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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
06. September 2005
12:46 MESZ
Von Isabella Reicher

Bis 4. 12. im MAK

Ansichtssache

Manga, Manga im MAK 
Abb.: MAK
Rasante Lautmalerei von rechts nach links: "Uaaaaa!!! Manga" führt in ausgesuchte Eigenheiten japanischer Comics ein - hier mit "Derby Jockey" von Tokihiko Ishiki.

Lesehilfe für Comic-Novizen
Die Ausstellung "Uaaaaa!!! Manga. Zur Ästhetik einer Trashkultur" im MAK

Wien - Das ist Lautmalerei im wahrsten Sinn des Wortes: Einzelne Silbenzeichen wabern, von Schriftblasen befreit, durchs Bild und akzentuieren beispielsweise das Donnern der Hufe von Rennpferden oder den durchdringenden Sound startender Maschinen. Wrrruum. Wie herangezoomt rücken Details ins Blickfeld - die Abfolge der Bilder erinnert an virtuose filmische Montagesequenzen. Ereignisse werden meisterhaft gerafft. Comics lesen erfordert Einübung in Wahrnehmung komplexer visueller Zusammenhänge - der Gottseibeiuns vieler Eltern muss also nicht zwangsläufig die intellektuelle Entfaltung des Nachwuchses ruinieren.

In Japan gehören Comics, die dort Manga heißen, seit Jahrzehnten zur Alltagskultur. Trash sind sie insofern, als auf die Lektüre oft der schnelle Weg ins Altpapier folgt. An preisgünstigem Nachschub herrscht nämlich kein Mangel - machten Manga doch etwa 2003 ein Drittel japanischer Druckerzeugnisse aus.

Inzwischen erfreuen sich die Hefte auch in unseren Breitengraden großer Beliebtheit. Primär werden sie hier von Kindern und Jugendlichen rezipiert, die den Umgang mit den kulturell bedingten Eigenheiten dieser Bildergeschichten wohl eher spielerisch erlernen. Das beginnt schon beim Umstand, dass auch deutschsprachige Ausgaben meist dem japanischen Modus des Schreibens folgen und von "hinten" nach "vorne" und von rechts oben nach links unten gelesen werden.

Uaaaaa!!! Manga. Zur Ästhetik einer Trashkultur, eine kleine Sonderausstellung im Kunstblättersaal des MAK, widmet sich solchen Spezifika wie der ungewohnten Leserichtung. Es geht also um grundlegende Lektüre- und Verständnishilfen für Manga-Novizen. Und zwar anhand von insgesamt acht Begriffen (wie "Zoom", "Augen-Blicke" oder "Action") und mittels teils großformatig aufgezogener Panels aus zwei Manga-Serien, Tokihiko Ishikis Derby Jockey (1999-2004) und Fuyumi Soryos Mars (1996-2000).

Implizit verweist die Auswahl auf die Diversität von Manga: Es gibt Hefte für alle Altersgruppen, für Mädchen und für Jungen, Fantasymanga, zeitgeschichtliche wie Kenji Nakazawas Barfuss durch Hiroshima, Sportmanga und vieles mehr. Eine Auswahl solcher Serien liegt ebenfalls zur Einsicht auf - allerdings in japanischer Originalausgabe und sicherheitshalber angeleint.

Immerhin kann man sich dabei die vielfältigen Erscheinungsformen vergegenwärtigen. Und dann womöglich zum richtigen Schmökern in den nächsten Comicladen gehen. (DER STANDARD, Printausgabe, 06.09.2005)


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