aus den Salzburger
Nachrichten: Warum scheut die Justiz denn sosehr die
Öffentlichkeit? Hat sie was zu verbergen? Die Aufbereitung
eines Justizskandals soll hier offenbar vor der Öffentlichkeit
geheim gehalten werden, oder sehen wir das nicht richtig?
Kafka durfte damals noch über die Justiz ein Buch schreiben,
warum ist dies jetzt verboten?
(Hervorhebungen im Text durch die Red.)
Salzburger
Nachrichten am 07. Juli 2004 - Bereich:
kultur
Kafka in
der Galerie
Ausstellung
in Hallein abgesagt - Verein befürchtet Verwicklung in
Verfahren
hallein
(SN-bef). Der Vorstand des Kunstforums Hallein will eine
Dokumentationsausstellung mit dem Titel "kafkaesk.
Justizskandal in Österreich, heute" nicht in der renommierten
Galerie zeigen. Die Ausstellung wurde kurz vor der für
Montagabend geplanten Vernissage abgesagt. Man befürchtet,
durch die Schau in ein schwebendes Gerichtsverfahren
verwickelt zu werden.
In
der von Galerieleiterin Elisabeth Rath geplanten Ausstellung
geht es um einen realen "Rosenkrieg". Peter Jenewein
dokumentiert darin seinen eigenen Fall, der an einem Wiener
Gericht anhängig ist. Die Aufarbeitung dieses
Beziehungsstreits versieht Jenewein mit dem Titel "kafkaesk".
In der Ausstellung um diese privaten Vorkommnisse hätte es
um eine künstlerische Reflexion der gerichtlichen Vorgänge
rund um den Fall gehen sollen.
"Es
wäre dabei um Sachverhalte und Personen gegangen, deren Fall
derzeit noch bei Gericht anhängig ist", sagt Hans Scheicher
vom Vostand des als Verein organisierten Kunstforums. Man
habe die Problematik sowohl mit den in dem Fall involvierten
Justizstellen als auch mit Rechtsanwälten
besprochen.
"Kategorisch
jedeEinmischung ablehnen" "Keinesfalls wollen wir, auf welche
Weise auch immer, in ein schwebendes Verfahren eingreifen -
auch nicht durch eine Ausstellung", sagt Scheicher. Außerdem
drohe unter Umständen, dass das Kunstforum durch die
Ausstellung selbst in das Verfahren verwickelt werden könnte.
"Das müssen wir kategorisch ablehnen und jede Einmischung
vermeiden. So was wollen wir mit allen Mitteln verhindern",
sagt Scheicher.
Galerieleiterin
Elisabeth Rath hingegen versteht die Befürchtungen nicht. Die
Vorgangsweise des Vorstands sei für sie "nicht
nachvollziehbar". Sie habe alle "Materialen, Dokumente und
Tatsachenschilderungen kritisch geprüft", schreibt sie in
einer Aussendung.
Rath
schlägt vor, die Ausstellung auf September zu verschieben,
womit sich Jenewein "prinzipiell einverstanden" zeigte. Er hat
beim Bezirksgericht Hallein eine einstweilige Verfügung
eingebracht, um die Ausstellung
sicherzustellen.
"Äußerst
unerfreulich" empfindet Scheicher, dass "die Galerie in eine
Richtung geht, die wir so nicht haben wollen". Seit fast zwölf
Jahren gibt es das Halleiner Kunstforum beim Rathaus. Die
Galerie entwickelte sich unter der langjährigen Leiterin
Christiana Schaffenrath zu einer weit über die Region hinaus
bekannten und renommierten Einrichtung, die sich vor allem der
Gegenwartskunst widmet. Die Salzburger Kunsthistorikerin
Elisabeth Rath übernahm die Leitung der Galerie im vergangenen
Herbst, als Schaffenrath in Pension ging.
Das war erst der Anfang, es geht lustig weiter - was hat
die Justiz denn zu verbergen? ...
Salzburger Nachrichten am 28.
