Cy Twombly 2010. Mit 83 Jahren ist er in Rom gestorben.
Ein typischer Twombly. Unbetitelt, 1971 entstanden, Öl auf Leinwand, zeigt er die Versuche des Malers, vermeintlichem Gekritzel durch Wiederholung Tiefe und Bedeutung zu verleihen.
83-jährig ist er nun in Rom einem Krebsleiden erlegen.
Rom/Wien - Es war ein rarer, ein kostbarer Moment, als Cy Twombly vor fast genau zwei Jahren tatsächlich zu seiner ersten Werkschau in Österreich anreiste. Sensations of the moment hieß die grandiose, 200 Werke umfassende, Ausstellung im Wiener Mumok. Kurator Achim Hochdörfer zeigte nicht nur den Wort-Maler und Zeichner, sondern auch den Bildhauer, Objektkünstler und Fotografen.
Sogar zum Abendessen war Cy Twombly damals geblieben, ein korpulenter älterer Herr saß da und genoss ganz offensichtlich das Gespräch mit seiner prominenten Kollegin, der großen österreichischen Malerin Maria Lassnig. Dabei eilte dem scheuen Künstler der Ruf voraus, oft trotz fixer Zusagen nicht zu kommen - oder sich, wenn er denn doch da war, lieber unerkannt unter das Vernissagepublikum zu mischen. Auch zu Journalisten hielt der Künstler vorsichtige Distanz: "Mir ist nicht wichtig, was andere Menschen sagen", sagte er in einem raren Journalistengespräch. "Jahrzehntelang kümmerte es niemanden, was ich machte. Ich hatte meine Freiheit. Ich war gut geschützt."
Beeindruckt von antiker Mythologie und abendländischer Literatur, fasziniert von mediterranem Licht und südlicher Landschaft, entwickelte er seine Ikonografie, sein Vokabular. Die auf Schultafeln oder Leinwände hingekritzelten Wortfetzen, Satzfragmente, Zahlenkolonnen und nervösen Zeichenstriche, Graffiti an Hauswänden und kindlichen Schreibübungen ähnelnd, nannte der französische Philosoph Roland Barthes ein "grafisches Jucken". Auf dem Kunstmarkt erzielen die Bilder, die einen Kritiker "entfernt an verwüstete Bettlaken" erinnerten, Spitzenpreise im zweistelligen Millionenbereich.
Vergangenheit als Quelle
Geboren wurde der "romantische Symbolist", wie sich Twombly einmal selbst bezeichnete, am 25. April 1928 als Edwin Parker Twombly in Lexington (Virginia). Er studierte Kunst in Boston, Washington und New York sowie 1951/52 am legendären Black Mountain Collage in North Carolina.
Zu seinen Lehrern zählten Franz Kline und Robert Rauschenberg, zu seinen Studienkollegen Jasper Johns oder Robert Rauschenberg.
Mit Letzterem bereiste Twombly Nordafrika und Europa, 1958 ließ er sich in Rom schließlich nieder: "Für mich", sagte er, "ist die Vergangenheit die Quelle. Denn alle Kunst ist im Wesentlichen zeitgenössisch." Er heiratete Tatiana Franchetti, die Tochter eines adeligen Kunstmäzens und bezog einen Palazzo im historischen Zentrum der Stadt.
Sein Schwager zählte übrigens zu Twomblys ersten Förderern und Sammlern, die von ihm organisierte Twombly-Ausstellungstournee Rom-Mailand-Venedig Ende der 1950er-Jahre war ein rauschender Erfolg - anders als Twomblys erste Ausstellung in der berühmten Leo-Castelli-Galerie in New York, als Manhattans legendärer Galerienpapst kein einziges von Twomblys Kritzelbildern verkaufen konnte.
1979 wiederholte sich der Flop im Whitney-Museum: Zu europäisch, zu lyrisch, zu verschlüsselt, befanden die US-Kritiker. Erst mit einer atemberaubenden Personale im New Yorker Museum of Modern Art von September 1994 bis Jänner 1995 eroberte der Wahlrömer auch die amerikanische Szene. Heute sind ihm ganze Museumsflügel gewidmet, die Cy Twombly Gallery in der Menil Collection in Houston etwa - oder seit Mai 2009 auch im Münchner Museum Brandhorst . Noch im Vorjahr hatte Twombly trotz seiner Krebserkrankung im Pariser Louvre ein riesiges blaues Deckengemälde für einen Saal mit römischen und griechischen Skulpturen fertiggestellt.
Während der letzten zwanzig Jahre lebte und arbeitete Twombly am liebsten in Gaeta, einem Hafenort am Tyrrhenischen Meer: "Ich bin ein mediterraner Maler. Mir gefällt die Vorstellung vom Nordländer am Mittelmeer."
Dienstagnacht starb Cy Twombly 83-jährig in einem römischen Krankenhaus. (Andrea Schurian, DER STANDARD - Printausgabe, 7. Juli 2011)
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