www.fire.tv

Der sinnliche Reiz des Feuers ist dem elektrifizierten Haushalt abhanden gekommen.


Das Spiel der Flammen, das angenehm beruhigende Knistern des Feuers, diese sinnliche Komponente der Wärme ist dem elektrifizierten Haushalt weitgehend abhanden gekommen. Doch das Verschwundene, das Archaische taucht in neuer Verkleidung wieder an die Oberfläche. So wurden allein in Wien in den letzten drei Jahren 30.000 Kaminfeuerimitationen verkauft. Das knisternde Geräusch eines Kaminfeuers liegt also auch beständig über der Heizspiralen-Schau.

Archaische Lust

Jahrtausendelang war der Umgang mit Feuer eine zentrale kulturelle Leistung. Die Elektrifizierung brachte Feuer in gezähmter Gestalt in alle Räume, doch die archaische Lust am Spiel der Flammen ist nie ganz verloren gegangen.

Form schlägt Funktion

Nike Glaser-Wieninger konzipierte die audiovisuellen Medien für die Schau und rückt das Faszinosum des Feuerschauens ins Zentrum des Geschehens. Strahlend sauber und technisch hochgerüstet präsentieren sich zeitgenössische Haushalte, gerade im Kontext der immer zunehmenden Rationalisierung und Technisierung werden archaische Elemente wie die des Feuerschauens nostalgisch aufgeladen, mit dem Versprechen der Gemütlichkeit assoziiert. Auf drei Kleinstmonitoren wird deutlich gezeigt, dass beim Feuer der Schaueffekt längst wichtiger geworden ist als der Wärmeeffekt.

Vor dem elektrischen Kaminfeuer

Wir sehen ein handelsübliches "Fireplace-Video". In Echtzeit ist hier ein Kaminfeuer abgefilmt, dessen Ton über Lautsprecher ständig zu hören ist. Auf dem zweiten Monitor sehen wir dieses Kaminfeuer wieder, nun jedoch in menschlicher Gesellschaft. Eine klassische Familienszene läuft ab, der Tisch wird gedeckt, die Vorhänge zugezogen und dann geht's los: Das Fireplace-Video wird eingelegt. Auf dem dritten Monitor geht es "Vom Schaufeuer zum wärmenden Feuer".

Verschiedenste Interviews gehen dem Schaueffekt des Feuers, der Strahlkraft der Imitation und dem unerlässlichen Verkaufsargument des richtigen Flammenspiels nach. Und auch in diesen neuen Kaminfeuern taucht ein aus anderem Zusammenhang vertrautes Format wieder auf: sie sehen ganz so aus wie 16:9-Zoll-Monitore.

Radio &sterreich 1