Juli 2004 - Bereich: kultur
Justiz-Ausstellung beschäftigt
Gericht
Vorstand
des Kunstforums Hallein sagte Ausstellung "kafkaesk" ab -
Galeristin wird gekündigt
HALLEIN
(SN-pab). Der Streit um die vom Vorstand des Kunstforums
Hallein abgesagte Sommerausstellung "kafkaesk.
Justizskandal in Österreich, heute" spitzt sich zu: Der
Vorstand will sich jetzt von Galeristin Elisabeth Rath
trennen. Künstler Paul Jenewein hingegen will sein
Kunstprojekt einklagen.
"Elisabeth
Rath hat uns vergangene Woche gesagt, sie akzeptiere unsere
Entscheidung, dass die Ausstellung nicht stattfindet", sagte
Friedrich Bahner am Dienstag den SN. Vorgestern, Montag, sei
die Galeristin wieder an die Öffentlichkeit gegangen, ohne den
Vorstand zu informieren. "Das ist ein krasser Vertrauensbruch.
Wir sind mit unserer Geduld am Ende. Die Kündigung wird
ausgesprochen."
Bahner
begründet diesen Schritt mit der Vorgangsweise der
Galerieleiterin bei der Absage der geplanten Ausstellung
"kafkaesk". Diese entspreche nicht den Intentionen des Vereins
Kunstforum, verquicke persönliche Interessen mit denen des
Vereins und enthalte Anschuldigungen gegen Organe der
Rechtspflege, die geeignet seien, dem Verein Schaden
zuzufügen.
Die
Vorstandsmitglieder des Vereins Kunstforum hatten die
Ausstellung im Juli kurzfristig abgesagt, weil sie
befürchteten, in einen aktuellen, bei Gericht anhängigen Fall
hineingezogen zu werden.
Nach
der Absage informierte Galeristin Rath die Öffentlichkeit,
dass ihr Vorstand die Dokumentationsausstellung "verboten"
habe. Künstler Jenewein brachte beim Bezirksgericht Hallein
den Antrag auf eine einstweilige Verfügung ein, um seine Schau
zu einem späteren Zeitpunkt
sicherzustellen.
Jenewein
bestreitet die Verwicklung in einen aktuellen Fall. "Die
Ausstellung dokumentiert kein laufendes Verfahren, sondern
zeigt in künstlerisch und didaktisch aufbereiteter Form
Missstände in der österreichischen Justiz auf. Es geht um
Amtsmissbrauch, Aktenraub und Verleumdung", teilte Jenewein
den SN schriftlich mit. Offensichtlich sei durch
Interventionen beim Kunstforum Hallein versucht worden, die
Ausstellung abzuwürgen.
"Das
Verbot der Ausstellung im Kunstforum Hallein ist in den
letzten Jahrzehnten in Österreich beispiellos. Es stellt die
Freiheit der Kunst und die Freiheit der freien
Meinungsäußerung in Frage", schreibt Kunsthistorikerin Rath
den SN in einem E-Mail. Es sei ein erschreckendes Zeichen der
Machtausübung von außen.
Paul
Jenewein kämpft vor Gericht um sein Recht. Für ihn stelle sich
die Frage, "ob die Freiheit der Kunst und der freien
Meinungsäußerung in Österreich so leicht aufgehoben werden
kann". Er knüpfe in der Ausstellung "kafkaesk" an Kafka und
sein Werk "Der Prozess" an.
Das
Bezirksgericht Hallein hat den von Paul Jenewein eingebrachten
Antrag auf einstweilige Verfügung abgewiesen, der die
Ausstellung zu einem späteren Zeitpunkt sicherstellen sollte.
"Das ist ein Instrument zur Abwehr von Gefahren und nicht um
seine Ansprüche durchzusetzen", sagte Vizepräsident Philipp
Bauer vom Landesgericht Salzburg am Dienstag über die
Halleiner Entscheidung. Jenewein hat gegen diese Entscheidung
des Bezirksgerichts berufen.
Galeristin
Elisabeth Rath war für die SN am Dienstag für keine
Stellungnahme erreichbar.
SN Salzburger Nachrichten
Wir
berichten weiter, wenn wir neues erfahren
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