15. Oktober 2009 - 00:04 Uhr · Von Irene Gunnesch · Kultur

Ausstellung Forum Design: Da war in Linz die Hölle los!

Da war in Linz die Hölle los!
Genial gelöst! So lautet das schlichte Fazit der gestern eröffneten Ausstellung „Der Fall Forum Design“ in der Landesgalerie. Thema: Faszination und Finanz-Desaster dieser legendären Präsentation im Jahr 1980.

„Es hat mir schon den Magen zusammengezogen!“ – sichtlich berührt beantwortet Helmuth Gsöllpointner bei der Pressekonferenz die OÖN-Frage nach seinen Gefühlen bei seinem vorgestern Abend erfolgten ersten Besuch der aktuellen Ausstellung in der Landesgalerie.

Der einstige Kunstuni-Rektor, Metallplastiker und Hauptverantwortliche des Jahrhundertprojekts „Forum Design“ (FD) war 1980/ 1981 innerhalb eines halben Jahres durch eine Budgetüberziehung von rund 500.000 Euro vom gefeierten Forum-Design-Mastermind zur Persona non grata abgestürzt.

Die alten Gerichtsakten, deren Öffnung er nun selbst vermittelte, sind ein wesentlicher Teil im „Fall Forum Design“. Das höchst komplexe und vielschichtige Thema wurde inhaltlich zu einem verblüffend objektiven und transparenten Index gegossen. Die Aufarbeitung durch Kuratorin Gabriel Hofer und Landesgaleriechef Martin Hochleitner reicht von der Grundidee des Forum Design über das abschließende Finanzdebakel bis hin zur Erkenntnis, dass diese legendäre Veranstaltung auch heute noch den Nerv trifft und sie trotz aller Fahrlässigkeit unbestritten die Hebamme für Linz auf dem Weg zur Kulturhauptstadt war.

Auch optisch hat die Landesgalerie das Thema beispielhaft gelöst: Schnell weicht die Spannung, wie denn wohl die 300 Meter lange FD-Zelthalle im historischen Linzer Museumsbau vermittelt werden wird, einem durchwegs positiv besetzten Staunen.

Hochachtung

Ein simples Regalgestell, prall gefüllt mit weißen Aktenkartons, zitiert als sich dynamisch quer durch die Räume streckender Monolith das damalige Zelt. An der Stirnseite (ebenfalls auf Kartons) ein raumsprengender Blick in die Eröffnungsszenerie anno 1980. An der Hinterwand die Ist-Situation der Konstruktion, die nun als Traktor- und Abfalllager dient. Einfaches Dasein statt nobles Design, quasi. Dazu jede Menge aufschlussreicher Bild-, Text- und Tondokumente.

Rekonstruiert wurde der Medienraum des Forum Design. Auf Monitoren laufen Interviews zum Thema. Daneben beeindruckt eine raumgreifende Installation mit mehr als tausend Exemplaren von Thomas Feichtners ebenso praktikablen wie ästhetisch klaren Linz2009-Hockern, als Brückenschlag zum jungen, heimischen Design.

Eine Ausstellung, bei der sich zur Sentimentalität über eine in Linz vertane Jahrhundertchance auch Hochachtung gesellt. Hochachtung vor einer visionären Idee, Hochachtung vor der aktuellen Aufarbeitung.

Quelle: OÖNachrichten Zeitung
Artikel: http://www.nachrichten.at/nachrichten/kultur/art16,276326
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