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Kunstberichte
Viennafair: Sechste Ausgabe brachte Zufriedenheit auf allen Seiten

Kunst im Dauereinsatz

Performance 
von Christian Eisenberger. Foto: Reed Messe Wien/Philipp Hutter

Performance von Christian Eisenberger. Foto: Reed Messe Wien/Philipp Hutter

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Aufzählung Natürlich stellt sich die sechste Viennafair als Erfolgsgeschichte dar. Immerhin konnten 15.912 Besucher verzeichnet werden – ein Plus von knapp 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. So konnte man auch hören, dass schon bei Preview und Vernissage gute Geschäfte gemacht wurden und wichtige Sammler da waren.

Andreas Huber und Tulips & Roses haben sich mit ihrem Duo-Stand den Auftakt durch US-amerikanische Sammler verdient. Auch die Galerien Krinzinger und Frey zeigten sich zufrieden. Noch wichtiger waren heuer Gelegenheitskäufer, die bei zahlreichen Niedrigpreis-Angeboten zugegriffen haben – bei Editionen oder Zeichnungen, von denen es interessante Beispiele gab. So nach Anfrage die Plakatserie von den Blue Noses in der Galerie Knoll oder Pinselzeichnungen von Andrea Schnell bei Manfred Lang. Da war man schon ab einigen hundert Euro Besitzer von Hochkarätigem. Aufwärts ging es bei einem der typischen Modeldrucke der kürzlich verstorbenen Nancy Spero bei Christine König, einer großformatigen Fotoarbeit von Inés Lombardi bei Georg Kargl und einem Gemälde Hubert Scheibls bei Miryam Charim von 10.000 über 12.000 bis 24.000 Euro.

Hoher Messe-Besuch

Für eine große Plastik von Pop-Art Oldie Mel Ramos bei Ernst Hilger sind 140.000 Euro Diskussionsgrundlage. Die Museumsdirektoren kamen denn auch, um sich zu informieren, von Agnes Husslein über Wolfgang Kos, Edelbert Köb bis Peter Noever. Nach dem Bundespräsidenten beehrten übliche Kunstinteressierte unter den (Ex-)Politikern die Messe – dabei der weniger als Sammler bekannte Wilhelm Molterer oder wie jedes Jahr Rudolf Scholten und Ursula Pasterk.

Eindrucksvoll hat Heimo Zobernig auch die Vernissageparty in den offenen Rinderhallen von St. Marx mit seiner monumentalen Installation von 2009, O.T. (Großer Vorhang) für die Life-Musik der Band Bulbul inszeniert. Am konstruktiv gestalteten Stand der Niederösterreicher (lower austria contemporary) war immer was los, von Performances über Signierstunden, Lifemusik und Diskussionen – Wein soll schon am ersten Abend an die tausend Liter geflossen sein. Nicht alle in der Nachbarschaft waren über den Schall der "Ägyptischen Symphonie" von Hermann Nitsch glücklich, so manche Performance wurde heftig kritisiert.

Die Performance-Nacht mit Josef Dabernig, Carola Dertnig, Marlene Haring oder Jiøí Kovanda, folgte neben der Midi Marsch Musik Kapelle und der Verleihung des dritten Art Critics Award an Susanne Neuburger – mitsamt dem Rahmenprogramm in der Stadt ein kaum zu managender Dauereinsatz. 20 Künstler kuratierten zum Leitthema art & film zum wiederholten Mal, um von der Messe auch in die Galerien zu locken – dabei als Highlights Anna Jermolaewas Programm in der Galerie Engholm, Mathias Poledna bei Meyer/Kainer und Albert Oehlen bei Mezzanin.

Bei Diskussionen wurde das Leitthema neben Wien als Kunstknotenpunkt, Aids und Queer in der Kunst, aber auch dem Sammeln schlaglichtartig beleuchtet. Mit etwas Glück kam man auch in den Genuss einer Kunstpredigt von Mara Mattuschka, deren Kanzel am Stand von Hans Knoll die Gedanken zur Kunstreligion und weiblichen Rebellionen der 70er Jahre schweifen ließ.

Printausgabe vom Dienstag, 11. Mai 2010
Online seit: Montag, 10. Mai 2010 20:03:00

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