Wie die OÖN bemerkten, verdichten sich
Hinweise, ein Mann namens "Heller" könnte künstlerischer Intendant der
EU-Kulturhauptstadt Linz 2009 werden. Ob Andrè oder Martin? Das ist noch
die Frage.
VON IRENE JUDMAYER UND BERNHARD LICHTENBERGER
Was taucht auf in unseren Köpfen, wenn wir Kunstinteressierte den Namen
"Heller" hören? Da gibt es zwei Möglichkeiten. Zunächst die
Österreichische.
"Die schönsten Abenteuer sind im Kopf" - sang ein gewisser André
Heller, als er vor Jahrzehnten noch als äußerst umtriebiger Poet u.a. im
Duett mit Helmut Qualtinger und als Ehemann von Erika Pluhar firmierte.
Sollte sich als Realität erweisen, was den OÖN während der letzten Tage
auffiel - könnte jedenfalls ein "Heller" viele seiner Kopfgeburten in die
Tat umsetzen.
Mit Andrè Heller käme als künstlerischer Intendant der
EU-Kulturhauptstadt Linz ein kompetenter Programmgestalter Europas zum
Zug. Derzeit ist der Erbe der Wiener Zuckerldynastie (die OÖN berichteten)
als Kurator für das Plakat-Projekt zur Fußball-WM in Deutschland tätig.
Ob "Begnadete Körper" ob Feuertheater, ob gleißend funkelnde
"Kristallwelten" - Heller spielt seine Inszenierungen auf der reichen
Klaviatur der Sinne, des Fühlens. Somit hat er die Fähigkeit, über
sämtliche Gesellschaftsschranken und Bevölkerungsschichten hinweg
begeistern zu können. Soweit, so Andrè.
Der andere "Heller"
Es gibt jedoch noch einen zweiten Heller. Und der hat im Vorfeld der
Veranstaltungen zum Thema Kulturhauptstadt bereits einen höchst klingenden
Namen: Es ist dies Martin Heller, Schweizer Kunsthistoriker und Ethnologe.
Auch seinen Weg markieren unzählbare attraktive Projekte.
Er arbeitete unter anderem als Museumsdirektor in Zürich und ist
künstlerischer Leiter im Team zur Formulierung der Bewerbungsunterlagen
der deutschen Stadt Bremen, die 2010 den Status EU-Kulturhauptstadt
anstrebt.
Heller gestaltete die Schweizer Landesausstellung Expo 02 und außerdem
auch die diesjährige Tiroler Landesausstellung "Die Zukunft der Natur".
Detail am Rande: der 1952 geborene Baseler Martin Heller ist ebenso wie
Andrè Heller in das Fußball-Geschehen involviert. Er zeichnet nämlich für
"Doppelpass" verantwortlich - ein länderübergreifendes Kulturprojekt zur
Fußball-EM 2008 in Österreich und der Schweiz.
Wachstumsschmerzen
Und auch ihm ist eine Schichtenüberwindende Gestaltung wichtig: "Ich
habe seit der Expo 2002 einen breiteren Kulturbegriff als vorher",
bekannte Heller, als er im Herbst 2004 auf Einladung der heimischen
Kulturmanagementgruppe "Die Fabrikanten" in Linz referierte. Ein Intendant
müsse "offene Ohren haben, Leute gegen alle Hierarchien einladen" sagte er
damals.
EU-Kulturhauptstadt zu werden, habe für ihn "etwas Magisches. Das ist
ein Ereignis, das Dinge entwickeln lässt, die es sonst nie gegeben hätte.
Eine Stadt muss dabei auch in einen großen Anzug hineinwachsen. Und das
ist zumeist auch mit Wachstumsschmerzen verbunden."
Wenn - wie die OÖN jetzt einmal in aller Hellhörigkeit vermuten - für
Linz jedoch ein dermaßen "Heller" Kopf zum Zug kommt, könnten diese
Wachstumsschmerzen allein schon durch die Perspektive einer für alle
faszinierenden Kulturhauptstadt-Gestaltung gemildert werden.
Und die realistischere Variante im Blick auf beide Hellers scheint uns
aufgrund der nötigen langen Bindung an Linz wohl doch eher der Martin zu
sein.
Bald könnte es "Heller" werden im Dunkel um die Linzer
EU-Kulturhauptstadt-Intendanz: links Andrè, rechts der aussichtsreiche
Kandidat Martin Heller Fotos: Neumayr/ Jäger/ sin