Das temporäre Mahnmal von Carola Dertnig und Julia Rode verändert sich im Wechsel der Jahreszeiten.
Wien - "Niemals vergessen" steht auf dem Block aus Mauthausener Granit. Am Morzinplatz soll er daran erinnern, dass sich hier - im ehemaligen Hotel Metropol - das Gestapo-Hauptquartier befand. Das stand allerdings nicht auf der Grünfläche, wie oft fälschlich angenommen wird, sondern hinter dem Mahnmal, also dort, wo sich nun der Leopold-Figl-Hof erhebt.
Es gebe kein Bewusstsein für diesen Platz und seine Geschichte, sagt die österreichische Künstlerin Carola Dertnig über diesen seiner Renovierung harrenden "Gassi-Unort". Bei diesem Manko setzt ihre temporäre künstlerische Intervention an. Ihr Eingriff soll ebenso wie die 2010 von Ines Doujak initiierte Mahnwache (ebenfalls ein Projekt von KöR, Kunst im öffentlichen Raum Wien) an die Verfolgung und Ermordung homosexueller und Transgender-Opfer der NS-Zeit erinnern. Denn allzu lang hat man diese vergessen: erst 1995, 50 Jahre nach Kriegsende, wurde ihr Opferstatus offiziell anerkannt. "Zu spät" sei das Einzige, was einem dabei immer wieder einfalle, so Dertnig.
"Zu spät" lautet daher auch der Schriftzug aus Blumen, den sie gemeinsam mit Julia Rode, einer Landschaftsarchitektin, entwickelt hat. Mit Fetthenne, Hauswurz und Steinnelke haben sie sehr widerstandsfähige Pflanzen ausgesucht, die den spröden Standort vertragen. Und die Nelke ist nicht zuletzt Symbol kämpferischer Gemeinschaften.
"Too little, to late" wäre poetischer gewesen, räumt Dertnig ein. Es deutsch zu halten war jedoch wichtig, selbst wenn die Aussage dabei verhärtet. "Zu spät", ein kritischer, abweisender Kommentar, besitzt für die Künstlerin auch didaktische Qualitäten. Über einen Steg nähert man sich allmählich an, steht erhöht und muss zu den Dingen zwangsläufig eine andere, frontale Perspektive einnehmen.
Bereits 2006 sollte am Morzinplatz ein permanentes Mahnmal für die homosexuellen Opfer errichtet werden. Der Entwurf Hans Kupelwiesers scheiterte an behördlichen Auflagen. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 8.7.2011)
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am morzinplatz folterte die gestapo so ziemlich alle die dem regime zuwider waren. hier litten kommunisten und monarchisten, sozialistische und katholische widerstandskämpfer, leute die aufgrund ihrer "rassischen" abstammung verfolgt wurden wie auch jene, die aufgrund ihrer sexuellen orientierung den nazis ein dorn im auge waren. der morzinplatz wäre in der tat ein ort, wo ein denkmal hingehört, nur verschließt es sich mir, warum man gerade hier ein exklusives denkmal für nur EINE der opfergruppen errichten will.
...parteinahe Historiker mit einem "Forschungsauftrag" bedacht werden! Wen wundert es das bei der Trivialisierung des "Gedenkens" den Jungen das Interesse derart abhanden kommt. Jedes Plumpsklo aus dieser Zeit wird, finanziell Aufwendig, untersucht während für die Probleme im JETZT keine Zeit und kein Geld zu Verfügung steht.
warum es in wien heisst, dass man sich das alles nicht leisten kann, wenn es um zb. um gute architektur und eine gewisse qualität im umgang mit denkmälern etc ... geht. kollegin dertinig in ehren aber die lösung scheint nicht die beste, sondern die billigste zu sein und noch dazu schön unsichtbar mit bodenhaftung. ich persönlich finde, dass man sich hier ruhig mal ein beispiel an dem wirklich bankrotten berlin nehmen könnte. wien ist ja angeblich reich und sexy so o-ton bürgermeister häupl.
Zahlreiche Gedenktafeln und Denkmale finden Sie in der ganzen Stadt verstreut. Aber ich war schon von jeher der Meinung, daß das Hauptmahnmal auf den Morzinplatz gehört, und nicht über den Philippi-Friedhof. Und zum Versteckerl-Spiel, wie in Berlin, gehen Sie besser in den Stadtpark.
Ich nehme an, Sie sprechen das Holocaust Mahnmal von Eisenman an, richtig? Finde ich gut, finde ich auch ästhetisch, aber problematisch finde ich, dass es zu einer Touristenattraktion verkommt. Umgekehrt wird dadurch auch der Tourist zur Konfrontation mit der Thematik gezwungen.
Und wenn ich lese, dass Neonazis Schmierereien veranstalten, dann hat das Mahnmal seinen Zweck schon erfüllt.
Lass mich raten: Du warst selten oder nie im Ausland?
Schau dir einmal ein paar Wochen lang das verarmte, korrupte, kleinkriminelle und nicht ganz ungefährliche Berlin an, voller Abzocker und Diebe; oder München, wo bayrische Betrüger dir mit falschem Zuckergussgrinsen das Geld aus der Tasche ziehen; oder den zerfallenden Ruhrpott, oder die Slums in Norddublin, oder die Armut in den sauteuren Londoner Vorstädten .... Wien ist tatsächlich wunderschön, sicher, gepflegt und funktioniert hervorragend. Wer anderes behauptet, kennt idR nur sein Kuhdorf (und wenn's Döbling ist)
Naja, der 2. ist echt kein Glanzstück für Wien ... aber ich hab mehrere Jahre in Kreuzberg, Norddublin und diesem Dreckskaff Oberhausen gelebt und hätte kein Problem damit gehabt, eine Wohnung im 2. zu nehmen. (Allerdings hatte der potenzielle Vermieter ein Problem mit mir; der wollte unbedingt Studentinnen, und dafür bin ich halt zu alt und zu männlich)
Bitte nicht mehr davon vor meiner Haustüre. Das Betroffenheitsgedenken wird mir wirklich zuviel.
Und bevor ihr rot zu stricheln anfängt: Ich wohne dort, weil meine jüdische Familie dort schon vor dem Krieg gelebt hat (Textilviertel), habe selbst im DÖW Zivildienst gemacht und dann in meinem Job über Jahre u.a. Filme zu den Themen Holocaust, Vertreibung, Exil betreut.
wirs du uns ja trotzt deiner biographie und herkunft dieses lächerliche stück rasen zugestehen können. bei den homosexuellen und transgender personen heisst es ja nicht umsonst erst totgeschlagen dann totgeschwiegen. das thema durfte ja im gegensatz zu religiös-ethnischen opfern des nazi regimes erst sachte anfang der 90er jahre thematisiert werden, und da nur sehr leise.
fetthenne, hauswurz und steinnelke sind das nun beteiligte künstlerinnen od widerstandsfähige pflanzen und ist die widerstandsfähige nelke eine kämpferische trransgenderische gemeinschaft aus der nazizeit od sollte ich die bettruhe suchen, od einfach zu spät?
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