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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
01. Juli 2009
20:13 MESZ

Galerie Steinek, Eschenbachgasse 4, 1010 Wien. Bis 24. 7.

 

Romantik der Kaputtheit
Großformatige Leinwände ohne Titel triefen vor schwarzem Öl: Clemens Wolf in der Galerie Steinek in Wien

"Ein Flirt mit den Meistern der monochromen Malerei", beschreibt Carol Tachdjian von der Galerie Steinek die neuesten Arbeiten von Clemens Wolf. Die großformatigen Leinwände ohne Titel triefen vor schwarzem Öl, tauchen die ganze Galerie in ihren Duft: eine Oberfläche wie klebriges Pech, an dem die Blicke haften bleiben.

Das Geplänkel von Wolf mit der Monochromie, dieser dicke Farbauftrag, auf dem seine typischen Schablonen öldurchtränkt haften, erinnern etwa stark an jüngste Grafiken Richard Serras: Durch den Vorgang des Abziehens eines Trägerpapiers entsteht eine kraterartige Oberfläche, die Farbe greift wie Tentakeln in den Raum.

Parallel dazu hat Wolf (geb. 1981 in Wien), der 2007 sein Studium an der Kunstuniversität Linz abschloss, seine Bilder in Öl- und Schablonentechnik weitergeführt. Eine Art Graffiti-Verfahren, das in der Street Art wurzelt und Wolf auf die Leinwand hebt. Dort erzielt das Verwischen der Farben nostalgische Effekte: Ein Eindruck, der zunächst im Widerspruch zu den Motiven des Zerfalls - zerbröselnde, aber romantisch aufgeladene Industriebrachen, überwucherte Drahtzäune und urbane Ruinen - zu stehen scheint. Erst auf den zweiten Blick erweist sich die Romantisierung als höchst stimmiger, weil spannungsvoller Kontrast: Denn Wolf hat immer auch die Bilder der Gartenidyllen aus dem 18. und 19. Jahrhundert im Blick, wo man sich der künstlichen Ruine als Sehnsuchtsmoment bediente. Ins Heute transportiert, crasht dies mit den Industrieruinen, die inzwischen als Symbol gebrochenen Fortschrittsglaubens fungieren. Zusammen ergibt sich ein "Nature morte" der Kaputtheit.

Parallel zur Präsentation in der Galerie Steinek, die damit ihr Portfolio verjüngt, präsentiert Wolf seine Arbeit derzeit auch in der Zürcher Sihlcity (bis 26. 9.) und als einer der Preisträger des Strabag Art Award 09 in deren Artlounge (Eröffnung 9. 7., 18.30). (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.7.2009)

 

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