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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
29. September 2005
20:07 MESZ
Von
Markus Mittringer

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kunsthauswien.com  

FOTO: APA/ ALBERT WATSON
Albert Watson: The Hearse, Colorado Street, Las Vegas, 2001

Für die Ewigkeit gekühlt
Retrospektive des schottischen -Fotografen Albert Watson im KunstHausWien

Wien - Es ist annähernd unmöglich, noch nie auf eines von Albert Watsons Fotos gestoßen zu sein: mehrere hundert Titelseiten allein für die Vogue, Werbekampagnen für Levi's, Gap, Revlon oder Chanel. Er hat Celebrities porträtiert, Schauspieler, Rockstars und Prinzessinnen.

Kate Moss hockt in Watsons stets manisch perfekt abgestufter S/W-Welt nackt am Strand von Marokko, Alfred Hitchcock steht mit dem toten Geflügel im Studio; Johnny Depp, Clint Eastwood und Uma Thurman hat Watson in Momenten auf ewig konserviert, Mick Jagger als Raubkatze festgehalten, David Bowies wächsernes Gesicht in eine Kiste gepackt.

Und daneben hat der Schotte, dem immer der Tag zu kurz erscheint, auch noch die Zeit gefunden, sich ein autonomes Werk zu erarbeiten, Bilder jenseits der Welt der Artdirektoren und Stylisten diverser Magazine. Eine Socke Tutanchamuns konnte da ebenso seine Aufmerksamkeit erregen wie eine Gruppe von Hunden in einem Straßenkreuzer in der Wüste von Las Vegas. Berühmt geworden ist auch das Porträt eines Kindes, das sich nicht fotografieren lassen wollte: Die Mutter dreht dessen Gesicht mit Gewalt in die Kamera.

Wenn Albert Watson sich für Farbe in seinen Bildern entscheidet, dann oft für die unterkühlter, grellbunter nächtlicher Neon-Glitzerwelten: Billige Motels hat er so als "amerikanischen Traum" ebenso festgehalten, wie er eine sündhaft teure Domina im Licht des halb geöffneten Kühlschranks inszeniert.

Albert Watson pendelt zwischen Stilen und Welten, zwischen Auftragsarbeit und Kunstproduktion - Welten, die sich wechselseitig inspirieren, oft auch überlagern. Gemein ist allen Arbeiten - das KunstHausWien zeigt sie unter dem Titel Frozen -, dass Watson seine "Objekte" zu Fetischen stilisiert, Johnny Depp ebenso wie einen Raumanzug der Nasa, Quallen in Mandalay Bay genauso wie Sanddünen in Marokko.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.9.2005)


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