text breit  text schmal  
drucken 
Bilder keine Bilder

derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
18. Juni 2009
13:35 MESZ


Galerie Hubert Winter, Breite Gasse 17, 1070 Wien. Bis 5. 9.

 



Radikale Malerei mit lasierten Pigmenten: Aus Marcia Hafifs Serie der Pastellbilder "Scumble: Indigo. NY Spring 08. No. 6".

 

 


Lasierte Pigmentpoesie
Marcia Hafif in der Galerie Hubert Winter in Wien

"Aber in einer einfarbigen Malerei kann der Pinselstrich tragende Bedeutung erhalten", erklärte Marcia Hafif 1981 das Wesen des Pinselstrichs: Er unterstütze keine andere Absicht, sondern sei selbst dieser Zweck. Diese und andere Überlegungen der Mitbegründerin des Radical Paintings zum Wesen der Malerei können nun Bild für Bild in der Galerie Winter nachvollzogen werden.

Der beschriebene Strich spielt in der Serie der Red Paintings (1996) die Hauptrolle, kommt dort als regelmäßige, drei bis vier Zentimeter lange Struktur zum Tragen: als atmende Materie in Perylene Red, metallisch schillernd in Heliogen Blue oder gänzlich aufgesogen und vom Indian Yellow neutralisiert. Einfarbige - nicht monochrome - Beispiele aus einem Kapitel ihres Werks, Splitter aus der Reihe einer Versuchsanordnung. Jahr um Jahr fügt sich so ihr Inventory zusammen.

Die Arbeit Hafifs (geb. 1929 in Pomona, Kalifornien) ist maßgeblich von diesem Strukturieren (Variation von Material oder Pigment) geprägt. Die reduzierte, kontrollierte Form der Abstraktion, die Ausrichtung auf die Sinnlichkeit der Farbe ist es, was man als radikalisierte Malerei begreifen kann. Dass sich zur Sinnlichkeit der Farbe auch malerische und poetische Qualitäten addieren, führt die aktuelle Serie Pastel Paintings (2008) vor, die im Zentrum der Ausstellung steht: Scumble: Davis Gray oder Scumble: Bohemian Green Earth, so die klingenden Titel der Leinwände. Sie drücken jedoch nichts anderes aus als das Lasieren eines Pigments, dessen kräftiger Originalton an den Rändern der Leinwand zutage tritt.

Im Gegensatz zu den Hard-Edge-Bilder (1960er-Jahre) stoßen hier aber nicht zwei Farbflächen aufeinander: Je nach Unruhe des senkrecht gezogenen Pinselstrichs berühren sich Cinnabar Green und Naples Yellow Extra in zärtlicher Asymmetrie oder erzeugen einen vibrierenden, winzigen Spalt. (kafe/ DER STANDARD, Printausgabe, 18.6.2009)

 

Diesen Artikel auf http://derstandard.at lesen.

© 2009 derStandard.at - Alle Rechte vorbehalten.
Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf. Eine Weiterverwendung und Reproduktion über den persönlichen Gebrauch hinaus ist nicht gestattet.