Anstelle des
unentbehrlichen Containers: der Pavillon der Kunsthalle Wien
am Karlsplatz |
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Museum Neue Kunstlaterne am Wiener
Karlsplatz Von Sabine B. Vogel,
Wien 19. Jan. 2002 Am
Wiener Karlsplatz, nur wenige Schritte vom jungen Museumsquartier
entfernt, stand noch vor einem Jahr ein großer, gelb-blauer
Container. 1991 war er vom Wiener Architekten Adolf Krischanitz als
Provisorium errichtet worden. Bis zum letztjährigen Umzug ins
Museumsquartier diente er der Kunsthalle als Hauptquartier. Was
sollte jetzt mit dem Container, mit dem Standort geschehen? Abriss?
Davon konnte keine Rede sein. Kunsthalle nebst
beliebtem Café erweckten diese Ecke des Karlsplatzes erst zum Leben.
So entwickelten der Architekt zusammen mit dem Ausstellungshaus ein
neues Konzept: Statt des Containers wurde ein Glashaus gebaut -
keine Konkurrenz, sondern eine "Außenstation der Kunsthalle", wie
der Architekt betont.
Eleganter Kubus der
Durchschaubarkeit
Aber wieso fiel die
Entscheidung zugunsten eines Glashauses? "Weil es vorher ein
geschlossenes Gebäude war! Jetzt ist es eine Art Vitrine
beziehungsweise eine Art Laterne. Vitrine, weil darin eine Kunst
stehen wird, die auch von außen gesehen werden soll - nach Maßgabe
natürlich, denn man kann auch die variablen Wände vor die Glasfront
stellen. Die Laternenfunktion: Die Kunst und das Licht des Gebäudes
strahlen nach draußen. Damit erhält das Gebäude nicht nur eine neue
Sachlichkeit, sondern auch eine neue Helligkeit." So erklärt
Krischanitz den Pavillon.
Jetzt steht dieser
wunderbar-elegante Kubus auf dem Platz und ist nicht nur die Laterne
der Kunsthalle, sondern zugleich ein sichtbares Zeichen für eine
veränderte Ausstellungspraxis. Denn statt immenser Ausstellungshalle
und kleinem Café teilen sich beide, durch eine Wand getrennt, nahezu
gleichwertig die Gesamtfläche. Welchem Bereich der durch Glaswände
abgeteilte Veranstaltungsraum zuzuordnen ist, bleibt angenehm offen
- die Trennung zwischen Kunst und Leben wird hier zumindest
architektonisch aufgehoben. Wie die Künstler mit dieser offenen
Situation umgehen werden, wird mit großer Spannung erwartet.
Kunstschaufenster für
Experimente
Bei aller Begeisterung für
die neue "Kunsthalle Wien am Karlsplatz" steht allerdings noch eine
Frage im Raum. Wofür braucht die Kunsthalle eigentlich ein weiteres
Gebäude? Immerhin stehen ihr im Museumsquartier 1.700 Quadratmeter
Ausstellungsfläche zu Verfügung. Aber eines fehlt dort eben doch:
die sichtbare Präsenz in der Stadt. So sehr versteckt sich das neue
Haus im Schatten der ehemaligen Winterreithalle, dass selbst der
Eingang leicht zu übersehen ist. Zudem eignet sich die Architektur
nur bedingt für eben jene experimentellen Ausstellungen, die jetzt
im Schaufenster am Karlsplatz geplant sind. Dort wird es hauseigene
Projekte mit Kim Sooja, im Sommer "documenta 5", Videopräsentationen
plus Videosammlung, aber auch eine spannende Kooperation "in Lehre
und Praxis" mit der Universität für Angewandte Kunst geben.
Bevor dieses Programm ab
Februar startet, eröffnet die Kunsthalle Wien am Karlsplatz an
diesem Freitag erstmal mit einer Werkschau der Pavillons von Adolf
Krischanitz - und damit stehen architektonische Experimente zur
Diskussion, die diesem Luxus eines großen Schaufensters in Wien eine
städtebauliche Dimension hinzufügen.
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