Klosterneuburg – Wie lange es sich noch durchhalten lässt, Preise für Kunst aus "Zentral- und Südosteuropa" auszuloben, den Künstlern der sogenannten Centrope-Länder geschützte Ausstellungsflächen bereitzustellen, Kunst dieser "Regionen" speziell zu fördern, bevor diese Form von gut gemeinter "Entwicklungshilfe" überholt scheint und diese Gruppenbildung sich zu einer Art Stigma ausbildet? Wann wird diese Frage aktuell? Oder muss sie lauten: Wann zeigen sich hiesige Sammlungen als ausreichend gesättigt, wann hat sich das Nachholbedürfnis gelegt?
Davon einmal abgesehen, wurde 2007 zum zweiten Mal mit den besten Absichten an den Akademien von Kroatien, Slowenien, Slowakei, Tschechien und Ungarn der "Essl Award" ausgeschrieben und wurden aus den zehn Nominierten pro Land, in denen auch der Baumarkt des Förderehepaars Filialen unterhält, je zwei Preisträger ausgesucht.
Zusätzlich zu den Gewinnern werden in Klosterneuburg derzeit auch einige von Agnes und Karlheinz Essl ausgesuchte "Special Guests" präsentiert. Kroatien steht dieser Joker, Mark Požlep, ganz gut zu Gesicht, denn die Arbeit von Anna Sluga, die das mit klassischer Musik unterlegte Video vom Abriss eines Hauses ("Away"), dem Homo Faber in Gestalt eines Babys gegenüberstellt und damit die Menschheitsgeschichte begleitende Brutalität und Zerstörung thematisieren will, ist doch etwas moralinsauer. Požlep hingegen probiert es erfolgreicher mit Humor und nimmt sich der armen Superhelden an, die – dem modernen Menschen ähnlich – angesichts der Vielzahl von Problemen völlig überfordert sind.
Irgendwie bei Franz Wests "Maserati quatro porte" und Erwin Wurms "Fat Car" abgekupfert, wirkt das immobile mit 70er-Nostalgie-Blumenstoff überzogene "Kuper Lavijar GTX" der Kroatin Nina Kurtela. Als Highlights der Schau erweisen sich Tomáš Džadons Abrechnung mit der post-kommunistischen Gesellschaft, Jakub Nepraš’ Videocollage "Babylon Plan"t, die die flirrende Welt als Lebewesen simuliert oder Andrea Kalinovás sozialpolitische Fotoserie zu den Schlafplätzen Obdachloser.
Fazit: Nicht nur das Beste, aber vieles auf hohem Niveau. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.1.2008)