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vom 12.07.2005 - Seite 019

Ein "Heller" Kopf für Linz-Intendanz 2009 ?

Wie die OÖN bemerkten, verdichten sich Hinweise, ein Mann namens "Heller" könnte künstlerischer Intendant der EU-Kulturhauptstadt Linz 2009 werden. Ob Andrè oder Martin? Das ist noch die Frage.

VON IRENE JUDMAYER UND BERNHARD LICHTENBERGER

Was taucht auf in unseren Köpfen, wenn wir Kunstinteressierte den Namen "Heller" hören? Da gibt es zwei Möglichkeiten. Zunächst die Österreichische.

"Die schönsten Abenteuer sind im Kopf" - sang ein gewisser André Heller, als er vor Jahrzehnten noch als äußerst umtriebiger Poet u.a. im Duett mit Helmut Qualtinger und als Ehemann von Erika Pluhar firmierte. Sollte sich als Realität erweisen, was den OÖN während der letzten Tage auffiel - könnte jedenfalls ein "Heller" viele seiner Kopfgeburten in die Tat umsetzen.

Mit Andrè Heller käme als künstlerischer Intendant der EU-Kulturhauptstadt Linz ein kompetenter Programmgestalter Europas zum Zug. Derzeit ist der Erbe der Wiener Zuckerldynastie (die OÖN berichteten) als Kurator für das Plakat-Projekt zur Fußball-WM in Deutschland tätig.

Ob "Begnadete Körper" ob Feuertheater, ob gleißend funkelnde "Kristallwelten" - Heller spielt seine Inszenierungen auf der reichen Klaviatur der Sinne, des Fühlens. Somit hat er die Fähigkeit, über sämtliche Gesellschaftsschranken und Bevölkerungsschichten hinweg begeistern zu können. Soweit, so Andrè.

Der andere "Heller"

Es gibt jedoch noch einen zweiten Heller. Und der hat im Vorfeld der Veranstaltungen zum Thema Kulturhauptstadt bereits einen höchst klingenden Namen: Es ist dies Martin Heller, Schweizer Kunsthistoriker und Ethnologe. Auch seinen Weg markieren unzählbare attraktive Projekte.

Er arbeitete unter anderem als Museumsdirektor in Zürich und ist künstlerischer Leiter im Team zur Formulierung der Bewerbungsunterlagen der deutschen Stadt Bremen, die 2010 den Status EU-Kulturhauptstadt anstrebt.

Heller gestaltete die Schweizer Landesausstellung Expo 02 und außerdem auch die diesjährige Tiroler Landesausstellung "Die Zukunft der Natur".

Detail am Rande: der 1952 geborene Baseler Martin Heller ist ebenso wie Andrè Heller in das Fußball-Geschehen involviert. Er zeichnet nämlich für "Doppelpass" verantwortlich - ein länderübergreifendes Kulturprojekt zur Fußball-EM 2008 in Österreich und der Schweiz.

Wachstumsschmerzen

Und auch ihm ist eine Schichtenüberwindende Gestaltung wichtig: "Ich habe seit der Expo 2002 einen breiteren Kulturbegriff als vorher", bekannte Heller, als er im Herbst 2004 auf Einladung der heimischen Kulturmanagementgruppe "Die Fabrikanten" in Linz referierte. Ein Intendant müsse "offene Ohren haben, Leute gegen alle Hierarchien einladen" sagte er damals.

EU-Kulturhauptstadt zu werden, habe für ihn "etwas Magisches. Das ist ein Ereignis, das Dinge entwickeln lässt, die es sonst nie gegeben hätte. Eine Stadt muss dabei auch in einen großen Anzug hineinwachsen. Und das ist zumeist auch mit Wachstumsschmerzen verbunden."

Wenn - wie die OÖN jetzt einmal in aller Hellhörigkeit vermuten - für Linz jedoch ein dermaßen "Heller" Kopf zum Zug kommt, könnten diese Wachstumsschmerzen allein schon durch die Perspektive einer für alle faszinierenden Kulturhauptstadt-Gestaltung gemildert werden.

Und die realistischere Variante im Blick auf beide Hellers scheint uns aufgrund der nötigen langen Bindung an Linz wohl doch eher der Martin zu sein.

Bald könnte es "Heller" werden im Dunkel um die Linzer EU-Kulturhauptstadt-Intendanz: links Andrè, rechts der aussichtsreiche Kandidat Martin Heller Fotos: Neumayr/ Jäger/ sin


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