit der Rezeption der Natur und auch ihrer
Verwandlung durch den technischen Fortschritt auseinandersetzen. Das
Projekt, an dem Künstler wie etwa Lois Weinberger, Mark Dion, Alfred Graf,
Diana Thater und Gloria Friedmann beteiligt sind, war zuvor schon in
Schweden zu sehen. Einige der gezeigten Arbeiten werden aber auch speziell
für diese Präsentation kreiert werden.
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