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10.05.2002 - Ausstellung
Ins Land einischaun
Die Österreichische Galerie Belvedere widmet sich in drei Ausstellungen ganz der Natur. Und richtet dabei den Kunstblick in drei unterschiedliche Richtungen zwischen Klimt und zeitgenössischer Auseinandersetzung mit Natur.
von Stefan Musil


Die Natur ist „zunächst das, was aus eigenen Kräften ohne fremdes Zutun so wird, wie es ist, seine bewirkende Ursache also in sich hat“, lehrt uns das Lexikon. Nachgeschlagen unter Kunst, heißt es dann im „engeren Sinn“ über diese, daß sie „jedes schöpferisch ästhetische Schaffen und dessen jeweiliges Ergebnis auf den Gebieten der einzelnen Kunstarten- und gattungen“ ist.

Was nun, wenn Kunst auf Natur trifft und die Naturen dieser Kunst ganz unterschiedlich sind? Die Österreichische Galerie tritt jedenfalls zur Betrachtung der verschiedensten (Kunst)Arten an, um zu zeigen, wie sich Kunst mit Natur beschäftigen kann, wie der künstlerische Schöpfungsakt mit der Schöpfung heute verfährt bzw. einst verfuhr.

Eisig wird es dafür auf der Prunkstiege im Oberen Belvedere, die von der Sala Terrena ins erste Obergeschoß führt. „Meister/Werke im Belvedere“ heißt eine Reihe, die Großformaten auf diesem repräsentativen Standort einen temporären Ausstellungsplatz zuweist. Ein gewaltiges Schüttbild von Hermann Nitsch durfte etwa zuletzt an dieser Stelle beeindrucken.

Jetzt wird es kühler, denn der in Argentinien als Enkel österreichischer Auswanderer geborene Helmut Ditsch hat sich auf Eisiges, Gebirgiges spezialisiert. In prallstem Realismus leuchtet blau sein patagonischer Eisstrom, der ab 22. Mai dort zu sehen sein wird. Über sieben Meter hoch und drei Meter breit ist das Bild des Künstlers, der, nachdem er 1987 Gottfried Helnwein für sich entdeckt hatte, beschloß, in Österreich Kunst zu studieren. Ebenso die Berge, in die er sich schon einmal für einige Wochen zurückzieht, um Stoff für seine Großformate zu sammeln. Die Ergebnisse sind längst öffentlich zu bewundern, etwa in der Bundespolizeidirektion Villach, für die er einen „Großglockner“ schuf.

Kimts Landschaften

In weit niedrigeren Höhen bewegte sich dagegen Gustav Klimt, um seinen Blick in die Landschaft schweifen zu lassen. Vor allem in der Sommerfrische schaute der Meister des Jugendstils gerne in die Natur. Vorzugsweise allerdings durch ein Fernrohr, um so eine gewisse Verflachung der Perspektive in seinen atmosphärischen Landschaftsbildern zu erreichen. 27 der etwa 47 erhaltenen Landschaftsbilder versammelt die Österreichische Galerie zu diesem Ausstellungserlebnis, für das man mit dem Clark Institute in Williamstown in den USA zusammengearbeitet hat. Der Beginn wurde nun sogar vorverlegt. Bereits ab 25. September kann der Blick im Oberen Belvedere über Klimts saftige Blumenwiesen schweifen.

(c) Österreichische Galerie Belvedere

Making Nature

Mitten im Grünen, im Atelier im Augarten, hat dann die zeitgenössische Kunst ihren Auftritt mit der Natur: „Making Nature“ heißt die Schau, in der sich 16 heutige Künstler mit der Rezeption der Natur und auch ihrer Verwandlung durch den technischen Fortschritt auseinandersetzen. Das Projekt, an dem Künstler wie etwa Lois Weinberger, Mark Dion, Alfred Graf, Diana Thater und Gloria Friedmann beteiligt sind, war zuvor schon in Schweden zu sehen. Einige der gezeigten Arbeiten werden aber auch speziell für diese Präsentation kreiert werden.



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