Kein kunsthistorischer Schnickschnack | |
Das Gespräch mit Hermann Czech führte
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Bei seiner achten Auflage verlässt der
vom Architektur Zentrum Wien veranstaltete und zur festen Institution
gewordene Wiener Architekturkongress das Terrain des Konkreten und wendet
sich erstmals der Meta-Ebene zu. Architekturvermittlung steht im Zentrum
der dreitägigen Veranstaltung, die Fachleute aus den USA und Europa
zusammenführt. Einer der Teilnehmer ist der österreichische Architekt
Hermann Czech, der vor allem mit seinen Gastro-Konzepten wie dem MAK-Café
bekannt geworden ist. ON Kultur: Herr Czech, für den interessierten Laien gibt es
hierzulande eine ganze Reihe von Angeboten im Bereich
Architekturpublizistik, das reicht von Tageszeitungen bis zu Magazinen,
vom Hörfunk bis zum Fernsehen. Dazu kommen dann noch diverse
Fachzeitschriften von "Schöner Wohnen" bis "architektur aktuell". Ist es
in geworden über Architektur zu berichten, oder ist das eine späte
Wiedergutmachung an einer Disziplin, mit der Massenmedien lange Zeit
nichts so recht anfangen konnten? Czech: Besser geworden, kann man gar nicht sagen, weil es
in Österreich seit der Nachkriegszeit eigentlich nie schlecht war. Es sind
nur die interessierten Laien mehr geworden. In den 50er Jahren galten ja
bloß die Besucher barocker Kirchen als an Architektur interessiert. Aber
die qualifizierte Kritik hat ja schon früh mit Friedrich Achleitner
eingesetzt, dann kam die nächste Generation mit Dietmar Steiner oder Otto
Kapfinger. Und heute gibt es eine ganze Reihe profilierter Kritiker. Ein
österreichisches Spezifikum ist, dass es sich dabei meist um Architekten
handelt. Architekturpublizistik hat daher auch nicht den sonst üblichen
kunsthistorischen Touch, der rein äußerliche Phänomene vergleicht.
ON Kultur: Ihr pauschales Lob verwundert mich, hört man doch
immer wieder Kritik, dass Architekturberichterstattung vor allem
Skandalberichterstattung sei, siehe Haas-Haus...? Czech: Die Skandalisierung findet ja nicht von
Architekturkritikern statt. Die profilierten Kritiker sind eben allesamt
ausgebildete Architekten, von denen manche sogar selbst bauen. ON Kultur: In der Berichterstattung kann man eine gewisse
Unsicherheit feststellen, ob Architektur jetzt eher zur Kunst oder doch
eher zur Chronik ressortiert. Wo ist es ihrer Meinung nach besser
aufgehoben? Czech: Automatisch kommt es ins Lokalressort, wo die Interessen
von einer ausreichenden Zahl Betroffener berührt werden. Architekten, als
konkrete Personen mit spezifischen Absichten, spielen dort natürlich keine
Rolle. Im anderen Fall gehört es natürlich in den Kunst-Teil, wenn man
schon davon ausgeht, dass Medienberichterstattung sektioniert sein muss.
Architektur ist Kunst - auch wenn ihr Material nicht Töne oder
Farben sind, sondern das Leben von Menschen. ON Kultur: Ist der schreibende Architekt im internationalen
Vergleich eine Ausnahmeerscheinung? Czech: In der amerikanischen Szene ist es in den vergangen
Jahrzehnten oft so gewesen, dass Kritiker die Arbeit von Architekten
begleitet haben. Es hat in den USA also eine Promotion von Architektur
durch Kritik gegeben. Das hat in Österreich nicht funktioniert, weil es
diese Orientierung auf Öffentlichkeitswirkung hier nicht gegeben hat. Und
es wäre aufgrund des geringen Medieninteresses auch nicht zielführend
gewesen. Das gesteigerte Medieninteresse der letzten Jahre hat zu einem
regelrechten Markt für Architektur geführt. Das ist zwar nur ein mediales
Phänomen, das nicht die tatsächlichen Arbeitsbedingungen verbessert. Man
muss sich als Architekt die Frage stellen, ob man nicht programmatischer
oder strategischer vorgehen sollte. Link: Architektur Zentrum Wien | ||||