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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
02. Mai 2007
14:30 MESZ
Foto: Galerie Hohenlohe
Großzügig angelegter Blickfang in der Zone1: Installation von Roland Kollnitz bei Hohenlohe.

Ein Marktplatz etabliert sich
Die dritte Auflage der Viennafair überzeugte mit einem Kunstangebot auf hohem Niveau - und einem hohen Besucherzuwachs

Auch die Geschäfte liefen am schwierigen Standort Wien, auch dank geladener internationaler Sammler, zu durchaus allgemeiner Zufriedenheit


Wien - Die dritte Ausgabe der am Sonntag zu Ende gegangenen Kunstmesse Viennafair hatte 14.753 Besucher, was gegenüber dem Vorjahr (12.417 Besucher) ein Plus von 18,8 Prozent bedeutet. Der neuerliche Besucherzuwachs wie auch die Verkaufszahlen der Galerien würden das Konzept der Messe mit dem Schwerpunkt CEE (Central Eastern Europe) bestätigen, so der Organisator, die Reed Exhibitions Messe Wien.

Die Rubells, verkündete man an jeder Ecke der Viennafair, haben mehr eingekauft, als sie vorhatten. Und auch, wer nicht von der im großen Stil sammelnden US-Familie heimgesucht wurde, konnte zufrieden sein: Die Viennafair lief gut. Im dritten Jahr der Wiener Messe für Gegenwartskunst konnten - ganz im Gegensatz zum Vorjahr - durchwegs zufrieden stellende Umsätze verbucht werden. Nicht im Hochpreissegment, das bis auf einen unvermeidlichen Warhol kaum bestückt war, wohl aber in den Regionen bis hin zu 30.000/40.000 Euro.

Für die Berliner Galerie Spielhaus Morrisson war es "das beste Ergebnis, das wir je auf einer Messepreview erzielt haben. Und: Auch hier waren US-Sammler, die sich mit jüngerer Kunstware eingedeckt haben. Die Frankfurter Galerie U7 konnte eine Installation von Simona Galeckaité an eine heimische Sammlung abgeben und damit die kaum ausrottbaren Unkenrufe entkräften, es gebe kein österreichisches Sammlerpublikum. Gazonrounge aus Athen verkündete, beinahe ausverkauft zu sein, Bo Bjerggaard aus Kopenhagen konnte eine Fotoarbeit Erik Steffensens in Wien platzieren.

Und auch die österreichischen Teilnehmer gaben sich entspannt, fanden Abnehmer für Arbeiten von Johanna Czernin, Lois & Franziska Weinberger oder Roman Signer (Galerie Martin Janda), eine Fotoserie von Elfie Semotan über Martin Kippenberger (Galerie Senn), Arnulf Rainer und Günter Brus (Galerie Curtze), Bernard Frieze und Herbert Brandl (Galerie nächst St. Stephan), Lois Renner (Mario Mauroner Contemporary Art), Gerold Tagwerker (Galerie Grita Insam), Bianca Regl, Martin Schnur (Galerie Lukas Feichtner), Walter Niedermayr (Galerie Meyer Kainer). Bei Ursula Krinzinger wurde Jonathan Meese knapp.

Für die Albertina erwarb Klaus Albrecht Schröder sichtung rot - spielräume 2006, eine Gouache von Brigitte Waldach bei der Berliner DNA Galerie. Die Kommunalkredit Austria entschied sich im Rahmen des Viennafair-Ankaufspools für Arbeiten von Andreas Leikauf (Ernst Hilger) und Alexandra Huber (Chobot). Edelbert Köb, Direktor des Wiener Museums Moderner Kunst, entschied sich in der erstmals installierten Zone1 (junge Positionen) für den in Bulgarien geborenen und in Wien lebenden Kamen Stoyanov bei Dana Charkasi. Mit dem Ankauf der Installation für das Mumok ist auch eine Einzelausstellung in der Factory des Museums verbunden.

Nationalfonds

Den Galeriepreis (5000 Euro) für die "schönste Präsentation" sprachen Michael Hochenegg, Wirtschaftskammer Wien, Agnes Husslein-Arco, Österreichische Galerie Belvedere, Gerald Matt, Kunsthalle Wien, und die Kritikerin Nina Schedlmayer der Wiener Galerie layr:wuestenhagen contemporary zu.

Seinen Erstauftritt erlebte der so genannte "Nationalfonds zur Förderung der Entwicklung von Gegenwartskunst - Österreichischer Kunstförderungsfonds" (ÖKFF) am gemeinsamen Stand von MAK und Universität für angewandte Kunst. Angewandte-Rektor Bast definiert: "Ein Förderinstrument nach dem Muster der großen Fonds für die wissenschaftliche Forschung war längst überfällig. Man kann die Entwicklung der Kunst nicht ausschließlich dem Kunstmarkt überlassen - die Industrie hat ja Gott sei Dank auch kein Definitionsmonopol darüber, was Wissenschaft ist und wohin sie sich entwickelt."

Wie beim FWF sollen die Projektanträge an den ÖKFF aus Gründen der Qualitätssicherung ausschließlich von ausländischen Gutachtern bewertet werden. Wesentliche Kriterien bei der Bewertung eines Projekts sind laut Antragsformular Originalität, Modellhaftigkeit, künstlerische Innovationsstärke und die potenzielle Wirkungskraft des Projekts auf die Entwicklung der Kunst und in der Gesellschaft. Mitarbeiter der Universität für angewandte Kunst verteilten die Antragsformulare des ÖKFF und nahmen auch ausgefüllte Formulare zur Weiterleitung an den ÖKFF entgegen.

Als vorläufige Postadresse des ÖKFF fungiert das Bundeskanzleramt. Die Einreichfrist endet am 30. Juni. Die Entscheidung über die ersten Anträge wird vorbehaltlich der rechtzeitigen parlamentarischen Beschlussfassung im Dezember erfolgen. "Ich bin eigentlich sehr zuversichtlich, betont Bast, "dass das Parlament des Kulturstaates Österreich diesen Termin halten kann. Und je mehr gute Projekte eingereicht werden, desto größer wird die Motivation der Politiker sein." Das Stabdesign der ÖKFF jedenfalls war auf höchstem Niveau. Mögen die Einreichungen da auch mithalten.

Nicht zuletzt war auch Viennafair-Direktor Edek Bartz hoch zufrieden mit seiner Messe. Kann er auch sein: Das Aufbrechen der hermetischen Gangstruktur des Vorjahres, die Öffnung von "Plätzen" zwischen den Kojen ist der Stimmung in der Halle ebenso entgegengekommen wie der unermüdliche Service der "Lower Austria Contemporary": Die neue Dachmarke der niederösterreichischen Kulturveranstalter lud zu Wein und Nitsch-Schüttpralinen auf landestypische Eckbänke ein. (Markus Mittringer / Thomas Trenkler / DER STANDARD, Printausgabe, 30.4./2.5.2007)


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