Salzburger Nachrichten am 13. Februar 2001 - Bereich: kultur
Bildende Kunst in den Datenbanken

Erfahrungen bei der Suche nach Kunstinformationen im Internet - Positive und negative Beispiele

Die neu strukturierte Datenbank, mit stark erweitertem Informationsangebot von www.basis-wien.at, verweist auf ein grundsätzliches Problem bei der neuen Euphorie bezüglich weltweiter Vernetzung: Alles sagt mitunter nichts. Ein hübscher, langer Artikel erklärt, was die Datenbank alles kann, und noch können wird - doch der Teufel steckt im Detail. Ich klicke bei W und stelle fest, hier finden sich Künstler und Kunstkritiker/Theoretiker. Sie werden aber nicht mit dem in Verbindung gebracht, wofür sie für jeden, der die Materie ein wenig kennt, stehen.

Ein Beispiel: Peter Weiermair ist hier jemand, der Eröffnungsreden hält und auch Ausstellungen kuratiert sowie Artikel schreibt. Weder ist ersichtlich, dass er noch Direktor des Rupertinums ist, dass er nach Bologna geht, dass er im Frankfurter Kunstverein Direktor war, kein Schwerpunkt Fotokunst, nichts, kein Profil - Was sagt das der Welt?

Werner Würtinger erscheint hier nicht als ehemaliger Präsident der Secession, seine Werke zur "Kunst am Bau" werden nicht angeführt - Ist man daraufhin interessiert, weiterzublättern? Ja, und dann haben wir da plötzlich Rachel Whiteread, aber nicht mit ihrem allseits bekannten Wien-Bezug, dem Denkmal auf dem Judenplatz, sondern nur mit Ausstellungen. Abgesehen davon, dass "basiswien" nicht zwingend an Kunst oder Kultur denken lässt, ist auch das Konzept nicht einleuchtend. Geht es um die Kunstszene Wien? Worum geht es? Und das nennt sich eine österreichische Kulturdokumentation.

Bessere Auskünfte erhält man über Kunst, wenn man im "Internationalen archiv für kulturanalysen" sucht oder im "Kunstnet", und man findet auch unter "kulturdokumentation" viele brauchbare Links und bei "Kunstnet" ein klares überschaubares Angebot, das neuerdings durch ein "artmagazin" erweitert wurde.

Auch bei "Depot Kunst und Diskussion" scheint man sich keine Gedanken über die Logik von Portalen gemacht zu haben. Wenn schon Portal, so muss man sich auch was drunter vorstellen können, wie etwa bei "wienonline".

Mit ähnlich überzeugender Logik wurde als Pioniertat das "Fotonet" konzipiert. Die Institutionen, die sich intensiv mit Fotokunst beschäftigen, die Zeitschriften, die Künstler, die Künstlerkataloge und Bücher, die im Rupertinum, in der Österreichischen Fotogalerie angekauften Werke, alles ist nicht nur sachdienlich aufgelistet, es ist auch sehr ansprechend gestaltet und funktioniert klaglos.

Ratlos dagegen werden durchschnittliche Anwender des Mediums Internet sein, wenn sie www.k-haus.at eingeben und bei get to attack herauskommen. Das Eingeben von Daten - offensichtlich durch Hilfskräfte - hat zunehmend das Sammeln von Werken ersetzt. So wurden im Museum für Angewandte Kunst Daten, nicht Design gesammelt. Die "Fotografis Länderbank" wurde durch K. A. Schröder nicht ergänzt, die Fotosammlung des Rupertinums erhielt seit Weiermair kein Budget mehr, und die Datenbanken, die vor fünf Jahren angelegt wurden, sind oft mit den aktualisierten nicht kompatibel.

Kunsthistoriker, z. B. in der Albertina haben oft großteils mit selbst gekauften Büchern gearbeitet, weil keine sachdienliche Bibliothek da war. Wenn diese Wissenschafter in Pension gehen, nehmen sie ihre Bücher mit und das Wissen darüber, was hinter den unzähligen viel zu marginalen elektronischen Daten steckt. Papier hält übrigens ungleich länger. Alle fünf Jahre müssen die Daten auf neue Träger überspielt werden, um sie zeitgenössisch nutzen zu können. Viel Geld fließt in eine Vermittlungsarbeit, die man zum Teil schlicht als Datenmüll bezeichnen kann.

JANA WISNIEWSKI