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Kunstberichte

Danubiana: Vom langen Darben am Donauufer

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- Kurioses am slowakischen Donaustrand: Eine Boots-Installation im authentischen Rahmen, zu sehen im Meulensteen Art Museum Danubiana.  Foto: apa/Mandl

Kurioses am slowakischen Donaustrand: Eine Boots-Installation im authentischen Rahmen, zu sehen im Meulensteen Art Museum Danubiana. Foto: apa/Mandl

Aufzählung Privat-Museum kämpft um Geld und Anerkennung.
Aufzählung Streitbarer Chef ist zugleich "Putzfrau".

Cunovo. Im Vorjahr war hier mit "Austrian Art" eine große Ausstellung österreichischer Gegenwartskunst zu sehen, für das kommende Frühjahr wird eine ambitionierte Schau zeitgenössischer ungarischer Kunst vorbereitet: Das private Danubiana Meulensteen Art Museum im slowakischen Cunovo, rund 15 Kilometer von Pressburg entfernt, hat dennoch zu kämpfen – um Anerkennung und finanzielle Mittel.

Der holländischen Unternehmer und Kunstmäzen Gerard H. Meulensteen finanzierte zwar nicht nur den Bau des im Jahr 2000 eröffneten Museums, er kommt auch für die jährlich anfallenden Betriebskosten auf.

In Personalunion Putzfrau und Direktor

Doch das ist für einen lebendigen Kunstbetrieb zu wenig. Museums-Mitbegründer Vincent Polakovic, nach Selbsteinschätzung gleichzeitig "Putzfrau und Direktor in einem", gerät ins Schimpfen, wenn man ihn nach Unterstützung seitens der Republik oder der nahe gelegenen slowakischen Hauptstadt fragt.

"Wir kriegen keine Antworten von der Stadt und von der Regierung, ganz unabhängig von den jeweiligen an der Spitze befindlichen politischen Parteien", ärgert sich der gelernte Staatsanwalt.

Der Jurist war in den 1990er-Jahren Leiter einer Galerie im nordslowakischen Poprad. Dort lernte er auch Meulensteen kennen. Gemeinsam entwickelten sie den Plan, auf einer Halbinsel inmitten des Donaukraftwerk-Stausees von Gabcikovo ein Museum zu bauen.

Zeitgenössisches mit Gastronomie

Das "Danubiana" hat sich auf expressive Kunst spezialisiert, Werke des heuer verstorbenen niederländischen Malers Karel Appel waren hier ebenso zu sehen wie Bilder des Slowaken Jan Kelemen.

"Wir leben von den Eintrittsgeldern und der Gastronomie", sagt Polakovic, "Das Museum würde zwölf Millionen slowakische Kronen (rund 335.000 Euro) pro Jahr benötigen, wir haben aber nur etwa die Hälfte zur Verfügung." Infrastrukturell ist man in dem nautisch-futuristisch anmutenden Bau am Donaustrand zwar nicht auf Massenansturm eingerichtet, doch steigerte sich die Besucherzahlen von 16.000 im Vorjahr auf 20.000 im Jahr 2006.

"Für nächstes Jahr ist uns schon eine große Null von der Stadt avisiert worden", ärgert sich der streitbare Ex-Staatsanwalt. "Und in der Regierung sitzen nur Businessmen, denen die Kultur egal ist."

EU-Förderungen nähren im Museum allerdings Zukunftshoffnungen. Wenn alles gut geht, könnte aus der Regionalförderung ein Um- oder Zubau für eine fixe Sammlung entstehen. Das wiederum würde die Reputation und die Besucherzahlen des Donau-Museums steigern.

Und auch die Erreichbarkeit soll verbessert werden: "Über eine Anlegestelle für den Twin City Liner wird schon nachgedacht", erklärt der Museums-Chef.

http://www.danubiana.sk

Donnerstag, 28. Dezember 2006


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