Salzburger Nachrichten am 20. März 2003 - Bereich: kultur
Erster Blick ins neue Haus

Die Neue Galerie in Linz mutiert zum eindrucksvollen Kunstmuseum "Lentos" an der Donau. Aus der ehemaligen Stahlstadt ist eine Kulturstadt geworden.

WERNER THUSWALDNER

Mit dem neuen Kunstmuseum in Linz ist man fast schon so weit wie mit der Albertina in Wien, allerdings findet in Linz die Eröffnung erst am 18. Mai statt, übrigens nicht mit einem "Schrei", sondern mit einer Ausstellung "Avantgarde und Tradition", die einen Blick in die hochkarätige Sammlung gewährt.

Am Mittwoch wurde das am Donauufer in der Nähe der Nibelungenbrücke lagernde "Lentos" erstmals der Presse und den Sponsoren vorgestellt. Dass das neue Museum ein starker Zugewinn für Linz ist, steht außer Frage. Direktor Peter Baum ist froh, aus dem Gebäudekomplex "Lentia 2000" in Urfahr ausziehen zu können, denn die Räumlichkeiten dort waren dem Rang der Sammlung bei weitem nicht angemessen.

Das Museum ging aus einem EU-weiten Wettbewerb hervor, Schweizer Architektenteams wurden ausdrücklich zugeladen, und ein Schweizer Büro, Weber + Hofer aus Zürich, hat auch gewonnen. Jürg Weber sprach von einer hervorragenden Zusammenarbeit in den vergangenen fünf Jahren mit den Linzer Stellen und erläuterte das Konzept: Der Standort sei ein Glücksfall, von dort aus böten sich neue Perspektiven auf die Stadt. Aus der "Stadt am Fluss" sei eine "Flussstadt" geworden.

Der langgestreckte Gebäudekomplex nimmt die Flussrichtung auf und ist in der Form einer Brücke mit 60 Metern Spannweite gestaltet. Der Raum unter der "Brücke" wird zur Präsentation von Plastiken genützt werden. Vor den geschlossenen Längswänden befindet sich eine spezielle Glashaut. Der Bau soll nachts wie ein Leuchtkörper strahlen, verschiedene Farben sind möglich.

Es gibt drei Geschosse. Die gro-ßen Ausstellungsräume liegen im Obergeschoss und haben - von oben einfallendes - Tageslicht. Zwei Drittel der Ausstellungsfläche sind der ständigen Sammlung gewidmet. Sie wird in einer Abfolge von mehreren Galerieräumen gezeigt, während für die Wechselausstellungen eine große freie Fläche zur Verfügung steht.

Wenn's ums Geld geht, schaut der Bund weg

Für Grafik- und Fotoausstellungen sind im Untergeschoss zwei Räume vorgesehen. In diesem Geschoss befinden sich auch die Bibliothek, Restaurierwerkstätte und die Depots. Diese sind übrigens so ausgestattet, dass im Brandfall der Luft Sauerstoff entzogen wird. Herkömmliche Sprinkler würden die Bestände zerstören.

Das Erdgeschoss ist die Kommunikationsebene. Hier liegen das Foyer, der Shop, ein Auditorium, die Verwaltungsräume und ein Restaurant mit einer Terrasse im Freien. Das "Lentos" bekommt eine eigene Schiffsanlegestelle. Man erwartet sehr viel Besuch von der Flussseite.

Bürgermeister Franz Dobusch und der für die Kultur zuständige Vizebürgermeister Reinhard Dyk gaben über die Finanzierung Auskunft. Die Gesamtkosten betragen 22 Millionen Euro. Das Land Ober-österreich gab 7,26 Mill. Euro, Sponsoren brachten 2,96 Mill. Euro auf, und eine Bausteinaktion mit sehr gutem Echo ergab 70.000 Euro. Der Bund hat sich heraus gehalten. Alle Bittstellereien seien vergeblich gewesen, stellte Dobusch verärgert fest. Das Desinteresse des Bundes sei auch in Bezug auf die Festivals ("Ars Electronica" und Brucknerfest) eklatant.